Einen Abschwung herbeireden will der Deutsche Industrie- und Handelskammertag - DIHK - noch nicht. Wenn aber die Wachstumsprognose deutlich, sprich gleich um einen halben Prozentpunkt von 2,7 auf 2,2 % zurückgenommen wird, dann bleibt auch Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben erst einmal nur ein Lamento.
"Da wollten wir mal richtig optimistisch sein, weil wir über Jahre unsere Prognosen nach oben korrigieren mussten, kaum haben wir es mal gemacht, müssen wir es nach unten korrigieren."
Und prompt folgt eine Warnung:
"Der Aufschwung steht auf dem Prüfstand."
Dabei sind die grundlegenden Wachstumskräfte im Inland durchaus noch intakt, die Industrie ist zu 88 Prozent ausgelastet, die durchschnittlichen Auftragsbestände reichen für fünf Monate, dennoch könnte die Stimmung kippen - und die Gründe liegen in dem, was sich jenseits der Grenzen zusammenbraut - es kommt Schlag auf Schlag.
Viele Unsicherheiten im Ausland
"Am 1. Juni wird über die Einführung von US-Zöllen auf Stahl und Aluminium entschieden, am 6. August treten die US-Iran–Sanktionen mit weltweiter exterritorialer Wirkung in Kraft, Zölle auf deutsche Autoexporte in die USA werden geprüft, die NAFTA-Verhandlungen dauern an, Ausgang ungewiss, Strafzölle im USA-China-Geschäft sind noch nicht vom Tisch, kommen vielleicht sogar, außerdem treffen die USA-Russland-Sanktionen auch deutsche Unternehmen, zum Teil erheblich, vom Brexit ganz zu schweigen."
Und damit hat DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben ein weiteres mögliches Risiko für die Konjunktur noch nicht einmal erwähnt.
"Italien ist nicht drin!"
Die Entwicklung dort konnte bei der Befragung von 24.000 Unternehmen noch nicht berücksichtigt werden, doch kleiner wird die Unsicherheit wegen Italien auch nicht. Zwar erzielt das Land derzeit Überschüsse in der Leistungsbilanz und im sogenannten Primärhaushalt, bei dem die Zinsen auf die hohe Staatschuld außen vor bleiben. Käme es aber dennoch zu Zahlungsproblemen, dann hätte das bei der aktuellen Staatsschuld eine ganz andere Dimension.
"2.300 Milliarden zu finanzieren – wir können das nicht stemmen. Wir sind also darauf angewiesen, das Italien Kurs hält – und zwar mit dem Euro und nicht gegen den Euro."
Damit werden die Misstöne von jenseits der Grenzen immer lauter und so stellt sich die Gretchenfrage dann doch: Kommt die Konjunkturwende jetzt?
"Nach neun Jahren kann es auch eine Wende geben. Mehr kann ich nicht sagen, aber so ein bisschen befürchten wir es. Wir wissen im Moment zu viel von den Problemen im Exportbereich als dass wir im pfeifend im Keller davon ausgehen können, dass es irgendwie schon wieder besser wird."