Medizinische Hochschule Hannover. Hörsaal F. Es ist 9.24 Uhr. 130 Urologen aus Deutschland, Italien und der Schweiz verfolgen die Liveschaltung in den OP. Dort steht Dr. Martin Burchardt und erklärt den Experten zu sehen auf einer Projektionswand den minimalinvasiven Eingriff bei einem 70-Jährigen Patienten.
" Wir werden Ihnen jetzt einmal die Schritte zeigen, die wir bisher gemacht haben, wir fangen bei der Lagerung an, wir haben eine Rückenlagerung mit ... "
Der Patient leidet an Prostata-Krebs. Vier Laparoskope werden jetzt durch die Bauchdecke eingeführt. Mit deren Hilfe will das vierköpfige OP-Team um Dr. Burchardt in den nächsten eineinhalb Stunden die Prostata entfernen.
" Als nächstes wird standardmäßig der zweite Port linkslateral des Bauchnabels gesetzt, etwa drei Querfinger nach links und drei Querfinger nach unten. Den Port sehen sie hier, das ist ein 5-Millimeter-Port, der Kamera-Port war 12 Millimeter … "
Wie bei Sportsendungen mit Live-Schaltungen zu den Bundesligaspielen wird der Operateur immer wieder in den Hörsaal geschaltet, immer dann, wenn entscheidende Operationsphasen gezeigt werden können. Zwischen den Übertragungen diskutieren die versammelten Urologen über die Vor- und Nachteile der "extraperitonealen radikalen Prostatektomie". Prof. Hartwig Huland - Chef der Urologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf - gilt als entschiedener Gegner der minimalinvasiven Technik. 0.30
" Dagegen spricht, dass noch keine Daten vorliegen, dass die Qualität, die wir bei der offenen Operation vorlegen in Hinblick auf die zwei unglaublich wichtigen Fragen für jeden einzelnen Patienten: KontineNz, dass er dann Urin halten kann; Potenz, dass er die Erektionsfähigkeit erhält. Dass da ein Vorteil ist. Da haben wir, die wir offen operieren, und da einen sehr hohen Level mittlerweile erreicht haben, Sorge, dass da die laparoskopische Technik noch nicht die Ergebnisse bringen können. "
95 Prozent seiner Patienten bleiben kontinent, können also ihren Urin nach dem gefürchteten Eingriff halten. In 90 Prozent der Fälle gilt das auch für die Potenz. Von solchen Erfolgsraten ist die minimalinvasive Technik noch ein Stück weit entfernt. Befürworter Prof. Udo Jonas, Leiter der urologischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover und Gastgeber des spannenden Symposiums, betont als Vorteile die kleinen Narben und die rasche Erholung der Patienten.
" Natürlich hat man eine favorisierte Position dazu. Man kann natürlich mit Instrumenten als Verlängerung der Finger schon sehr gut arbeiten. Ich möchte zum Beispiel auch sagen: Die Anastomose - die Verbindung der Harnröhre und der Blase nach Herausnahme der Prostata - lässt sich laparoskopisch eigentlich besser machen, weil man es unter Sicht macht. Während bei der offenen Operation ist das dann ein Eingriff, wo die Nähte vorgelegt werden und die Knoterei findet dann letztlich ohne Sicht statt. Wir haben einen zweiten Vorteil, dass durch den Überdruck des Gases in dem Raum natürlich ein Gegendruck zur Blutung dasteht, also die venöse Blutung ist geringer. "
Noch sind es aber nur wenige Zentren in Deutschland, darunter Hannover und Leipzig, die das minimalinvasive Verfahren anbieten. Es ist 10.34 Uhr. Dr. Burchardt steckt gerade die freipräparierte Prostata in ein Plastiktütchen, das durch ein Laparoskop eingeführt wurde:
" So, das war’s. Jetzt werden wir mit einem Bergebeutel in den Situs gehen - einmal zeigen, ja - so, nun sieht man das hier … "
Möglicherweise - sagt Prof. Huland aus Hamburg - ist es das heiße "Ultraschall-Skalpell" - dass die empfindlichen Nerven rechts und links der Prostata schädigen, und so die immer noch etwas höhere Rate an Potenzverlust erklären. Gerade junge Patienten, die auf ihre Libido großen Wert legen, sollten daher besser das konventionelle Verfahren wählen. Auf der anderen Seite - so Prof. Jonas aus der MHH - profitieren adipöse Patienten von der schonenden minimalinvasiven Technik. Fazit: Es gibt gar kein Entweder-Oder. Beide Techniken individuell auf die Patienten zugeschnitten werden.
