Klaus Remme: Der 8. Mai 1945, das war der Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschlands. Es war das Ende des Zweiten Weltkrieges. Vor einem Jahr zum 60. Jahrestag wurde es groß als Gedenktag in Erinnerung gerufen. Zwei Tage später wurde das Holocaust-Mahnmal in Berlin eröffnet und seitdem haben 3,5 Millionen Menschen das Stelenfeld von Peter Eisenmann im vergangenen Jahr besucht.
Am Telefon ist jetzt Salomon Korn, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Herr Korn ich grüße Sie!
Salomon Korn: Guten Morgen!
Remme: 3.5 Millionen Menschen in einem Jahr, eine Zahl die Sie überrascht?
Korn: Na ja, überrascht vielleicht nicht, dennoch erfreut. Ich war eigentlich immer der Ansicht, dass das ein Besuchermagnet sein würde. Die genaue Zahl war nicht abzuschätzen, aber unsere Erwartungen, die wir im Kuratorium hatten, haben sich damit sicherlich mehr als erfüllt.
Remme: Es wurde viel geunkt im Vorfeld. Die Grafitti-Gefahr wurde heraufbeschworen, das Zumüllen des Mahnmals. Nichts davon hat sich wirklich bestätigt. Wie erklären Sie sich das?
Korn: Ich nehme an es hängt erst mal damit zusammen, dass dieses Mahnmal stark frequentiert ist, also besucht ist doch zu jeder Tageszeit, nachts wie man so schön sagt bestreift wird. Vielleicht gibt es aber auch eine Abschreckung von der Dimension her. Es ist gleichgültig wo man einen Grafitti anbringt an diesem Riesen Stelenfeld. Es wird ja keinem wirklich auffallen. Es handelt sich ja nicht um ein konventionelles Mahnmal, sondern eben um ein großes Feld und da fallen solche Dinge nicht so ins Gewicht.
Remme: Herr Korn lange wurde um das Mahnmal gestritten. Gibt die Popularität allein den Befürwortern im Nachhinein Recht?
Korn: Ja, zum Teil. Man muss zwei Dinge auseinander halten. Die Qualität des Mahnmals beziehungsweise seine Symbolkraft, und die ist nach wie vor umstritten. Wenn man vom Ort der Information absieht, also der Ort, der sich unterhalb des Mahnmals befindet, wo man Informationen erhält über das tatsächliche Ausmaß des Verbrechens, und dem sinnlichen Eindruck, den das Feld dem Besucher vermittelt. Und die Außenwirkung, das heißt die Besucherzahlen. Man muss diese Dinge auseinander halten. Von den Besucherzahlen her hat sich das Denkmal auf jeden Fall bewährt, gar keine Frage. Ob es jedermann sich erschließt durch seine Abstraktheit, das muss dahingestellt bleiben. Dem einen mehr, dem anderen weniger. Aber möglicherweise ist es auch die Stärke dieses Mahnmals, dass es eben nicht sich sozusagen auf eine klar definierte Botschaft festlegt, sondern einen Assoziationsspielraum belässt und damit jedem die Möglichkeit gibt, sich das Seine zu denken, wenn er sich in diesem Feld alleine bewegt.
Remme: Unter anderem wurde ja mit Blick auf das Mahnmal eine Hierarchisierung der Opfer kritisiert. Es ist immerhin das Denkmal für die ermordeten Juden in Deutschland. Haben Sie diese Kritik seinerzeit geteilt?
Korn: Ich gehörte zu den Kritikern. Ich war immer der Ansicht, dass ein solches Mahnmal eigentlich allen Opfern gehört. Ich hatte immer in Erinnerung ein Gespräch mit einem ehemaligen jüdischen Überlebenden aus Auschwitz, der mir gesagt hat, als wir gemeinsam dort im Dreck lagen und dem Tod gegenüberstanden, kam es nicht darauf an, ob einer Jude war, Sinti, Roma, Deutscher, Pole, Homosexueller, wir waren in diesem Augenblick alle gleich. Das ist mir geblieben. Deswegen war ich immer der Meinung, es hätte eigentlich allen zugeschrieben werden müssen.
Aber es gibt einen Bundestagsbeschluss. Es ist nicht der einsame Beschluss eines Politikers, nicht eines Bundeskanzlers oder Bundespräsidenten. Es ist immerhin der Beschluss des deutschen Parlaments und ich glaube damit ist die demokratische Legitimisierung da und wir brauchen diese Schlachten von gestern nicht wieder zu schlagen. Es ist nun mal so wie es ist. Ich bin nicht so glücklich darüber, weil ich eben genau diese Hierarchisierung befürchtet habe oder diese Sonderstellung im Gedenken gerade für die Juden, die sicherlich eine Sonderstellung verdient haben, aber man hätte es wahrscheinlich etwas anders machen können.
