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Konjunkturentwicklung und Zinspolitik
US-Notenbank legt eine Pause ein

Seit 2015 hat die US-Notenbank die Leitzinsen kontinuierlich erhöht. Doch angesichts einer sich weltweit abkühlenden Konjunktur will die Federal Reserve nun erst einmal abwarten. Mit Sorge blickt die Fed auf Europa. Notenbank-Chef Jerome Powell warnt eindringlich vor einem harten Brexit

Von Klemens Kindermann |
    Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve, spricht auf einer Pressekonferenz
    Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve, warnt vor einem harten Brexit. (Carolyn Kaster/AP/dpa)
    Vier Mal hatte die US-Notenbank im vergangenen Jahr die Leitzinsen erhöht, zuletzt im Dezember auf die Spanne zweieinviertel bis zweieinhalb Prozent. Und eigentlich waren in diesem Jahr zwei weitere Zinserhöhungen geplant. Doch davon war in der gestern veröffentlichten Mitteilung der US-Notenbank keine Rede mehr. Obwohl die US-Wirtschaft immer noch solide wachse und weiter neue Jobs geschaffen werden, so Notenbank-Chef Jerome Powell, gebe es Anzeichen für eine Abkühlung der weltweiten Konjunktur:
    "Das Wachstum in wichtigen Auslandsregionen hat sich abgeschwächt, vor allem in China und Europa. Hinzu kommt eine größere Unsicherheit über mehrere ungelöste politische Probleme, wie den Brexit, die Handelskonflikte und die Folgen des Regierungsshutdowns in den USA."
    Der Regierungsshutdown war auch dafür verantwortlich, dass der Notenbank wichtige Daten nicht rechtzeitig vorlagen, zum Beispiel zum Bruttoinlandsprodukt oder zum Einzelhandel. Dies und die unsichere Gesamtlage seien die Gründe für den nun eher abwartenden Kurs der Federal Reserve, betonte Powell: vorerst also keine weiteren Zinserhöhungen.
    Geduld ist das neue Zauberwort
    "In diesem Umfeld glauben wir, dass wir die Wirtschaft am besten unterstützen können, in dem wir geduldig die Entwicklung beobachten, bevor wir weitere Schritte unternehmen."
    "Geduld" ist das neue Zauberwort der US-Notenbank. Jerome Powell nannte es mehrfach, zumal derzeit auch keine Gefahr mehr bestehe, dass die US-Wirtschaft überhitzt. Die Inflationsrate liege nahe dem Idealwert von zwei Prozent.
    Mit Sorge schaut der Chef der US-Notenbank auf die Entwicklung in Europa. Jerome Powell warnte vor einem harten Brexit:
    "Das wäre ein Ereignis, das noch nie vorgekommen ist. Wenn es zu einem harten Brexit kommt, würden wir das spüren. Wir hoffen natürlich, dass es eine Lösung ohne harten Brexit gibt."
    Auf den vorsichtigeren Kurs der US-Notenbank reagierte die "Wall Street" euphorisch. Der Dow Jones-Index stieg um über 400 Punkte erstmals seit Anfang Dezember wieder über die Marke von 25.000. US-Präsident Donald Trump begrüßte dies als "fantastische Nachricht". Trump hatte die Zinserhöhungen im vergangenen Jahr immer wieder heftig kritisiert.