Antonio Castro öffnet ein ehemaliges Stallgebäude, das gerade mit Hilfe von EU-Mitteln zu einer Art Trattoria mit Schlafplätzen umgebaut wurde. Wir sind auf Sizilien im oberen Jato-Tal knapp 20 Autominuten von Palermo entfernt. Orte wie Corleone, San Giuseppe Jato oder Piana degli Albanesi zählen zu einem stark mit Mafia durchsetztem Landstrich. Vor gut acht Jahren wurde das Gebäude enteignet. Es gehörte Giovanni Brusca, einem brutalen Mafia-Boss, der mehr als 100 Mordfälle auf dem Gewissen hat. Vom kommenden Frühjahr an werden hier Touristen essen und übernachten können. Die landwirtschaftliche Kooperative "Placido Rizzotto", zu der der zweiunddreißigjährige Agronom Antonio Castro gehört, bewirtschaftet diesen Besitz wie andere von Mafia-Bossen konfiszierte Grundstücke im Tal:
"Hier werden wir also einen "agriturismo", wie wir sagen, eröffnen. Wir haben einen Saal, wo wir 50 Leute bewirten können und drei Zimmer mit insgesamt neun Schlafplätzen. In dieser Gegend bewirtschaften wir rund 200 Hektar Nutzfläche. Auf etwa 50 Hektar bauen wir Getreide für unsere Pasta an, auf weiteren 50 wachsen Hülsenfrüchte. Einen anderen Teil nutzen wir für die Viehzucht und auf 25 Hektar schließlich wachsen die Reben für unseren Wein. "
Die Produkte der Kooperative aus biologischem Anbau kann man in vielen Läden Siziliens kaufen und sogar übers Internet ordern. Diese Kooperative aus dem Jato-Tal gehört zur privaten Vereinigung "Libera terra" – "freier Boden" -, die sich dem Kampf gegen die Mafia verschrieben hat. "Libera terra" vernetzt inzwischen 1200 Gruppen in ganz Italien. Sie versuchen die Macht der Mafia zu brechen, indem sie wie die Kooperative im Jato-Tal Arbeitsplätze schaffen und Rechtsnormen durchsetzen. Das Büro der Kooperative im Ort San Giuseppe Jato wird von Francesca Massimino geleitet. Die 34-Jährige sitzt im Rollstuhl vor dem Computer, um die Abrechnungen zu machen. Sie beschreibt, warum ihnen eine Art Revanche gegenüber der Mafia gelungen ist:
"In einem bescheidenen Rahmen können wir auch Leute einstellen. Da kommen mehr Personen als wir Arbeit haben. Manchmal sitzen die morgens schon vor meiner Tür. Das Gute ist dabei, dass sie sagen, "wir kommen zu euch, weil ihr alle Regeln einhaltet, für uns Abgaben abführt". Denn hier herrscht sonst die Schwarzarbeit. "
Von lokalen Bossen kontrollierte Schwarzarbeit und die Omertà, das traditionelle Schweigen, sind die Kennzeichen einer mafiösen Kultur. Es gehört Ausdauer und Mut dazu, sie zu verändern. Antonio Castro, dessen Familie aus Palermo stammt, erzählt vom Aufbau der Kooperative:
"Einige Mitglieder aus Corleone haben dem psychologischen Druck nicht standgehalten. Sie stiegen wieder aus, weil sie im Ort schief angesehen wurden, weil sie sich nicht mehr sicher fühlten. Direkten Druck haben wir nie gespürt, aber im vergangenen Jahr gab es zwei Brandanschläge gegen unsere Felder, ein Traktor wurde gestohlen und in ein Lager eingebrochen. Personen wurden jedoch nie bedroht. Nach vier Jahren Arbeit hier habe ich außerdem jede Angst verloren. "
Ausgerechnet jetzt will die Berlusconi-Regierung das Gesetz zur Konfiszierung von Mafia-Güter verwässern. Mit bürokratischen Hindernissen und unter Berufung des Schutzes von Eigentum soll die alternative Nutzung dieser Güter erschwert und teilweise rückgängig gemacht werden können. Bei der Kooperative im Jato-Tal befürchtet man, den Grund und Boden wieder zu verlieren, der seit vier Jahren einem Dutzend Menschen Brot und Arbeit gibt. Und der ein Zeichen dafür ist, dass man die Mafia an ihren Wurzeln besiegen kann.
