Washington D. C., am 2. Juli 2012. James Cole, Sprecher des amerikanischen Justizministeriums, verkündet eine der höchsten Strafen für ein Unternehmen in der US-Geschichte: drei Milliarden Dollar. Der britische Pharmakonzern Glaxo-Smith-Kline, kurz GSK, hat sich schuldig bekannt, hunderte Ärzte mit kostenlosem Schnorchelurlaub auf Hawaii und Tickets für Madonna-Konzerte bestochen zu haben. Die Ärzte sollten Kindern das Antidepressivum Paxil verschreiben, das für Kinder nicht zugelassen war. Der Konzern hat sich auch schuldig bekannt, Studien, die auf damit verbundene Gefahren verweisen, unterschlagen zu haben.
Einige Monate später: ein Dorf in der Steppe des ostafrikanischen Kenia. Der britische Fernsehsender ITV zeigt zwei Herren mit offenen Hemdkragen, die mit armen Bäuerinnen diskutieren. Der eine ist Sir Andrew Witty, Vorstandsvorsitzender von Glaxo-Smith-Kline seit 2008, soeben von der britischen Königin geadelt wegen seiner Verdienste um die Pharmaindustrie, soeben zum Kanzler der Universität Nottingham ernannt, deren Pharmaforschung GSK mitfinanziert. Sir Andrew hat im Jahr 2012 knapp zehn Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet – trotz der Drei-Milliarden-Dollar-Strafe in den USA. Der andere Herr ist Frederick Forsyth, Chef der renommierten Kinderhilfsorganisation "Save the Children" in Großbritannien. "Save the Children" hat soeben eine 20-Millionen-Euro-Partnerschaft mit Glaxo-Smith-Kline abgeschlossen.
Diese Partnerschaft ist kein Einzelfall: Seit einigen Jahren schließen immer mehr internationale Organisationen aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit - kurz: NGO - Partnerschaften mit multinationalen Konzernen: Ölkonzerne wie Exxon Mobile und Chevron, Pharma-Riesen wie GSK und Pfizer, Nahrungsmittelkonzerne wie Unilever, Mondelez, Kellogg, Coca-Cola und Pepsico – sie alle oder von ihnen gegründete Stiftungen kooperieren heute mit großen internationalen NGOs wie "Save the Children", "World Vision", "Care International" oder Oxfam. Dies ist auf den Webseiten der NGOs nachzulesen.
Die Frage stellt sich: Ist es ethisch vertretbar, dass Hilfsorganisationen auch Geld annehmen von Unternehmen, die illegal oder ethisch verwerflich handeln? Entstehen dabei keine schwerwiegenden Interessenkonflikte?
Konzerne nutzen Glaubwürdigkeit der NGOs
Die kanadische Ökonomin Genevieve Lebaron, die an den Universitäten von Sheffield und Yale lehrt, hat ein Buch veröffentlicht zu Partnerschaften zwischen hoch angesehenen NGOs und multinationalen Konzernen.
"Etliche dieser Partnerschaften entstanden nach der Finanzkrise 2008/2009, als viele Konzerne ihr Wachstumsmodell und ihre soziale Glaubwürdigkeit massiv infrage gestellt sahen. Durch Partnerschaften mit NGOs versuchten sie, Glaubwürdigkeit neu aufzubauen. Sie wollten nicht mehr als Ursache von Problemen wie Klimawandel und Ausbeutung dastehen, sondern als Teil der Lösung. Die Konzerne nutzten überdies Legitimität und Glaubwürdigkeit der Organisationen, um mehr Produkte zu verkaufen und weltweit zu expandieren."
Zum Beispiel der britisch-niederländische Unilever-Konzern, der schon lange den größeren Teil seiner Produkte in die sogenannten Entwicklungsländer verkauft. Im September 2015 wird Unilever-Chef Paul Polman bei einem Treffen führender Geschäftsleute in New York mit den Worten zitiert:
"Die sechs Millionen Kinder unter fünf Jahren, die jedes Jahr an Infektionskrankheiten sterben, bieten eine großartige Gelegenheit, Seife zu verkaufen; die 800 Millionen Menschen, die hungrig zu Bett gehen, eine großartige Gelegenheit, unser Nahrungsmittelgeschäft zu expandieren."
