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Konjunktur
Wenig Grund für Kritik am Exportüberschuss

Es ist noch nicht lange her, dass die EU Deutschland wegen seiner Exportüberschüsse rüffelte. Und auch andere Kritiker hatten gleich die Empfehlung parat: Mehr Konsum bitte, damit das Ausland bei uns mehr Waren absetzen kann. Nun gab es heute frische Zahlen vom Statistischen Bundesamt.

Von Michael Braun |
    Von wegen Exportüberschuss: Der deutsche Verbraucher konsumiert laut Statistikern wieder mehr.
    Von wegen Exportüberschuss: Der deutsche Verbraucher konsumiert laut Statistikern wieder mehr. (dpa / Frank Leonhardt)
    Die Kassen piepen in Deutschland. Die Menschen kaufen ein. Um 2,5 Prozent sind die Konsumausgaben im vorigen Jahr gestiegen, nach Abzug der Preissteigerungen, also real, um immerhin noch 0,9 Prozent. Es liegt an den höheren Löhnen, der relativ niedrigen Arbeitslosigkeit. Das treibt den Konsum - und weil die Alternative nicht attraktiv erscheint:
    "Die Zinsen sind extrem niedrig. Das heißt, die Alternative, Sparen, ist unattraktiv. Und insofern rechnen wir auch in diesem Jahr mit einer guten Konsumkonjunktur in Deutschland."
    Sagt Michael Holstein, Leiter Volkswirtschaft bei der DZ Bank. Fast ein Viertel der Konsumausgaben der privaten Haushalte entfiel auf die Wohnkosten. Für Verkehr wurden mehr als 13 Prozent, für Ernährung zwölf Prozent der Konsumausgaben aufgewendet. Für diese Zwecke geben die Deutschen seit Jahren kaum mehr aus. Die Ausgaben für Wohnen, Kleidung und Ernährung sind seit 1991 um höchstens sechs Prozent gestiegen. Freizeit, Kultur und Restaurantbesuche haben sich die Deutschen seitdem aber bis zu 16 Prozent mehr kosten lassen.
    Von der Konsumlust der Deutschen profitieren auch die Nachbarn. Das zeigt die ebenfalls heute veröffentlichte Außenhandelsstatistik. Die Exporte in die Euroländer stiegen im Januar um 3,2 Prozent. Die Importe legten stärker zu, um vier Prozent. Heiko Peters, Volkswirt der Deutschen Bank, erklärt, was die Deutschen kaufen:
    "Mit den steigenden Exporten steigt auch dann die Nachfrage nach importierten Zwischenprodukten. Das ist ein größerer Block, der durch die gute Exportentwicklung getrieben ist. Und zum anderen ist es dann erhöhte Nachfrage von deutschen Konsumenten, also Bekleidungsgüte beispielsweise."
    Dieselmotoren von Renault, die auch in der A-Klasse von Mercedes verbaut werden, finden sich in der deutschen Importstatistik wieder genauso wie Oliven aus Griechenland oder Schuhe aus Italien. Freilich: Die wachsende Konsumlust der Deutschen trifft nicht nur auf Angebote aus Euroland. Importiert wird aus aller Welt. Michael Holstein von der DZ Bank:
    "Da wird aber nur ein Teil bei den europäischen Nachbarn ankommen. Ein erheblicher Teil fließt natürlich auch in den Teil außerhalb Europas."
    Konsumanstieg in Südeuropa
    Es wird natürlich auch weiterhin exportiert. Insgesamt, also über die Eurozone hinaus, sind weiterhin die deutschen Ausfuhren schneller gestiegen als die Einfuhren. Die Exporte legten im Januar auf knapp 91 Milliarden Euro zu, ein Plus von 2,9 Prozent. Die Importe stiegen nur um 1,5 Prozent auf knapp 76 Milliarden Euro. Doch langfristig schmelzen die deutschen Außenhandelsüberschüsse ab. Deutsche Bank-Volkswirt Peters:
    "Was man gesehen hat, ist ja, dass es seit dem 2007 schon eine Anpassung gibt bei den deutschen Überschüssen, dass der Überschuss gegenüber anderen Eurozonenländern relativ stark gesunken ist. Der betrug 2007 noch über vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), jetzt nur noch etwa zwei Prozent."
    Den deutschen Export positiv gesehen: Er ist zuletzt wieder gestiegen, weil die Nachfrage stieg. Weil es den Kunden auch in Südeuropa langsam wieder besser geht.