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Konflikt mit dem Iran
Die USA rasseln mit dem Säbel

Nach dem Abschuss einer US-Drohne durch die iranischen Revolutionsgarden wächst die Gefahr einer militärischen Eskalation. Teile der Republikanischen Partei von Präsident Donald Trump fordern einen Vergeltungsschlag. Doch Trump zögert - noch.

Von Philipp May |
Ein unbemanntes Aufklärungsflugzeug des Typs "RQ-4A Global Hawk" steht auf einem Rollfeld
Eine solche US-Drohne wurde vor der Küste des Iran abgeschossen (US Air Force/Darrion Brownin)
Es ist ein heikler Moment in der Präsidentschaft Donald Trumps, wahrscheinlich, der heikelste. Die Rufe nach einem Militärschlag gegen den Iran werden lauter. Wie wird Trump reagieren?
"Er ist Deal-Maker. Er versucht den Konflikt zu vermeiden, das ist wirklich der Moment, in dem er sich beweisen muss", sagt Lindsay Graham, Republikanischer Senator aus South Carolina und enger Trump-Verbündeter. Doch Graham gilt auch als Falke. Er will, wie die meisten hochrangigen Republikaner jetzt Härte sehen vom Präsidenten.
Unerhörte Provokation
Auf echte Schmerzen soll sich der Iran vorbereiten. Wenn sie einen Kampf wollen, dann bitteschön – werden sie ihn auch kriegen. Ein machtvoller Schlag, glaubt Graham, könnte den Iran in die Schranken weisen und so einen größeren Konflikt verhindern. Nicht zu reagieren, würde der Iran dagegen als Schwäche auslegen, ist der Senator überzeugt.
Und tatsächlich ist es aus Sicht der USA eine unerhörte Provokation. Eine hundert Millionen Dollar Drohne, zur Überwachung des Luftraums, abgeschossen von den iranischen Revolutionsgarden.
Wie wird Trump reagieren? Ein Präsident, der alle Truppen nach Hause holen will, der immer gesagt hat, die USA sollen nicht mehr Weltpolizist spielen. Aber auch ein Präsident, der keine Schwäche zeigen will. Am frühen Nachmittag Ortszeit empfängt er die Presse im Oval Office, und sagt:
"Der Iran habe einen großen Fehler gemacht. Die Drohne sei klar über internationalen Gewässern geflogen, sagt der Präsident außerdem. Das haben wir wissenschaftlich dokumentiert."
Trump windet sich
Doch dann scheint er einen Ausweg zu suchen. Gleich zweimal in dem kurzen Pressebriefing stellt er folgende Vermutung an. Er glaube nicht, dass de Drohnenabschuss absichtlich geschehen ist, eher die Tat eines einzelnen Kommandeurs, der eigenmächtig und dumm gehandelt habe, sagt Donald Trump.
Ist das ein Ausweg? Die Tat eines Verirrten als goldene Brücke? Der Iran denkt nicht daran, drüber zu gehen und veröffentlicht selbst ein Video und Koordinaten, die beweisen sollen, dass die Drohne nicht über internationalen Gewässern, sondern auf iranischem Gebiet abgeschossen worden sei.
"Wie sind wir in diese Situation gekommen", fragt der demokratische Kongressabgeordnete Andy Levin am Abend bei CNN. Und er gibt selbst die Antwort.
"Wir sind in die Situation gekommen, weil Trump aus dem Atomdeal mit dem Iran ausgestiegen ist, an dem alle anderen Länder festgehalten haben. Wir haben im Alleingang gehandelt, haben die Säbel gerasselt und rhetorisch eskaliert. Wir müssen verantwortungsvoller handeln!"
Bereits einem Luftschlag zugestimmt?
Zuvor hatte Levins Demokratische Partei zur Deeskalation aufgerufen und Trump daran erinnert, dass der Kongress die Finanzierung für einen Militäreinsatz genehmigen müsse. Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, sagte, er sei besorgt, dass der Präsident gerade in einen Krieg schlittere.
Nach Informationen der New York Times soll Trump am Abend schon sein Okay für einen begrenzten Luftschlag auf Ziele im Iran gegeben haben. In der Nacht hätte der Angriff ausgeführt werden sollen, doch dann zog er die Genehmigung noch einmal zurück, schreibt die Zeitung.
Das Abwägen im Weißen Haus, es geht also weiter und die Frage steht immer noch im Raum: Wie wird Trump heute reagieren?
Journalistenfrage: "Mister President, how will you respond?"
Trump: "You’ll find out."
Jorunalistenfrage: "Are you willing to go to war with Iran?"
Trump:_ "You’ll find out, you’ll find out."