Unilever hat in den vergangenen Jahren einen neuen Trend gesetzt für multinationale Unternehmen: Der Konzern beansprucht, seine Geschäfte weltweit unter das Prinzip der Nachhaltigkeit zu stellen. In millionenschweren Partnerschaften mit fast allen großen NGOs der Entwicklungszusammenarbeit spendet Unilever nicht nur, sondern gestaltet die Kooperationen maßgeblich mit.
Geld ist das wichtigste Motiv für gemeinnützige NGOs, mit den Unternehmen zu kooperieren. Das bestätigen Umfragen des US-Unternehmens Devex, das die weltweit wohl wichtigste Onlineplattform für Akteure der Entwicklungszusammenarbeit betreibt.
Ein weiteres Motiv ist die Option, von Logistik sowie dem technischen wie kaufmännischen Know-how dieser Unternehmen zu profitieren. Und: Manche Hilfswerke hoffen, das Geschäftsgebaren von Firmen beeinflussen zu können, wenn sie mit ihnen erst einmal an einem Tisch sitzen.
Praktisch alle NGOs verfügen über meist recht allgemein gefasste Richtlinien, mit welchen Unternehmen sie kooperieren können: Sie sollen die Werte der NGO teilen, deren Unabhängigkeit respektieren und die Zusammenarbeit soll transparent und unmissverständlich gestaltet sein.
Schwerwiegende Interessenkonflikte können entstehen
Mit großen Konzernen kann die Zusammenarbeit jedoch auch schwerwiegende Interessenskonflikte heraufbeschwören; sie kann Arbeitsweise und Struktur der Organisationen beeinflussen; sie kann deren Glaubwürdigkeit beeinträchtigen.
"Save the Children", mit Hauptquartier in Großbritannien, ist die wohl finanzstärkste Hilfsorganisation der Welt – mit Jahreseinnahmen aus Spenden, Kapitalerträgen und staatlichen Zuwendungen von mehr als zwei Milliarden Dollar. Die Organisation hat sich große Verdienste erworben im Einsatz für Kinderrechte, Gesundheitsfürsorge und Bildung für Kinder. "Save the Children" hat auch gemeinsam mit UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, die sogenannten "Children's Rights and Business Principles" entwickelt. Eines dieser Prinzipien lautet zum Beispiel: Unternehmen sollen mit ihren Produkten und ihrer Werbung nicht die Gesundheit von Kindern gefährden.
Wie aber rechtfertigt "Save the Children", dass es trotzdem mit dem Pharmariesen Glaxo-Smith-Kline gemeinsam Gesundheitsarbeit in Entwicklungsländern betreibt – mit einem Konzern, der wegen skrupelloser Gefährdung der Gesundheit von Kindern drei Milliarden Dollar Strafe hat zahlen müssen? "Save the Children" war zu einem Interview nicht bereit. In einer schriftlichen Stellungnahme schreibt die Organisation:
"Wir erkennen an, dass unsere Kooperation mit einem pharmazeutischen Unternehmen wie GSK Risiken beinhaltet. Wir glauben jedoch, dass die Vorteile überwiegen. Dank dieser Partnerschaft können wir sehr viel für unser Anliegen tun, Kindern zu helfen."
"Save the Children" kooperiert auch mit Nahrungsmittelkonzernen – darunter Mondelez, Pepsico und Unilever. Doch auch diese Unternehmen verstoßen gegen die von "Save the Children" unterstützten Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO. Danach sollen Unternehmen keine Werbung schalten, die auf Kinder zielt, wenn die dort beworbenen Nahrungsmittel viel gesättigte Fette, gefährliche Transfettsäuren, Zucker und Salz enthalten.
