Die örtliche Grünen verurteilten die Gewalt von allen Seiten. Das wahre Thema sei aber weder die Gewalt von Polizisten noch von radikalen Demonstranten, teilten die Partei "Europe Écologie Les Verts" im Departements Deux-Sèvres. Es gehe um die gerechte Aufteilung des gemeinsamen Gutes Wassers. Die aktuellen Debatten überlagerten die wahren Probleme, die durch die Mobilisierung von Zehntausenden von Menschen in Melle und Sainte-Soline an diesem Wochenende ans Licht gekommen seien. Der angestrebte Wasserfrieden könne nur gewonnen werden, wenn der Staat zur Vernunft kommt und ein sofortiges Moratorium für das geplante Bewässerungsprojekt für die Landwirtschaft erlasse. Auf Twitter war unter anderem die Rede davon, Frankreich habe in Sainte-Soline den ersten großen Konflikte um Wasser erlebt.
Zuletzt schwebte ein Demonstrant noch in Lebensgefahr. Nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft war der 30-Jährige am Sonntag mit einem Schädel-Hirn-Trauma in eine Intensivstation eingeliefert worden. Bei der Demonstration am Vortag waren außerdem eine 19-jährige Frau und ein 27-Jähriger schwer verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft leitete in allen drei Fällen Ermittlungen ein. Vier weitere Demonstranten erlitten den Angaben zufolge leichtere Verletzungen. Zudem seien 29 Polizisten verletzt worden, zwei von ihnen mussten nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Krankenhaus behandelt werden.
Proteste gegen geplanten Bau von Wasserspeichern
An den Protesten gegen den geplanten Bau von Wasserspeichern hatten trotz eines Versammlungsverbots nach Behördenangaben etwa 6.000 Menschen teilgenommen, die Organisatoren sprachen von bis zu 30.000 Teilnehmern. Die Demonstranten hatten versucht, das Becken des geplanten Wasserspeichers zu besetzen. Zu dem Protest hatten das Bündnis" Bassines non merci", die Umweltbewegung "Soulèvements de la Terre" und eine linksgerichtete Bauerngewerkschaft aufgerufen. Anlass waren die Pläne für ein Wasserreservoir im Rahmen eines Bewässerungsprojekts für die Landwirtschaft.
Im Rahmen des Projekts, das von einer Genossenschaft aus 450 Landwirten mit staatlicher Unterstützung getragen wird, sollen 16 Staubecken mit einer Gesamtkapazität von rund sechs Millionen Kubikmetern hauptsächlich im Département Deux-Sèvres gebaut werden. Ziel ist es, oberflächennahes Grundwasser, das im Winter entnommen wird, zu speichern. Damit sollen im Sommer, wenn die Niederschläge seltener werden, Felder bewässert werden. Befürworter sehen darin eine Voraussetzung für das Überleben der landwirtschaftlichen Betriebe angesichts der Zunahme von Dürreperioden. Die Gegner hingegen kritisieren, dass die "Agrarindustrie" in Zeiten des Klimawandels das Wasser "an sich reißt".
Diese Nachricht wurde am 28.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.