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Konfisziertes Interview
Deutsche Welle klagt gegen türkisches Ministerium

Die Deutsche Welle will auf juristischem Weg die Herausgabe eines Interviews mit dem türkischen Sportminister Akif Cagatay Kilic erreichen. Der Auslandssender hat nach eigenen Angaben Klage beim Zivilgericht in Ankara eingereicht. Das Ministerium hatte das Videomaterial unmittelbar nach der Aufzeichnung konfisziert.

    Michel Friedmann im Gespräch mit dem türkischen Jugend- und Sportminister Akif Kilic für die Deutsche-Welle-Sendung "Conflict Zone".
    Michel Friedmann im Gespräch mit dem türkischen Jugend- und Sportminister Akif Kilic für die Deutsche-Welle-Sendung "Conflict Zone". (Deutsche Welle / Monika Martin)
    Wie die Deutsche Welle mitteilte, ließ das türkische Ministerium für Jugend und Sport zwei gesetzte Fristen verstreichen. Deshalb habe der Sender Klage eingereicht. DW-Intendant Peter Limbourg sagte: "Dieser Vorgang hat mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts mehr zu tun. Wir fordern die türkische Seite nun auf dem Rechtsweg zur unverzüglichen Herausgabe unseres Videomaterials auf."
    Der Rundfunkrat der DW unterstützte diesen Schritt ausdrücklich. Das Gremium betonte, es sei beunruhigend, dass die Deutsche Welle gezwungen sei, vor Gericht auf die Herausgabe ihres Interviews zu klagen.
    Friedman: "Ein normales Konflikt-Interview"
    Der Moderator Michel Friedman hatte den Sportminister Anfang des Monats für die DW-Sendung "Conflict Zone" in Ankara interviewt. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk betonte Friedman, es habe sich um ein "normales Konflikt-Interview" gehandelt. Der Pressereferent Kilics habe nach dem Interview Druck auf das türkische Technik-Team der Deutschen Welle ausgeübt. Der Kameramann habe daraufhin den Chip mit den Aufnahmen ausgehändigt.
    Kilic hatte auf Twitter bestritten, dass das Interview beschlagnahmt worden sei. Man habe lediglich gefordert, es nicht auszustrahlen. Die Deutsche Welle müsse diesem Wunsch nach Autorisierung nachkommen.
    "Pressefreiheit nicht verhandelbar"
    Auch die Bundesregierung schaltete sich in den Fall ein. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Pressefreiheit sei nicht verhandelbar. Der deutsche Botschafter sprach in Ankara mit Kilics Büroleiter. Es sei ein konstruktives Gespräch geführt worden "über das, was geschehen ist", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin.
    Der Botschafter habe deutlich gemacht, dass Pressefreiheit für die deutsche Regierung und die deutschen Medien sehr wichtig sei. Zugleich wünsche sich die Regierung, dass "die Pressefreiheit auch in der Türkei zur Anwendung kommt". Der Vorfall solle aber nicht zu weiteren Verwerfungen mit der Türkei führen.
    (hba/am)