Partnerkonzerne verletzen WHO-Richtlinien
Die Partnerkonzerne von "Save the Children" verletzen diese – rechtlich allerdings unverbindlichen – WHO-Richtlinien in vielen Ländern weltweit; zum Beispiel in Indien. Ein Blick auf die Fernsehwerbung dort zeigt das:
- Das US-Unternehmen Mondelez animiert indische Familien und vor allem kleine Kinder, Schokolade aus seiner Produktpalette zu konsumieren.
- Der amerikanische Hersteller Pepsico will indische Schulkinder im Alter von zehn bis zwölf Jahren glauben machen, dass seine salzigen Snacks und Cola-Genuss zu einem coolen Lifestyle gehören.
- Der Unilever-Konzern schließlich, der sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, vermarktet in Indien Instantnudeln als perfekte Mahlzeit auch für Kinder. Nudeln, die fast nichts enthalten – außer Kalorien, gesättigten Fettsäuren, extrem viel Salz, Farb-, Konservierungs- und Geschmacksstoffen; Nudeln, die, unter Experten unumstritten, zu Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes beitragen. In Indien hat sich, nach Erhebungen eines amerikanischen Forschungsinstituts, die Zahl der Diabetiker zwischen 1990 und heute weit mehr als verdoppelt.
"Save the Children" wiederum finanziert Gesundheitsprojekte für Kinder aus Geldmitteln, die Mondelez, Pepsico und Unilever bereitstellen. Mit anderen Worten: Die NGO hilft auf diese Weise den Konzernen, ihr Image zu verbessern, obwohl sie gleichzeitig Kindern in armen Ländern noch mehr ihrer gesundheitlich zumindest umstrittenen Lebens- und Genussmittel nahe bringen. Doch "Save the Children" sieht hier keinen Interessenskonflikt und erklärt:
"'Save the Children' fördert eine gesunde und ausgewogene Ernährung von Kindern und unterstützt keinerlei Produkte von Nahrungsmittelunternehmen. Deren Interessen haben niemals Priorität gegenüber den Interessen der Kinder, die wir unterstützen."
Die Organisation Oxfam mit Filialen in 17 Ländern weltweit und einer Milliarde Euro Einnahmen pro Jahr gilt als vehementer Kämpfer für die Armen dieser Welt und als gesellschaftlicher Watchdog, als kritischer Wachhund, der ökologisch und sozial schädliche Aktivitäten großer Konzerne anprangert.
Oxfam betreibt, zum Beispiel, seit 2013 eine Kampagne mit dem Titel "Behind the Brands". Ziel dieser NGO-Aktion ist es, zu prüfen, wie es die zehn größten Nahrungsmittelkonzerne der Welt mit Frauen- und Arbeitnehmerrechten halten, ob sie Landrechte von Bauern respektieren oder wie sie mit Wasser- und Klimaschutz umgehen.
Oxfam nimmt die Nahrungsmittelkonzerne allerdings nicht dort unter die Lupe, wo sie den vielleicht größten Schaden verursachen - bei deren Kerngeschäft nämlich: Die Firmen drängen, wie einschlägige Studien aufzeigen, den Menschen in armen Gesellschaften ihre als gesundheitsschädlich geltenden Nahrungsmittel und Getränke auf – ohne Rücksicht auf die möglichen Folgen: Fettleibigkeit, Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Oxfam vermeidet bestimmte Kritik in den Kampagnen
Offene Kritik an solch einem Gewinnstreben der Unternehmen würde sicherlich nicht nur deren Vermarktungsmethoden infrage stellen, sondern – zumindest in einigen Fällen – in der Konsequenz ihre Unternehmensaktivitäten insgesamt. Oxfam allerdings vermeidet ganz offensichtlich derlei Kritik im Rahmen seiner Kampagne. Warum?
"Das ist jetzt nicht einfach etwas, was man ausgelassen hat, um die Unternehmen zu schonen, sondern um eine Konsistenz unserer Arbeit zu gewährleisten. Natürlich sind Ernährungsprobleme, Fettleibigkeit ein Problem armer Menschen. Aber sie sind nicht die Ursache von Armut, sondern sind häufig eine Folge davon."