" Trotzdem sollte man festhalten, dass diese komplexen Operationen sich mehr oder weniger an den großen Zentren etablieren, weil ganz einfach durch den Zuwachs an Erfahrungen durchs häufige wiederholte Tun sich das auch in den Ergebnissen umschlagen wird. Und ich möchte jetzt nicht die offene Operation schlecht reden, sie wird sicher ihren Stand behalten. Dennoch glaube ich, dass es ein Trend gibt in der minimalinvasiven Operationstechnik, dass das in Zukunft die offene Operation verdrängen wird. "
" Wir werden Ihnen jetzt einmal die Schritte zeigen, die wir bisher gemacht haben, wir fangen bei der Lagerung an, wir haben eine Rückenlagerung mit ... "
Der Patient leidet an Prostata-Krebs. Vier Laparoskope werden jetzt durch die Bauchdecke eingeführt. Mit deren Hilfe will das vierköpfige OP-Team um Dr. Burchardt in den nächsten eineinhalb Stunden die Prostata entfernen.
" Als nächstes wird standardmäßig der zweite Port linkslateral des Bauchnabels gesetzt, etwa drei Querfinger nach links und drei Querfinger nach unten. Den Port sehen sie hier, das ist ein 5-Millimeter-Port, der Kamera-Port war 12 Millimeter … "
Wie bei Sportsendungen mit Live-Schaltungen zu den Bundesligaspielen wird der Operateur immer wieder in den Hörsaal geschaltet, immer dann, wenn entscheidende Operationsphasen gezeigt werden können. Zwischen den Übertragungen diskutieren die versammelten Urologen über die Vor- und Nachteile der "extraperitonealen radikalen Prostatektomie". Prof. Hartwig Huland - Chef der Urologie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf - gilt als entschiedener Gegner der minimalinvasiven Technik. 0.30
" Dagegen spricht, dass noch keine Daten vorliegen, dass die Qualität, die wir bei der offenen Operation vorlegen in Hinblick auf die zwei unglaublich wichtigen Fragen für jeden einzelnen Patienten: KontineNz, dass er dann Urin halten kann; Potenz, dass er die Erektionsfähigkeit erhält. Dass da ein Vorteil ist. Da haben wir, die wir offen operieren, und da einen sehr hohen Level mittlerweile erreicht haben, Sorge, dass da die laparoskopische Technik noch nicht die Ergebnisse bringen können. "
95 Prozent seiner Patienten bleiben kontinent, können also ihren Urin nach dem gefürchteten Eingriff halten. In 90 Prozent der Fälle gilt das auch für die Potenz. Von solchen Erfolgsraten ist die minimalinvasive Technik noch ein Stück weit entfernt. Befürworter Prof. Udo Jonas, Leiter der urologischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover und Gastgeber des spannenden Symposiums, betont als Vorteile die kleinen Narben und die rasche Erholung der Patienten.
" Natürlich hat man eine favorisierte Position dazu. Man kann natürlich mit Instrumenten als Verlängerung der Finger schon sehr gut arbeiten. Ich möchte zum Beispiel auch sagen: Die Anastomose - die Verbindung der Harnröhre und der Blase nach Herausnahme der Prostata - lässt sich laparoskopisch eigentlich besser machen, weil man es unter Sicht macht. Während bei der offenen Operation ist das dann ein Eingriff, wo die Nähte vorgelegt werden und die Knoterei findet dann letztlich ohne Sicht statt. Wir haben einen zweiten Vorteil, dass durch den Überdruck des Gases in dem Raum natürlich ein Gegendruck zur Blutung dasteht, also die venöse Blutung ist geringer. "
Noch sind es aber nur wenige Zentren in Deutschland, darunter Hannover und Leipzig, die das minimalinvasive Verfahren anbieten. Es ist 10.34 Uhr. Dr. Burchardt steckt gerade die freipräparierte Prostata in ein Plastiktütchen, das durch ein Laparoskop eingeführt wurde:
" So, das war’s. Jetzt werden wir mit einem Bergebeutel in den Situs gehen - einmal zeigen, ja - so, nun sieht man das hier … "
Möglicherweise - sagt Prof. Huland aus Hamburg - ist es das heiße "Ultraschall-Skalpell" - dass die empfindlichen Nerven rechts und links der Prostata schädigen, und so die immer noch etwas höhere Rate an Potenzverlust erklären. Gerade junge Patienten, die auf ihre Libido großen Wert legen, sollten daher besser das konventionelle Verfahren wählen. Auf der anderen Seite - so Prof. Jonas aus der MHH - profitieren adipöse Patienten von der schonenden minimalinvasiven Technik. Fazit: Es gibt gar kein Entweder-Oder. Beide Techniken individuell auf die Patienten zugeschnitten werden.
" Trotzdem sollte man festhalten, dass diese komplexen Operationen sich mehr oder weniger an den großen Zentren etablieren, weil ganz einfach durch den Zuwachs an Erfahrungen durchs häufige wiederholte Tun sich das auch in den Ergebnissen umschlagen wird. Und ich möchte jetzt nicht die offene Operation schlecht reden, sie wird sicher ihren Stand behalten. Dennoch glaube ich, dass es ein Trend gibt in der minimalinvasiven Operationstechnik, dass das in Zukunft die offene Operation verdrängen wird. "