Eigentlich ist es verwunderlich, dass hierzulande noch keine Islambank ihre Dienste angeboten hat. Schließlich leben über vier Millionen Muslime in Deutschland. Doch nun kann die Kuveyt Türk Bank mit ihrem korankonformen Geschäftsmodell loslegen. Bislang hatte die KT-Bank nur eine Filiale in Mannheim. Hier gab es zwar Informationen, doch ein Konto konnten Kunden bislang nur bei der Muttergesellschaft in der Türkei eröffnen. Nun, mit der Erteilung einer Vollbanklizenz durch die deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht, werden Filialen in Frankfurt am Main und Berlin eröffnet.
Nach den Vorstellungen des Korans darf Geld nicht mit Geld verdient werden. Das heißt vor allem: Spekulations- und Zinsverbot. Eine islamkonforme Bank verleiht deshalb kein Geld, sondern finanziert ein reales Gut, sagt Volker Schmidtke, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Berlin.
"Der Verbraucher beauftragt die Bank, ein bestimmtes Gut, das er haben möchte - ein Haus, ein Auto - zu kaufen. Die Bank verkauft das aber sofort weiter an den Verbraucher. Der wiederum zahlt an die Bank einen erhöhten Kaufpreis. Dafür darf er den Betrag an die Bank mit zeitlicher Verzögerung zurückzahlen. Letztendlich ist es für den Verbraucher so, als hätte er ein Darlehen aufgenommen, aber es ist eben kein Zins geflossen."
Beteiligung statt Zinsen
Ähnlich wird beim Sparzins verfahren. Statt eines festen Zinssatzes für die Kunden, wird ein sogenanntes Beteiligungskonto angeboten. Die Bank finanziert aus den Kundengeldern ihr Geschäft, dafür beteiligt sie später ihre Sparer an möglichen Gewinnen.
Für die Berliner Verbraucherzentrale sind islamkonforme Finanzgeschäfte noch weitgehend Neuland. Eine darauf zugeschnittene Verbraucherberatung soll aber künftig aufgebaut werden. Gerade im Bereich von Zinsen und deren Transparenz bleiben für Volker Schmidtke derzeit noch einige Fragen.
"Wir haben natürlich schon ein prinzipielles Problem bei der Vergleichbarkeit mit herkömmlichen Darlehen, bei denen ja der Effektivzins entsprechend ausgewiesen wird. Das müssen wir tatsächlich beobachten - ein solches Angebot gab es ja bisher in Deutschland nicht."
Gökay Sofuoglu ist Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Er begrüßt zwar grundsätzlich, dass nun auch eine Islambank ihre Dienste in Deutschland anbietet, hat aber Zweifel, ob dieses alternative Geschäftsmodell bei vielen Muslimen erfolgreich sein wird.
"Weil sie ja mit den bestehenden, deutschen Banken eigentlich sehr gut gefahren sind. Es ist ein Angebot für die Muslime, die streng gläubig sind. Die auch genau wissen wollen, was die Bank mit dem Geld macht. Für diese wird es nun eine Alternative geben, dass einige diese Bank aussuchen."
Gökay Sofuoglu will nicht wechseln, er ist seit rund 30 Jahren mit seiner Bank in Deutschland zufrieden.
Volker Schmidtke, der Finanzexperte der Berliner Verbraucherzentrale, kann sich dagegen vorstellen, dass das Geschäftsmodell auch für Nicht-Muslime interessant sein könnte. Denn neben dem Zins- und Spekulationsverbot, ist es laut Koran auch verboten, sich an unethischer Wirtschaftstätigkeit zu beteiligen: An der Produktion und dem Handel von Alkohol, Tabak und Schweinefleisch, Glücksspiel, Pornografie und Prostitution:
"Das Verbot, in Schweinefleisch zu investieren - da kann sich der eine oder andere ethisch denkende Anleger sicherlich auch noch wiederfinden. Auch das Verbot, in hochverschuldete Unternehmen zu investieren ist ja ebenso etwas, was man nach westlicher Ethik nachvollziehen kann."
Auch bei diesem Punkt ist Gökay Sofuoglu, der Vorsitze der türkischen Gemeinde in Deutschland, skeptischer:
"Das sind eher Negativmerkmale, wo man das Geld nicht ausgibt. Was man mit dem Geld fördert, das steht eigentlich nicht in den Richtlinien drin."
Doch egal, ob streng gläubige, muslimische Kunden oder auch solche, die die ethischen Grundsätze des Islamic Banking gutheißen: Dank der nun erteilten Banklizenz, sind die Ersparnisse sicher. Denn die KT-Bank fällt unter die deutsche Einlagensicherung. Konkret: Im Falle einer Pleite sind die Ersparnisse bis zu 100.000 Euro pro Kunde geschützt.