Lautet die Begründung von Steffen Küßner, dem Sprecher von Oxfam Deutschland. Von einigen der Nahrungsmittelkonzerne, die Oxfam kritisiert, nimmt die Organisation zugleich aber auch Geld: So hat Coca-Cola jahrelang Oxfam-Wasserprojekte finanziert. Der Unilever-Konzern bezahlt Hygiene- und Wasserprojekte in Thailand, Kambodscha und Mexiko. Aber, so Küßner weiter:
"Diese Kooperationen ändern nichts an unserer grundsätzlich kritischen Haltung zu den Unternehmen und zu dem, was sie tatsächlich auch an negativen Auswirkungen immer wieder zeitigen."
"Milliarden an Steuern wurden nicht gezahlt. Und sie tun es wieder. Der ausgekochte Steueroasen-Profi, die gewiefte Zahlenverdreherin und die ausgefuchste Bilanz-Trickserin sind zurück. Ihr Plan ist getrieben von Raffgier. Sie betrügen uns um Steuergelder, die dringend gebraucht werden."
Seit Anfang 2016 betreibt Oxfam eine groß angelegte Kampagne gegen Steuerflucht. Die Berichte zu dieser Kampagne sind spektakulär aufgemacht. Sie vermeiden es allerdings, Aktivitäten einzelner Unternehmen genauer zu benennen – Aktivitäten wie etwa jene des britischen Consultingkonzerns PriceWaterhouseCoopers.
Steuersünder sitzen in Organisationen
Ein Whistleblower hatte Ende 2014 aufgedeckt, dass rund 1.000 multinationale Unternehmen zehn Jahre lang Gewinne in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro nach Luxemburg verlagert hatten. Der Clou dabei: Steuern mussten sie dort dafür so gut wie keine bezahlen. Konstrukteure dieses Steuersparmodells waren in vielen Fällen Mitarbeiter von PriceWaterhouseCoopers.
Für Margaret Hodge, Abgeordnete der Labour-Partei und Vorsitzende des Finanzausschusses im britischen Unterhaus, handelte das Unternehmen damit zwar rechtskonform - ethisch aber verwerflich:
"Hier handelt es sich um Steuerflucht in industriellem Maßstab. Wir sollten in Zukunft nicht nur Firmen verfolgen, die ihre Steuern nicht zahlen, sondern auch deren Berater."
Rosalind Conway, Direktorin bei Oxfam Amerika, war bis vor Kurzem in Personalunion auch Direktorin bei PriceWaterhouseCoopers. Oxfam-Direktorin Dabie Tsai ist weiterhin leitende Mitarbeiterin beim Consultingunternehmen KPMG, dem gleichfalls Beihilfe zur Steuerflucht im großen Stil vorgeworfen wird. Und Marjorie Scardino, Mitglied im Aufsichtsrat von Oxfam Großbritannien, war Chefin der britischen Verlagsgruppe Pearson zu einer Zeit, als diese – ganz legal - mehrere hundert Millionen Euro in Großbritannien erwirtschafteter Gewinne nach Luxemburg verlagerte.
Das sind auffällig viele an Steuerflucht Verdächtige in den Aufsichtsgremien von Oxfam – einer Organisation, die Steuerflucht engagiert kritisiert. Doch auch hierfür hat Steffen Küßner von Oxfam Deutschland eine Erklärung:
"Diese Persönlichkeiten sitzen nicht als Repräsentanten ihrer Unternehmen in den Oxfam-Gremien. Oxfam ist eine unabhängige Organisation. Und die hat ein klares Ziel: eine gerechte Welt ohne Armut. Sie hat auch bestimmte Prinzipien. Und all diesen Prinzipien verpflichten sich diese Gremien-Mitglieder."
Ungeachtet Oxfams enger Verbindungen zu diversen Konzernen sind freilich keine Auffälligkeiten bekannt, dass sich Oxfam mit Kritik an Konzernen dezidiert zurückhält oder solche Kritik sogar intern unterdrückt.
