Es ist eine eher ruhige Ecke im sonst so quirligen Berliner Trendbezirk Friedrichshain. Hier hat sich der Instrumentenbauer Michael Frick einen Ort geschaffen hat, an dem er sich mit Bässen umgibt. Im Schaufenster: Seitenteile, eine Decke, ein Hals - Einzelteile eines Kontrabasses. Der Laden ist Fricks Showroom, seine Annahmestelle für Reparaturen von Geigen, Gitarren und Bässen und ein Ort für Geschichten. Schmale Gänge führen durch Reihen von würdig wuchtigen Kontrabässen.
Frick hat zu jedem Instrument eine Beziehung. Einige hat er selbst gebaut, andere repariert oder restauriert, erzählt er: "Wir sind hier umsäumt von wunderschönen alten Kontrabässen, die natürlich auch viele Geschichten zu erzählen hätten oder haben." Frick lacht: "Hier sind viele Jahrhunderte aufgereiht. Das ist zum Beispiel ein alter Dvorschak von 1852, der dahinten ist von 1890, der schwarze, den du da siehst, der war mit dem Johnny-Cash-Trio unterwegs in den 60ern."
2004 war Frick Mitbegründer von "The Boss Hoss"
Wenn er das Licht ausmache, dann könnten sich die Instrumente tolle Geschichten erzählen, meint Frick und verlangt: "Man muss sie mit Respekt behandeln!"
Das macht Frick seit über 20 Jahren. 2002 gründet er seine Firma Frickbass. Er ist gelernter Tischler und Musiker, spielte bei den Meteors, spielt auch heute noch in vielen Swing-, Rockabilly- und Rock'n-Roll- Bands. Regelmäßig geht er mit "Bill Haley's new Comets" auf Tour. 2004 war er Mitbegründer von "The Boss Hoss".
Ein Rockstarleben und große Stadien sind nicht seine Welt. Michael Frick setzt auf den Kontrabass – auch wenn der oft als "Schrankwand" belächelt wird. Der 44-Jährige ist ein Musiker mit einem Händchen fürs Holz, und das kommt ihm als Instrumentenbauer zugute, erzählt er aus seinem Werdegang: "Wenn Du über die Jahre spielst, dann merkst Du einfach, was für Instrumente im Umlauf sind und du weißt, dass kannst du besser machen, das kann man besser machen, das kann man optimieren."
Autodidaktisch fängt er schon in den 90er-Jahren an, Bässe zu bearbeiten und auch erste Bässe zu bauen. Mit 32 Jahren geht er dann doch noch einmal in die Lehre, in Mittenwald in Oberbayern. Hier lernt er den Instrumentenbau von der Pieke auf, denn man kann ein Instrument auch totreparieren, weiß der Instrumentenbauer, und gerade bei alten Bässen wäre das für Frick unverzeihlich: "Der große Reiz ist natürlich, die Instrumente am Leben zu erhalten. Vor allem auch die Verantwortung, der kommenden Generation diese Instrumente noch in die Hand zu drücken. Überleg mal, was die erlebt haben: Da waren Kriege zwischen!" Frick kommt richtiggehend ins Schwärmen: "Manche Instrumente, die haben den Leuten das Leben gerettet!"
Um einen Bass am Leben zu halten, muss man ihn nicht nur nach allen Regeln der Kunst pflegen und reparieren, sondern auch spielen – das macht Michael Frick regelmäßig in seinem Laden. " Guck mal, das ist ein Instrument, das hat viele Jahre gestanden", erklärt er, " es ist bei weitem nicht so lebendig, wie dieses Instrument. Du merkst sofort, die sind halt schön eingeschwungen, die wurden immer sehr viel gespielt – und da steckt auch der Preis hinter für so ein Instrument."
Vom Einsteigerbass für rund 1.000 Euro bis zum antiken Schmuckstück für um die 50.000 Euro – Frick hat und spielt sie alle, am liebsten natürlich die eingespielten Bässe mit Geschichte. Die Preisgestaltung kann dabei schon etwas rätselhaft sein, gibt er zu: "Du kannst schon sagen, dasselbe Instrument hat 10.000 weniger wert, einfach nur vom Klang ... "
Große Preisspanne auch bei Reparaturen
Der Laden in Friedrichshain ist recht dunkel, im Sommer und Winter eher kühl, 50 Quadratmeter groß oder besser: klein. Eigentlich viel zu klein für die rund 50 bis 60 Instrumente - und doch sei der Raum perfekt, sagt Frick: "Das Optimale an diesem Laden ist, dass das Klima hier perfekt ist für diese alten Instrumente, die Luft ist nicht zu trocken, aber auch nicht zu feucht, du hast auch nicht so extreme Klimaschwankungen."
Von den ganz besonderen Bässen verkauft er eins bis drei Instrumente im Jahr. Sein Geld verdient er hauptsächlich mit Reparaturen und Restaurationen – und auch da ist die Preisspanne groß: Von 20 Euro für Kleinkram, den er in seiner winzigen Werkstatt im Laden erledigt, bis zu 20.000 Euro für aufwendige Restaurationen, die er in seiner großen Werkstatt in seinem Wohnhaus am anderen Ende der Stadt durchführt. "Das Schönste an dem Beruf ist ja", meint Frick, "egal, ob du das Instrument baust oder reparierst - du weißt, das Instrument ist vielleicht auch in 100 Jahren noch existent, während du schon längst weg bist."
Und weg ist auch Michael Frick immer wieder mal, wenn er sich ein Instrument aus seinem winzig kühlen Landen mit dem guten Klima schnappt, um mit einer Band ein Konzert zu spielen, oder auf Tour zu gehen – das braucht der Bassbauer und Musiker aus Leidenschaft, und ein Bass muss ja auch gespielt werden.