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Konflikt mit dem Iran
Wer berät Donald Trump?

US-Präsident Donald Trump hat einen Militärschlag gegen den Iran in letzter Minute gestoppt. Nun wird in den USA diskutiert, welche Rolle Trumps Lieblingsmoderator von "Fox News" bei den Entscheidungen des Präsidenten spielt. Die US-Regierung gibt in der Iran-Frage jedenfalls ein uneinheitliches Bild ab.

Von Philipp May |
US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus
US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus (www.imago-images.de)
Tucker Carlson, Fernsehmoderator beim ultrakonservativen Kabelnews-Kanal "Fox News", ist deswegen interessant, weil Tucker Carlson nicht einfach nur Fernsehmoderator ist. Er ist der Lieblingsmoderator von US-Präsident Donald Trump.
Er spricht einen seiner minutenlangen Livekommentare zum Weltgeschehen. Es ist Donnerstagabend und die ganze Welt fragt sich gerade, ob die USA kurz vor einem Vergeltungsschlag gegen den Iran stehen.
Tucker Carlson schaut ernst in die Kamera - und erinnert Trump an sein Wahlversprechen, die USA aus den Kriegen im Mittleren Osten zurückzuziehen.
Bewegte ein Fernsehmoderator Trump zum Stopp?
Dann führt er weiter aus: Es sei doch interessant, sagt Carlson, dass die gleichen Leute - gemeint ist Sicherheitsberater John Bolton -, die uns damals in den desaströsen Irak-Krieg geführt haben, jetzt in einen neuen Krieg mit dem Iran wollen. Der Präsident sei aber lobenswerterweise sehr skeptisch. Kurz danach widerruft Trump tatsächlich seinen bereits genehmigten Befehl zum Militärschlag.
Hatte Carlson Einfluss auf Trump?
In den US-Medien wird seitdem öffentlich über die Rolle Carlsons spekuliert. Hat der Fox-News-Moderator womöglich mehr Einfluss auf den wankelmütigen Präsidenten als seine engsten Berater? Offensichtlich jedenfalls ist, dass Trumps Regierung in der Iran-Frage ein verstörend uneinheitliches Bild abgibt. Der Präsident schlüpfte am Wochenende wieder in sein Deal-Maker-Kostüm und bot dem Iran öffentliche Gespräche an.
Er möchte keinen Krieg, so Trump. Wenn doch dann werde der Iran eine nie dagewesene Vernichtung erleben. Er wolle das nicht, er wolle reden. Aber der Iran dürfe keine Atomwaffen haben.
Verhandlungen ohne Vorbedingungen
"Ohne Vorbedingungen?", fragt der Moderator von NBC. Verhandlungen ohne Vorbedingungen, das ist das Angebot von Donald Trump. Dass das so unter Druck geratene Mullah-Regime derzeit darauf aber eingehen kann, halten Experten dennoch für mehr als fraglich. Zumal Trump gleichzeitig ankündigte, die Sanktionen gegen den Iran noch einmal verschärfen zu wollen.
Mehrere Medien berichten außerdem, dass die USA Cyberangriffe auf die Netzwerke und Computersysteme des iranischen Geheimdienstes und der Revolutionsgarden durchgeführt haben. Und Sicherheitsberater und Scharfmacher John Bolton setzte auch wieder verbale Warnungen ab: Weder der Iran noch ein anderer feindlicher Akteur sollten die amerikanische Nachsicht als Schwäche missverstehen. Niemand hätte dem Iran deswegen eine Jagdlizenz erteilt, so Bolton in Jerusalem, wo er mit den Verbündeten Israelis über die Lage berät.
John Bolton, Sicherheitsberater der USA, spricht bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Israels Ministerpräsident Netanjahu.
John Bolton, Sicherheitsberater der USA (Tsafrir Abayov/AP POOL/dpa)
Sanders: Trump hat die Krise mit herbeigeführt
Außenminister Michael Pompeo, der zweite einflussreiche Falke in Trumps Kabinett, ist dagegen zu Gespächen mit dem anderen wichtigen Verbündeten in der Region gereist, der den Iran lieber heute als morgen bombardiert sehen würde: Saudi Arabien.
Bernie Sanders, Bewerber um die demokratische Präsidentschaftskandidatur, lacht nur zynisch bei der Frage, ob Donald Trump, die richtige Entscheidung getroffen hat:
Das sei so, als wenn jemand einen Papierkorb in Brand steckt, und dann das Feuer löscht. Er habe die Krise mit herbeigeführt, so Sanders, durch den Rückzug aus dem Atomabkommen. Und jetzt glaube der Präsident, dass ein krieg möglicherweise gut für das Land sein könnte.
Trump, so Sanders, müsse begreifen, dass der Schlüssel zur Lösung der Iran-Krise eigentlich ganz woanders liege: Beim Verbündeten Saudi-Arabien.
"Saudi-Arabien ist eine brutale Diktatur, die Dissidenten tötet, Frauen als Bürgerinnen dritter Klasse behandelt. Unser Job ist es, Saudi-Arabien zu sagen, wir folgen Euch nicht mehr. Ihr müsst euch zusammensetzen. Wir werden vermitteln und dann klärt eure Angelegenheiten! Die Vereinigten Staaten wollen keine Männer und Frauen mehr und keine Billionen von Dollars mehr in niemals endenden Kriegen im mittleren Osten verlieren."
Zumindest in diesem Punkt würde Trumps Lieblingsmoderator von Fox News, Tucker Carlson, dem linken Trump-Gegner Bernie Sanders sicher zustimmen.