Im August sind die Umsätze im Einzelhandel noch gestiegen, doch im September kam mit einem Minus von real 3,2 Prozent der stärkste Rückgang seit mehr als sieben Jahren. Damit hat so offenbar niemand gerechnet, denn Analysten waren von einem Rückgang um etwa ein Prozent ausgegangen. Das könne schon mal passieren, meint Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Starke Schwankungen von einem Monat auf den anderen, das gebe es öfter:
"Ja, ich glaube, es gibt Gründe für die Schwankungen, die können recht vielfältig sein. Das können Witterungsschwankungen sein. Ferientermine spielen auch eine große Rolle. Dieses Jahr hatten wir ja sehr starke Verschiebungen der Sommerferien, die sehr spät in einigen Bundesländern lagen."
So hatte der September 2014 zwar einen Verkauftag mehr als im Vorjahr, was positiv ist, aber zur gleichen Zeit auch mehr Ferientage. Und der Handelsverband HDE gibt auch noch dem Wetter die Schuld daran, dass diesmal besonders wenig Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren gekauft wurden. Der Anteil des Einzelhandels am gesamten privaten Konsum ist seit Jahren rückläufig und liegt nur noch bei etwa 40 Prozent, und das trotz des boomenden Internethandels. Ein neues Auto oder gar ein neues Haus zählen nämlich nicht dazu und auch nicht das neue Smartphone oder ein Video, das man inzwischen aus Internet herunterladen kann.
"Vom Einzelhandel auf die gesamte Entwicklung des privaten Verbrauchs zu schließen, da muss man vorsichtig sein. Der Strukturwandel im Einzelhandel ist sehr groß, und da können wir von einzelnen Monatszahlen nicht auf den privaten Konsum in der Grundtendenz schließen."
Handel über das Internet wird wohl nicht mehr wachsen
Ausgerechnet der E-Commerce, also der Einzelhandel über das Internet, wird nach Auskunft der Onlinehändler nicht mehr so stark wachsen. Hier sei eine gewisse Sättigung eingetreten. Die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK bleibt aber bei ihren Aussagen von letzter Woche, danach ist die Stimmung der Verbraucher nach einem Zwischentief im August und September zuletzt wieder besser geworden. Rolf Bürkl von der GfK:
"Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Konsumneigung konnten wieder zulegen und weisen nach wie vor ein überaus hohes Niveau auf. Darin spiegeln sich die nach wie vor exzellenten Rahmenbedingungen in Deutschland wieder: Ein stabiler Arbeitsmarkt, steigende Beschäftigung, Rekordstände bei den Erwerbstätigen, und das vor dem Hintergrund einer sehr moderaten Inflation, was dazu führt, dass die Kaufkraft, die reale Einkommensentwicklung doch sehr positiv ist."
Reale Einkommenszuwächse erwartet auch die Allianz:
"Wir haben einen deutlich rückläufigen Ölpreis, der wie ein Konjunkturprogramm wirkt. Das sieht man an den Tankstellen, die Preise sind deutlich zurückgegangen. Und die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit hat diese Woche erst überraschend gute Zahlen vom Arbeitsmarkt bekannt gegeben. Auch der Chef der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise, schließt eine Verunsicherung der Verbraucher aus, so lange die Zahl der Arbeitslosen niedrig bleibt.