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Kopfschmerz bei Schulkindern

Kopfschmerzen sind eine Nebenwirkung der modernen Gesellschaft. Je hektischer und stressiger das Leben wird, desto mehr Menschen haben mit Migräne und anderen Kopfschmerzformen zu kämpfen. Dieser Zusammenhang gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder, das zeigt eine Langzeitstudie aus Finnland.

Von Volkart Wildermuth |
    "Wenn man jetzt diese Finnischen Daten sieht, dann ist das fast eine Vervierfachung über 30 Jahre, also von 1970 bis 2002."

    So Prof. Andreas Straube vom Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dabei ist die genetisch bedingte Neigung zu Kopfschmerzen sicher unverändert geblieben. Gestiegen ist aber die Belastung der Kinder, das zeigt auch eine Studie von Andreas Straube. Darin hat er mit seinen Mitarbeitern Münchner Gymnasiasten nach ihren Erfahrungen mit Kopfschmerzen befragt. Vier von fünf hatten im letzten Vierteljahr mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Fast jeder Zehnte litt sogar an einer diagnostizierten Migräne. Oft wird der Computer für diese Entwicklung verantwortlich gemacht, schließlich verbringen die Jugendlichen immer mehr Zeit in virtuellen Welten. Doch von Fällen massiver Spielsucht abgesehen, scheint der Computer nichts mit den Kopfschmerzen zu tun zu haben.

    "Es kam nicht heraus, dass Kinder, die jetzt mehr als eine Stunde am Tag Computer spielten, mehr oder häufiger Kopfschmerzen hatten, als Kinder, die eben weniger als eine Stunde am Computer waren."

    Ein anderes elektronisches Gerät ist da problematischer: der Mp3-Player. Wer jeden Tag mehr als eine Stunde mit Ohrstöpseln Musik hört, erhöht sein Kopfschmerzrisiko. Die Dauerbeschallung mag subjektiv entspannend sein, für das Gehirn scheint sie gleichwohl eine Belastung darzustellen. Die beiden wichtigsten Risikofaktoren für den Kopfschmerz bei Schülern sind die Schule selbst und das soziale Umfeld. Kinder, die über Schulstress klagen, haben häufiger Kopfweh. Sie bleiben vielleicht zu Hause und geraten noch mehr unter Leistungsdruck. Genauso wichtig wie der Stress in der Schule ist der Stress in der Familie oder unter Gleichaltrigen, betont Andreas Straube.

    "Wir kennen mittlerweile ja Daten, die zeigen, dass bei diesen sozialen Verletzungen die gleichen Hirnareale anspringen, wie auch bei rein physisch erlebtem Schmerz. Und diese Frustrationen, sei es im Schulalltag sei es auch im sozialen Umfeld, das ist jetzt nicht immer nur die Schule, sondern das ist auch das soziale Erleben, das führt eben auch zu einer Schmerzprädisposition."

    Wer als Jugendlicher häufig unter Kopfweh leidet, der hat auch ein höheres Risiko als Erwachsener den Kopfscherz als Dauerproblem zu behalten. Diesen Weg in die Migräne wollen die Münchner Forscher möglichst frühzeitig unterbrechen. Dazu werden sie ab dem Herbst 1000 Münchner Schülern zwischen 13 und 15 Jahren ein anderthalbstündiges Vorbeugeprogramm anbieten. Dazu gehören Informationen zu Kopfschmerzen zum Umgang mit Stress und auch ein Paar einfache Lockerungsübungen für Kopf, Hals und Schultern unter dem Titel betont jugendlichen Titel: Four for you. Schließlich schützt jede Art von Sport vor Kopfschmerzen, so Kongresspräsident Prof. Hans-Christoph Diener, Direktor der Neurologischen Uniklinik Essen.

    "Also je mehr sich ein Kind bewegt, umso weniger Kopf und Bauchschmerzen hat es."

    Das ist gut belegt. Die entscheidende Frage lautet nun, ob ein so kurzes Vorbeugungsprogramm die Schüler tatsächlich zu mehr Bewegung und einem anderen Umgang mit Stress motivieren kann. Andreas Straube ist optimistisch, schließlich hatte eine Studie aus Norwegen zu durch Medikamente hervorgerufene Kopfschmerzen Erfolg. Und die norwegischen Forscher sprachen die Menschen nur fünf Minuten an der Haustür an.

    "Fünf Minuten! Und das hat schon zu einer nachweislichen Reduktion des Medikamentenübergebrauchs ein Jahr später geführt. So, dass wir eigentlich guter Dinge sind, dass eine relativ zeitsparende Intervention, anderthalb Stunden ist ja nicht so viel, schon einen Effekt hat, und möglicherweise auch eine Verhaltensänderung bewirken kann."

    Die dann hilft Kopfschmerzen vorzubeugen, in der Schule und auf lange Sicht auch später im Leben.