Ganz anders "Save the Children": Diese Organisation hat kaum je ein Unternehmen kritisiert, mit dem sie zusammenarbeitet. Außerdem gibt es Hinweise, wonach Kritik an wichtigen Geldgebern auf interne Anweisung unterdrückt worden sei.
Zusammenarbeit hat NGOs verändert
Die Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen habe Nicht-Regierungsorganisationen wie Oxfam und "Save the Children" tief greifend verändert, ist die kanadische Ökonomin Genevieve Lebaron überzeugt. Und nicht nur Denken und Handeln in den NGOs hätten sich inzwischen gewandelt, sondern ebenso ihre gesamten Strukturen:
"Diese Organisationen haben sich in weltweit operierende Institutionen verwandelt. Sie werden gemanagt wie kommerzielle Großunternehmen. Untergeordnete Mitarbeiter und erst recht Praktikanten und Freiwillige haben keinerlei Mitspracherecht; die Spendenwerbung ist durchkommerzialisiert. Diese Organisationen verstehen sich heute in hohem Maße als kommerzielle Unternehmen – und nicht mehr als radikale, demokratisch strukturierte Organisationen."
"Save the Children" hat heute weltweit 14.000 fest angestellte Mitarbeiter; bei Oxfam sind es 5.000. Und während Praktikanten und Freiwillige oft kostenlos arbeiten, erhalten die Chefs ähnlich hohe Gehälter wie Industriebosse.
Das spendenfinanzierte "Save the Children International" zahlt seiner Chefin, der ehemaligen dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt, nach eigenen Angaben knapp 345.000 US-Dollar jährlich. Raymond Offenheiser, Chef des spendenfinanzierten Oxfam America, verdient – nach einer Erhebung des amerikanischen "Charity Monitor" – 458.000 Dollar pro Jahr.
Die NGOs Oxfam und "Save the Children" sitzen in vielen Gremien, die UN-Organisationen beraten, wie zum Beispiel die Welternährungsorganisation FAO und die Weltgesundheitsorganisation WHO. Es lässt sich deshalb keineswegs ausschließen, dass der Einfluss von Konzernen auf die NGOs in diverse Institutionen der Vereinten Nationen durchgereicht werden könnte.
Im einflussreichen "Komitee für Welt-Ernährungssicherheit" der FAO sind schon heute ähnlich viele multinationale Konzerne und Unternehmensstiftungen vertreten wie NGOs. Das bestätigt Biraj Patnaik, Leiter der indischen "Kampagne für das Recht auf Nahrung", die selbst in dem Komitee mitarbeitet:
"Inzwischen haben die Leiter privater Stiftungen in diesem Gremium fast den gleichen Status wie Staatspräsidenten. Sie können deshalb die Politik der FAO weit stärker beeinflussen als Organisationen der Zivilgesellschaft. Mit der puren Macht ihres Geldes beeinflussen die Stiftungen Sozialpolitik in eine bestimmte Richtung."
Ähnliches gilt für die Politik der Weltgesundheitsorganisation WHO, einer UN-Institution, die weltweite Strategien erarbeitet gegen Infektionskrankheiten, Krebs- und ernährungsbedingte Erkrankungen wie Diabetes. Die WHO bestreitet nur 20 Prozent ihres Budgets aus Pflichtbeiträgen der UN-Mitgliedsstaaten. 80 Prozent ihrer Ausgaben muss sie aus Spenden erwirtschaften, die seitens der Spender aber meist zweckgebunden sind.
Der Schluss liegt somit nahe: Wer Geld gibt, der kann die Arbeit der WHO beeinflussen. Ein flüchtiger Blick auf die Geberliste genügt: Der schon vorhin erwähnte Pharmakonzern Glaxo-Smith-Kline etwa hat der WHO im vergangenen Jahr freiwillig mehr Geld überwiesen als das reiche WHO-Mitglied Deutschland.