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Konkurrenz durch Tinder
Dating-Portale sind nicht mehr allein

Klassische Dating-Portale haben unliebsame Konkurrenz bekommen. Smartphone-Apps wie etwa Tinder erfreuen sich bei den unter 30-jährigen immer größerer Beliebtheit. Geflirtet wird mit Fotos, die man liken oder wegwischen kann, das ganze ohne aufwändige Fragebögen und kostengünstig.

Von Sina Fröhndrich |
    Frau sitzt am Computer, surft im Internet in einem Onlinedating-Portal
    Onlinedating am Computer könnte bald von gestern sein (Imago/Jochen Tack)
    "Schau mal hier ist unser Fotoalbum von der Hochzeit".
    Steffi Zander hält ein dickes Album in der Hand. Im vergangenen Sommer hat die 26-jährige Frankfurterin geheiratet. Ihren Mann Roman aus Köln lernte sie über Tinder kennen. Eine Datingapp für das Smartphone.
    "Das war ein ganz lustiger Zufall. Ich war mit meinem besten Kumpel in Amsterdam - und wir saßen im Zug nach Hause. Und mein Kumpel hat die ganze Zeit getindert und sagte, komm lad Dir das auch mal runter. Das macht Spaß – ich hab da vorher noch nichts von gehört gehabt – und ich hab mich dann angemeldet - und in der viertel Stunde, in der wir in Köln waren, habe ich den Roman getindert."
    Steffi und Roman sind nicht das einzige Tinder-Pärchen. Auf der Internetseite wirbt der Anbieter mit anderen Paaren, die sich gefunden haben. Tinder ist längst mehr als eine App zum Flirten. Das Unternehmen hat den Datingmarkt verändert und ist zur ernst zu nehmenden Konkurrenz für traditionelle Onlinepartnerbörsen geworden. Die sehen das allerdings nicht so.
    "Die neuen Dating-Apps wie Tinder & Co. sind für ElitePartner kein direkter Wettbewerb, da sie gänzlich andere Bedürfnisse erfüllen. Bei den Apps geht es eher um das Flirten und ein schnelles Kennenlernen, bei ElitePartner dagegen möchten Menschen eine erfüllte, inspirierende Lebenspartnerschaft finden."
    Dating-Portale sehen keine Bedrohung
    Meist geht es bei diesen Diensten um unverbindliche Flirts und Kontakte. Wer einen festen Partner sucht, will im Gegensatz dazu Menschen kennenlernen, die genau das gleiche suchen. Für Parship und ElitePartner ist Tinder ein spielerischer Einstieg ins Onlinedating. Vor allem für junge Menschen. Mehr nicht. Wenn man Christina Kyriasoglou fragt, dann hört sich das deutlich anders an. Sie beobachtet den Markt für das Onlineportal gründerszene.de.
    "Die traditionellen Anbieter wie Parship und ElitePartner spüren auf jeden Fall den Druck durch die Apps."
    Im vergangenen Jahr wurden beide Plattformen verkauft – obwohl immer wieder von guten Umsatzzahlen die Rede ist. Inzwischen sind ElitePartner und Parship unter einem Dach – und bei ElitePartner wurden Anfang des Jahres 15 Mitarbeiter entlassen. Ein klares Zeichen dafür, dass die Anbieter den Druck durch Tinder und Co. spüren, sagt Christina Kyriasoglou.
    "Wenn Leute gehen müssen, zeigt das natürlich immer, dass es nicht so gut läuft, wie es laufen könnte. Und von dem neuen Besitzer, Oakley Capital, wäre es seltsam, nicht nach Synergien zu suchen."
    Bei Parship will man davon zurzeit nichts wissen. Das Unternehmen erklärt auf Anfrage:
    "Durch unsere organisatorische Nähe werden wir sicherlich voneinander lernen können, da unser Zusammenschluss jedoch noch ganz frisch ist, können wir dazu aktuell noch keine Details nennen."
    70 Millionen Euro hat Parship im vergangenen Jahr für Werbung ausgegeben – ein Zuwachs von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so hat es das Marktforschungsunternehmen Nielsen ermittelt – Parship hat im Onlinedating damit die höchsten Werbeausgaben.
    Mobile Nutzung steigt deutlich an
    Die traditionellen Anbieter werben um neue Mitglieder – und sie haben von Tinder und Co. gelernt – mit eigenen Apps. Die allerdings noch wenig benutzerfreundlich sind, findet Christina Kyriasoglou von gründerszene.de.
    "Dennoch kann man sagen, dass laut eines Trafficschätzungstools sich die mobile Nutzung mehr als verdoppelt hat seit Ende 2014 – der Trend geht klar Richtung mobile – allerdings ist der gesamte Traffic gleich geblieben - und das ist eigentlich nicht das, was man möchte, man möchte ja wachsen."
    Bei Tinder deutet alles auf Wachstum. Anfang 2015 soll es 2 Million deutsche Nutzer gegeben haben – im Jahr davor waren es noch halb so viele.
    Steffi Zander hat sich längst wieder abgemeldet bei Tinder. In ihrem Freundeskreis ist sie nicht das einzige Tinderpärchen – und auch nicht das einzige, das in wenigen Monaten ein Kind bekommt.