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Kontaminiertes Trinkwasser durch Fracking

Die Förderung von Schiefergas erfährt in den USA derzeit einen großen Boom. Und auch in Deutschland ist das sogenannte Fracking ein Thema. Eine Gefahr durch austretendes Gas bei der Bohrmethode wurde bisher nur vermutet. Nun hat ein Forscherteam erstmals die Belastung von Trinkwasser festgestellt.

Von Volker Mrasek |
    Die Marcellus-Formation befindet sich im Nordosten des US-Bundesstaates Pennsylvania, nicht weit von Großstädten wie New York und Pittsburgh. In Tiefen von anderthalb bis zweieinhalb Kilometern gibt es dort üppige Schiefergas-Vorkommen - und Tausende Stellen, an denen es gefördert wird.

    Eine Arbeitsgruppe der Duke University in Durham forscht schon länger in dem ausgedehnten Förderfeld. Geleitet wird sie von dem Chemie-Ingenieur und Hochschullehrer Robert Jackson. Die Umweltwissenschaftler legen jetzt neue Untersuchungsergebnisse vor - ihre umfangreichsten bisher. Die Studie bestätigt, was sich schon andeutete: Die Schiefergas-Förderung hat mitunter unerwünschte Nebenwirkungen ...

    "Wir haben das Trinkwasser von rund 140 Haushalten beprobt und uns eine simple Frage gestellt: Gibt es Unterschiede in der Qualität des Wassers in der Nähe von Schiefergas-Bohrungen und weiter davon entfernt? Und was wir fanden waren erhöhte Konzentrationen von Methan, Ethan und Propan in einem Radius bis zu einem Kilometer um die Gas-Förderbrunnen."

    Methan ist das Gas, das man fördern möchte. Ethan und Propan sind Begleitstoffe und typische Bestandteile von Erdgas aus fossilen Lagerstätten. Von Ethan und Propan ist zudem bekannt, dass sie nicht durch Mikroorganismen im Untergrund gebildet werden. Die Forscher haben die beiden Gase diesmal bewusst mit untersucht. Um so sicherer können sie nun sein, dass es sich tatsächlich um Schiefergas aus der Tiefe handelt, das das Trinkwasser verschmutzt. Ihre Befunde sicherten sie außerdem noch durch aufwendige Isotopenanalysen ab.

    Vier von fünf Trinkwasser-Proben aus der Nähe von Bohrstellen erwiesen sich am Ende als kontaminiert ...

    "Wir haben zum Teil ziemlich hohe Methan-Konzentrationen gefunden. In einigen Fällen über 50 Milligramm pro Liter. Allerdings ist Methan im Trinkwasser in den USA nicht reguliert. Erstaunlicherweise gibt es bisher keine Studien darüber, was es heißt, wenn man geringen Methan-Konzentrationen ausgesetzt ist. Das ist eine echte Forschungslücke!"

    Was es allerdings gibt, sind Bestimmungen des US-Innenministeriums. Demnach müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden, wenn Trinkwasser mehr als 28 Milligramm Methan pro Liter enthält. Zwölf Haushalte übertrafen diesen Grenzwert nach den Analysen von Robert Jacksons Arbeitsgruppe.

    So hohe Werte gelten als Alarmzeichen. Sie zeigen, dass kritische Mengen von Methan an die Erdoberfläche gelangen. Wobei man wissen muss, dass das Gas brennbar ist …

    "Die größte Sorge ist, dass sich Methan in geschlossenen Kellerräumen ansammelt. Dann besteht das Risiko, dass es zu Explosionen und Feuern kommt. So etwas passiert zwar selten, aber es kommt vor."

    Die Verschmutzung des Trinkwassers ist ein Indiz dafür, dass Schiefergas durch Gesteinsklüfte unkontrolliert nach oben gelangen kann:

    "Wir glauben, die Ursache sind fehlerhafte Förderbrunnen. Es geht hier um die Auskleidung der Bohrlöcher. Um Stahlrohre, durch die das Erdgas nach oben gefördert wird. Haben diese Rohre ein Leck, kann Marcellus-Gas aus der Tiefe aufsteigen und in flache Grundwasserleiter gelangen."

    Mit ihren Untersuchungen machen sich die Umweltforscher der Duke University nicht unbedingt Freunde. Dabei sei er gar kein Gegner der Schiefergas-Förderung, sagt Robert Jackson

    "Mein Ziel ist es herauszufinden, warum in wenigen Fällen etwas schief läuft bei der Förderung von Schiefergas. In Arkansas zum Beispiel haben wir überhaupt keine Verschmutzung des Trinkwassers festgestellt. Der Schiefergas-Boom in den USA wird sicher nicht so schnell vorüber sein. Wir Forscher sollten uns auf jeden Fall noch weitere Fördergebiete anschauen. Und die Gas-Industrie muss offener werden und alles tun, um ihre Bohrbrunnen sicher zu machen."

    Der Umweltforscher hält jetzt auch Vorträge in Großbritannien, wo Schiefergas gleichfalls ein großes Thema ist. Nach Deutschland, sagt Jackson, sei er allerdings noch nicht eingeladen worden.