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Kontroverse um Ökobilanz von Wärmepumpen

Wärmepumpen werden bei den Heizungsbauern in Deutschland immer beliebter, auch weil der Staat den Einbau effizienter Pumpen mit Zuschüssen fördert. Die Verbraucherzentrale des Saarlandes warnt jedoch, dass Wärmepumpen unterm Strich alles andere als eine positive energetische Bilanz aufwiesen.

Von Tonia Koch |
    Wärmepumpen nutzen in aller Regel das Erdreich, das Grundwasser oder die Außenluft als Energiequelle. Sie entziehen der Erde, dem Wasser oder der Luft die Wärme, verdichten diese und geben sie an Fußbodenheizungen und Heizkörper wieder ab. Um diesen Prozess zu steuern, braucht die Wärmepumpe Strom. Und in einem kalten Winter wie in diesem Jahr, benötigt sie besonders viel davon. Deshalb müsse - so argumentiert die Verbraucherzentrale des Saarlandes - die ökologische Bilanz von Wärmepumpen kritisch hinterfragt werden. Werner Ehl, Bauphysiker und Energieberater der Verbraucherzentrale des Saarlandes.

    "Die Wärmepumpe an sich ist sehr effizient, aber man muss wissen, dass der Strom in Deutschland sehr ineffizient produziert wird. Wenn ich also die Gesamtbilanz aufmachen. Wärmepumpe auf der einen Seite effizient - Kraftwerks-Park auf der anderen Seite ineffizient, dann habe ich wenig gewonnen."

    Der Bundesverband Wärmepumpen redet aufgrund der Nachfrage im vergangen Jahr von einem Boom bei Wärmepumpen. Der Verband rechnet damit, dass der Ausbau dieser Technik fortschreiten wird. Wenn jährlich jedoch etwa 60.000 Wärmepumpen hinzukämen, dann bedeute dies, so Energieberater Werner Ehl, dass in Deutschland zusätzliche Kraftwerksleistung in Höhe von 300 Megawatt pro Jahr hinzugebaut werden müsste, um die Pumpen am Laufen zu halten. Das Besondere daran sei, dass dieser zusätzliche Strom nur im Winter gebraucht werde.

    "Die Wärmepumpen sind ja Heizungsanlagen, die laufen im Winter und so gut wie gar nicht im Sommer. Das heißt, es wird notwenig sein, Spitzenlastkraftwerke für den Winter zu bauen. Das gibt es ja heute gar nicht, das ist ein völliges Novum. Und das wird auf die Kosten durchschlagen, die Wärmepumpennutzer auf ihren Strom zahlen müssen."

    Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg untersucht in einem Feldversuch ökologische und ökonomische Vor- und Nachteile bereits in Betrieb befindlicher Wärmepumpen. Projektleiter Marek Miara ist längst nicht so pessimistisch wie die Verbraucherzentrale. Es stimme zwar, so der Forscher - dass die ökologischen Effekte von Wärmepumpen davon abhingen, welche Einsatzstoffe für die Stromerzeugung genutzt würden. Das heißt, ob auf erneuerbare Energien oder ob auf fossile Energieträger wie Gas oder Kohle zurückgegriffen werde. Im direkten Vergleich zu einer herkömmlichen Gas- oder Ölheizung hätten die Anlagen jedoch auf jeden Fall die Nase vorn. Dies ließe sich an den sogenannten Jahresarbeitszahlen ablesen. Damit wird die Effizienz von Wärmepumpen gemessen.

    "Wenn eine Wärmepumpe bessere Arbeitszahlen hat als 2,7, dann sieht sie besser aus als Gas oder Öl."

    Um als ökologische Alternative zu gelten, muss eine Wärmepumpe also fast drei Mal so viel Energie abgeben, wie sie an Strom benötigt, um diese Wärme zu erzeugen. Die Zahlen des Fraunhofer-Institutes zeigen, dass viele, aber längst nicht alle untersuchten Wärmepumpen dieses Ziel erreichen. In den seltensten Fällen hänge dies jedoch am Produkt, sagt Marek Miara.

    "Wir haben leider oft fest gestellt, dass die Installateure, die Wärmepumpen eingebaut haben, nicht wirklich viel Ahnung davon haben. Und dann hat natürlich - egal wie gut sie ist - eine Wärmepumpe weniger Chancen wirklich gut zu arbeiten."

    Wenn eine Wärmepumpe optimal an ihre Umgebung angepasst sei, könne sich der Einbau trotz hoher Anschaffungskosten von bis zu 20.000 Euro wirtschaftlich lohnen, sagt Miara. Vorausgesetzt natürlich, sie sei als krönender Abschluss einer Altbausanierung ins Auge gefasst. Energieberater Werner Ehl macht jedoch andere Erfahrungen. Der Einbau einer Wärmepumpe binde bei vielen Interessenten unnötig viel Kapital.

    "Wenn ich dieses Geld nehmen würde und in andere Heiztechnik investieren würde, dann wäre es nicht so teuer und ich könnte dieses Geld dann für Wärmedämmung oder eine Solaranlage nutzen."