Die Gefechtspause endet heute abend (21.00 Uhr MESZ). "Es wird wohl ein Tag der Krisendiplomatie und der Telefongespräche werden", berichtete ARD-Korrespondent Bernd Grossheim. Sie war am Wochenende mehrfach gebrochen worden - wofür sich die Konfliktparteien gegenseitig verantwortlich machen. Die Separatisten der selbst ernannten "Volksrepubliken Donezk und Lugansk" verlangen als Vorbedingung für einen Friedensdialog mit Kiew den Abzug aller Regierungstruppen aus der Ostukraine.
Am Wochenende hatten die Aufständischen - unter Mitwirken Russlands - die letzten verschleppten Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) freigelassen, darunter eine Deutsche. "Es wird wohl ein Tag der Krisendiplomatie und der Telefongespräche werden", berichtete ARD-Korrespondent Bernd Grossheim.
Merkel, Hollande und Putin für weitere Waffenruhe
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande forderten in einem Telefonat mit Poroschenko und Russlands Präsidenten Wladimir Putin eine Verlängerung der Waffenruhe. Es müssten weitere Schritte unternommen werden, um die Lage zu stabilisieren, sagten Merkel und Hollande. Der Friedensplan der Ukraine müsse umgesetzt werden. Auch Putin sprach sich für eine weitere Feuerpause aus.
Bei einem für heute angesetzten neuen Krisentelefonat will Poroschenko mit Merkel, Putin und Hollande weitere Schritte besprechen. Gestern hatten die Politiker auch über eine mögliche OSZE-Mission zur Kontrolle der ukrainisch-russischen Grenzübergänge gesprochen, um den Nachschub von Waffen und Kämpfern in die Krisenregion zu stoppen.
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten vergangene Woche bei ihrem Gipfel bis heute Signale von der Moskauer Regierung dafür gefordert, dass sie es ernst meine mit der Entspannung in der Ostukraine. Russland müsse "substanzielle Verhandlungen" über Poroschenkos Friedensplan aufnehmen, anderenfalls werde die EU neue Sanktionen gegen Moskau beschließen, hieß es in einer Erklärung. Der Westen wirft der Regierung in Moskau vor, die Separatisten zu unterstützen, was Russland zurückweist.
Demonstranten für militärisches Vorgehen
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew demonstrierten hingegen Tausende dafür, die Militäroffensive wieder aufzunehmen, um die prorussischen Separatisten mit Waffengewalt zu stoppen. Unter ihnen waren auch Angehörige freiwilliger Kampfverbände. Zahlreiche Ukrainer werfen Poroschenko vor, dass die am 20. Juni ausgerufene Feuerpause keine greifbaren Erfolge gebracht hat.
Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge wurden seit Mitte April bis zum 20. Juni mindestens 423 Menschen im Ukraine-Konflikt getötet, darunter sowohl Soldaten als auch Zivilisten.
(fwa/fi)