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Konservative suchen Nachfolger für May
Das letzte Wort haben die Parteimitglieder

Insgesamt zehn Kandidaten sind für die Nachfolge der britischen Premierministerin Theresa May als Vorsitzende der regierenden Konservativen Partei nominiert. Wer von ihnen tatsächlich neuer Parteichef und damit auch Premierminister wird, steht erst Ende Juli fest.

Von Imke Köhler |
Boris Johnson, ehemaliger Außenminister unter Theresa May
Der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson gilt als Favorit für die Nachfolge von Theresa May als Chef der Konvervativen Partei (imago / Artur Widak)
Zehn Kandidaten sind im Rennen und damit doppelt so viele wie 2016. Aussichtsreichster Bewerber für die May-Nachfolge ist nach wie vor Boris Johnson – der Ex-Außenminister, der in diesen Tagen vor allem dadurch auffällt, dass er keine Radio- und Fernsehinterviews gibt. Offenbar möchte er nicht spontan auf kritische Fragen antworten müssen. Und so bleibt für den Moment nur sein Werbevideo.
Favorit Johnson
Die Briten sollen wieder an sich glauben. Und Boris Johnson glaubt auch an sich. Er hält sich für den Einzigen, der es schaffen kann, enttäuschte Wähler zurückzugewinnen und die Tories wieder stark zu machen. Großbritannien verlässt am 31. Oktober die EU, so Boris Johnson, ob mit Deal oder ohne. Johnson möchte die EU im Falle seiner Wahl aber durchaus noch zu Zugeständnissen zwingen. Deshalb hat er per Zeitungsinterview angekündigt, die Abschlussrechnung von 39 Milliarden Pfund nicht zu bezahlen, wenn die EU nicht einlenkt. Außenminister Jeremy Hunt, der im Augenblick hinter Johnson auf Platz zwei gesehen wird, will es dagegen mit Diplomatie versuchen. Er warnt vor einer zu harten Gangart:
"Wenn wir mit einer ultraharten Haltung nach Brüssel gehen, werden wir auch eine ultraharte Antwort bekommen, und die EU wird sich nicht bewegen. Und dann kommt der 31. Oktober und es hat sich nichts verändert – außer dass Neuwahlen wahrscheinlicher geworden sind, in denen wir ausgelöscht werden."
Drogenaffäre belastet Gove
Hunt glaubt deshalb, mit seiner diplomatischen Art der Richtige zu sein, um doch noch einen akzeptablen Deal auszuhandeln. Für den Richtigen hält sich allerdings auch Michael Gove, der sich eine weitere Fristverlängerung für den Brexit vorstellen könnte. Momentan liegt der amtierende Umweltminister im Kandidatenrennen auf Platz drei, allerdings steht Gove wegen einer Drogenaffäre stark unter Druck, auch wenn er den Konsum von Kokain öffentlich bereut.
Ob diese Drogenvergangenheit Gove für das Amt des Premierministers disqualifiziert, wird nun intensiv diskutiert. Ein großes Thema ist auch der No-Deal. Viele Kandidaten wollen den No-Deal als Option auf dem Tisch behalten, auch und vor allem Ex-Brexit-Minister Dominic Raab:
"Man wird uns nicht ernst nehmen in Brüssel, wenn wir nicht klarmachen, dass wir auch bereit sind, ohne Abkommen auszusteigen, wenn die EU sich nicht bewegt."
Neues Wahlverfahren
Raab liegt im Kandidatenrennen derzeit auf Platz 4. Das Ranking berechnet sich danach, wie viele Tory-Abgeordnete die Bewerber hinter sich versammeln können. Weil so viele Bewerber angetreten sind, wurden die Regeln verschärft. So müssen bereits jetzt alle Kandidaten mindestens acht Abgeordnete als Unterstützer benennen können. In der Vergangenheit genügten zwei. Übermorgen beginnt dann das Wahlverfahren: In geheimer Wahl wird so lange abgestimmt, bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind. Über die können dann die mehr als 120.000 Parteimitglieder in einer Urwahl entscheiden. Ende Juli schließlich soll feststehen, wer Theresa May tatsächlich nachfolgt.