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Koran als Bestseller
Kommentierte Neuübersetzung ist ein großer Erfolg in den USA

2000 Seiten und zehn Jahre Arbeit: Ein Expertenteam hat sich die Mühe gemacht, den Koran in modernes Englisch zu übertragen und zu kommentieren. Die normale Version kostet 60 Dollar, die gebundene 90. Ist ein solches Buch verkäuflich? Ist es, ziemlich gut sogar! "The Study Quran" rangierte lange auf Platz 1 - auf einer Liste mit Büchern mit religiösem Inhalt.

Von Andreas Horchler |
    Koran
    Der Koran mit Gebetskette (picture alliance / dpa / Foto: Roos Koole)
    Seyyed Hossein Nasr ist ein weltweit geachteter Islamkenner. Der über 80-jährige Gelehrte stammt aus dem Iran, studierte am MIT und Harvard, kennt sich mit Wissenschaft und Philosophie so gut aus wie mit Kunst und Religion. Die Probleme der bisherigen Koran-Übersetzungen ins Englische: Altbackene Sprache und eine Kommentierung der poetischen Suren, die der jeweiligen Mode der Voreingenommenheit zum Beispiel gegenüber anderen Weltreligionen entsprach. Anders als die von Saudi-Arabien in Umlauf gebrachten Übersetzungen scharte Nasr ein Expertenteam um sich, in dem die meisten Co-Autoren in englischsprachigen Ländern aufgewachsen sind. Die Kunden für die Neuübersetzung: Natürlich erst einmal die Muslime in den USA:
    "Es sind 6 bis 7 Millionen Muslime in Amerika, nicht 3 Millionen, wie viele sagen. Und es gibt eine große Menge gebildeter Muslime."
    Viele von ihnen verstehen wenig von klassischem Arabisch, der Sprache des Koran. Nasr und sein Autorenteam hatten aber auch Amerikaner als Leser im Blick, Bürger, die sich ein eigenes Bild von jener Religion machen wollen, die viele Amerikaner mit Argwohn betrachten.
    Nasr freut sich über den Zuspruch zu der von ihm initiierten und herausgegebenen Neuübertragung des Koran. Er hofft, dass wie die anti-katholische Haltung im 19. Jahrhundert, der Antisemitismus in Teilen des 20. Jahrhunderts auch der Argwohn gegenüber Muslimen von heute vorübergehen wird. Dabei ist nach seiner Überzeugung auch die amerikanische Politik gefragt:
    "Ich denke, die Beziehung zwischen Saudi-Arabien und den USA hat eine Menge damit zu tun. Al Kaida und die Taliban stammen vom Wahabismus ab. Wenn die westliche Politik aufwacht und erkennt, dass sie diese Quelle des Extremismus unterstützt, ob es nun um das Öl geht oder andere Gründe eine Rolle spielen; wenn ehrliche Politiker sich das eingestehen, wird sich die Situation vielleicht verbessern."
    Die Neuübertragung des Koran kann Muslimen in den USA und in aller Welt helfen, ihre eigene Religion besser zu verstehen. Schließlich spricht nicht einmal ein Viertel der Angehörigen dieser Weltreligion arabisch.