Info fürs Internet:
Informationen über die Bio-Produkte aus von "mafia-befreiten Gebieten" von Libera
Unter: www.liberaterra.it
"Hier werden wir also einen "agriturismo", wie wir sagen, eröffnen. Wir haben einen Saal, wo wir 50 Leute bewirten können und drei Zimmer mit insgesamt neun Schlafplätzen. In dieser Gegend bewirtschaften wir rund 200 Hektar Nutzfläche. Auf etwa 50 Hektar bauen wir Getreide für unsere Pasta an, auf weiteren 50 wachsen Hülsenfrüchte. Einen anderen Teil nutzen wir für die Viehzucht und auf 25 Hektar schließlich wachsen die Reben für unseren Wein. "
Die Produkte der Kooperative aus biologischem Anbau kann man in vielen Läden Siziliens kaufen und sogar übers Internet ordern. Diese Kooperative aus dem Jato-Tal gehört zur privaten Vereinigung "Libera terra" – "freier Boden" -, die sich dem Kampf gegen die Mafia verschrieben hat. "Libera terra" vernetzt inzwischen 1200 Gruppen in ganz Italien. Sie versuchen die Macht der Mafia zu brechen, indem sie wie die Kooperative im Jato-Tal Arbeitsplätze schaffen und Rechtsnormen durchsetzen. Das Büro der Kooperative im Ort San Giuseppe Jato wird von Francesca Massimino geleitet. Die 34-Jährige sitzt im Rollstuhl vor dem Computer, um die Abrechnungen zu machen. Sie beschreibt, warum ihnen eine Art Revanche gegenüber der Mafia gelungen ist:
"In einem bescheidenen Rahmen können wir auch Leute einstellen. Da kommen mehr Personen als wir Arbeit haben. Manchmal sitzen die morgens schon vor meiner Tür. Das Gute ist dabei, dass sie sagen, "wir kommen zu euch, weil ihr alle Regeln einhaltet, für uns Abgaben abführt". Denn hier herrscht sonst die Schwarzarbeit. "
Von lokalen Bossen kontrollierte Schwarzarbeit und die Omertà, das traditionelle Schweigen, sind die Kennzeichen einer mafiösen Kultur. Es gehört Ausdauer und Mut dazu, sie zu verändern. Antonio Castro, dessen Familie aus Palermo stammt, erzählt vom Aufbau der Kooperative:
"Einige Mitglieder aus Corleone haben dem psychologischen Druck nicht standgehalten. Sie stiegen wieder aus, weil sie im Ort schief angesehen wurden, weil sie sich nicht mehr sicher fühlten. Direkten Druck haben wir nie gespürt, aber im vergangenen Jahr gab es zwei Brandanschläge gegen unsere Felder, ein Traktor wurde gestohlen und in ein Lager eingebrochen. Personen wurden jedoch nie bedroht. Nach vier Jahren Arbeit hier habe ich außerdem jede Angst verloren. "
Ausgerechnet jetzt will die Berlusconi-Regierung das Gesetz zur Konfiszierung von Mafia-Güter verwässern. Mit bürokratischen Hindernissen und unter Berufung des Schutzes von Eigentum soll die alternative Nutzung dieser Güter erschwert und teilweise rückgängig gemacht werden können. Bei der Kooperative im Jato-Tal befürchtet man, den Grund und Boden wieder zu verlieren, der seit vier Jahren einem Dutzend Menschen Brot und Arbeit gibt. Und der ein Zeichen dafür ist, dass man die Mafia an ihren Wurzeln besiegen kann.
Info fürs Internet:
Informationen über die Bio-Produkte aus von "mafia-befreiten Gebieten" von Libera
Unter: www.liberaterra.it