Archiv

Konflikt mit den USA
Nordkorea droht mit "absoluter Stärke"

Der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea spitzt sich rhetorisch weiter zu. Das Militär in Pjöngjang teilte mit, dass US-Präsident Donald Trump "nur mit absoluter Stärke" beizukommen sei und kündigte einen Plan für einen Angriff auf die Pazifikinsel Guam an. Der amerikanische Verteidigungsminister James Mattis drohte Nordkorea indirekt mit "der Vernichtung seines Volkes".

    Zehntausende Nordkoreaner versammeln sich am 09.08.2017 auf dem Kim-Il-sung-Platz in Pjöngjang (Nordkorea) zu einer Demonstration gegen die UN-Sanktionen. Ihre Plakate bekunden die Unterstützung der Regierung.
    Zehntausende Nordkoreaner versammeln sich am 09.08.2017 auf dem Kim-Il-sung-Platz in Pjöngjang (Nordkorea) zu einer Demonstration gegen die UN-Sanktionen. (Jon Chol Jin/AP/dpa)
    "Sachlicher Dialog ist mit so einem Typen bar jeder Vernunft nicht möglich", hieß es in einer Stellungnahme der Streitkräfte, aus der die nordkoreanische Staatsagentur KCNA zitierte. Der amerikanische Verteidigungsminister Mattis richtete dagegen eine Warnung an Nordkorea: "Die Demokratische Volksrepublik sollte jeden Gedanken an Handlungen aufgeben, die zum Ende ihres Regimes und zur Vernichtung ihres Volkes führen würden."
    Militärische Drohungen wie nie zuvor
    Rhetorisch spitzt sich der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea damit weiter zu. Denn zuvor hatte Trump Nordkorea so offen wie noch kein US-Präsident zuvor militärisch gedroht: "Nordkorea sollte besser keine weiteren Drohungen gegen die USA ausstoßen. Ihnen wird mit Feuer und Wut begegnet werden, wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat." Für seine Aussagen erhielt er auch Kritik aus den eigenen Reihen.
    Nach Informationen der "New York Times" hatte Trump seine weltweit beachteten "Feuer und Wut"-Äußerungen nicht vorab mit seinem Stab abgesprochen. Der Präsident habe spontan auf eine Reporterfrage reagiert, berichtet die Zeitung. Sie stützt sich dabei auf Aussagen von Beratern Trumps. Hartmut Koschyk, der Vorsitzende der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe, warnte im Deutschlandfunk davor, die Situation zu unterschätzen. Zu lange habe die Weltgemeinschaft das Problem ignoriert.
    Nordkorea nimmt Guam ins Visier
    Nordkorea reagierte darauf trotzdem mit der Drohung, mehrere Raketen auf Guam abzufeuern. Auf der von 160.000 Menschen bewohnten US-Pazifikinsel befindet sich ein strategisch wichtiger Stützpunkt des amerikanischen Militärs, 7.000 Einsatzkräfte sind dort stationiert. Man werde bis Mitte August Pläne fertigstellen, nach denen vier Mittelstreckenraketen über Japan fliegen und etwa 30 bis 40 Kilometer vor Guam ins Meer stürzen sollen.
    Nordkoreas Militär hat den Vereinigten Staaten mit einem Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam gedroht. 
    Die Flugdistanz von knapp 3.360 Kilometern könnten die Raketen binnen weniger als 18 Minuten zurücklegen. Sobald die Einsatzpläne fertiggestellt seien, entscheide Präsident Kim Jong Un über das weitere Vorgehen. US-Außenminister Rex Tillerson hatte sich danach mäßigend geäußert. Bei einem Stopp auf Guam sagte Tillerson, er glaube nicht, dass es eine unmittelbare Bedrohung gebe, die Amerikaner könnten ruhig schlafen. Trump habe nur die nordkoreanische Rhetorik in gleicher Sprache beantworten wollen.
    Zur atomaren Bewaffnung der USA hatte Trump am Mittwoch getwittert: "Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren. Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor." Die "Washington Post" und zahlreiche US-Militärexperten wiesen darauf hin, dass eine Modernisierung des Arsenals binnen sechs Monaten schlicht unmöglich sei.
    China und Russland rufen zur Mäßigung auf
    Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua kritisierte den verbalen Schlagabtausch zwischen den USA und Nordkorea. In einem Kommentar hieß es, ohne eine "Rückkehr zur Vernunft" werde "alles noch schlimmer". Nordkorea sollte sein Atom- und Raketenprogramm einstellen, während die USA und Südkorea ihre Militärmanöver aussetzen, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sagte im Deutschlandfunk, dass die Krise nur durch ein Zusammenwirken der USA mit China gelöst werden könne.
    Auch Russland bot Vermittlungen an. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel warnte, man dürfe auf Drohungen Pjöngjangs nicht mit der gleichen aggressiven Rhetorik reagieren und die Eskalationsschraube immer weiter drehen. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres nannte die Situation "beunruhigend".
    Südkoreas Streitkräfte drohten mit der "harten und resoluten Vergeltung der Alliierten". Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat sollte am Donnerstag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten. Die japanische Regierung erklärte unterdessen, Provokationen aus Nordkorea "niemals zu tolerieren". Die jüngsten Pläne Pjöngjangs würden nicht nur Japan, sondern auch die Sicherheit der internationalen Gemeinschaft bedrohen, erklärte ein Sprecher am Donnerstag in Tokio. Japan hat bereits mehrfach damit gedroht, nordkoreanische Raketen abzuschießen. Japan und die USA würden ihre Politik eng abstimmen, sagte der Sprecher.
    Karte zum Konflikt in um Nordkorea: Positionen, Interessen der wichtigesten Länder, die in den Konfllikt verwickelt sind.
    Harte Wirtschaftssanktionen durch die UNO
    Trotz Verboten des UNO-Sicherheitsrates und Warnungen aus dem Ausland hatte Nordkorea am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10.000 Kilometern. Nordkoreas Staatschef Kim sagte nach dem Test, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Als Reaktion auf den Raketentest verhängte der UNO-Sicherheitsrat die bislang schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea.
    (nch/gwi)