Remme: Herr Korn wie groß ist die Gefahr, dass mit der Eröffnung des Mahnmals die Diskussion um das Gedenken an den Holocaust an einen Schlusspunkt gekommen ist?
Korn: Man darf nicht übersehen, dass wir tatsächlich mit dem Mahnmal uns in einer Phase des Gezeitenwechsels befinden, weil die Generation, die das noch authentisch erlebt hat, langsam abtritt und das Gedenken sozusagen sich jetzt aus dem authentischen Gedächtnis der Beteiligten ins kulturelle Gedächtnis der Museen und Archive bewegt. Das ist so! Das ist nicht zu verhindern. Dieser Prozess ist natürlich, aber die Debatten und Diskussionen werden weitergehen, weil die Vergangenheit, gerade die Vergangenheit, die aus dieser dunklen Zeit herrührt, doch sehr langwellig untergründig weiterwirkt. Es gibt immer wieder Debatten und es gab im letzten Jahr Debatten und wird auch weiterhin Debatten geben, die immer wieder auf diese Vergangenheit zurückkommen, wenn auch natürlich in abnehmendem Maße. Aber wir werden auf Jahre hinaus noch damit beschäftigt sein.
Remme: Es gilt ja das, was Sie sagten, nicht nur mit Blick auf den Holocaust, sondern auf den 8. Mai, das Kriegsende generell, dass 61 Jahre später die Zahl der Zeitzeugen naturgemäß immer geringer wird. Herr Korn wie kann diese Lücke geschlossen werden?
Korn: Es geht eigentlich nur durch Aufklärung, und zwar durch frühzeitige Aufklärung. Ich denke man muss das in den Schulen so vermitteln, dass die Kinder lernen, es handelt sich hier um einen Teil der deutschen Geschichte, und zwar nicht um einen Teil, der wie ein einsamer Block, wie ein schwarzes Loch für sich steht, sondern der eine Vorgeschichte hat und eine Geschichte, die danach kommt. Also das Ereignis selbst sollte stärker in die deutsche Geschichte eingebunden sein, aber man sollte auch wissen, dass es eine Geschichte zwischen Juden und Nichtjuden in diesem Land gab, die 2000 Jahre alt ist, das heißt, dass eine nahezu 2000jährige Geschichte diesem Ereignis von 1933 bis '45 vorausgeht, dass das eingebunden wird in einen historischen Zusammenhang und eben nicht allein so einzigartig aus der Geschichte herausragt. Man muss wissen und es muss im Bewusstsein bleiben: Es waren keine Außerirdischen, die Deutschland besetzt haben und dann diese Verbrechen begangen haben, sondern es waren ganz gewöhnliche normale Deutsche, die im Herzen Europas als Mitglieder eines der zivilisiertesten Völker dieses Menschheitsverbrechen begangen haben, was immer noch unbegreiflich ist und nur aus dem Zusammenhang heraus wird man es verstehen können. So denke ich muss es auch historisch vermittelt werden, ohne schlechtes Gewissen, aber immer mit dem Appell an die Verantwortung, die wir als Einzelne in dieser Demokratie haben.
Remme: Herr Korn, Sie selbst waren zwei Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging, gehören also dieser Zwischengeneration an, die den Holocaust nicht bewusst miterlebt haben, aber doch wesentlich davon betroffen wurden. Kommt auf Sie und diese Generation jetzt eine besondere Verantwortung zu?
Korn: Ich denke die Verantwortung besteht nur insofern, als wir vielleicht noch stärker sensibilisiert sind, denn diese Ängste und unausgesprochenen Dinge, die ja sowohl auf der Seite der beteiligten Generation sind als auch auf Seiten derer, die man vielleicht Opfergeneration nennt, sind ja immer noch nachwirkend, indem sie als schwarze Löcher in der Seele wenn man so will überwintert haben. Das hat die Sensibilität meiner Generation, der Zwischengeneration, gesteigert. Ich denke unsere Verantwortung besteht darin, diesen Teil der Sensibilität, die wir mitbekommen haben, umzuwandeln in Rationalität und dafür zu sorgen, dass Wissen weitergegeben wird und nicht Gewissheiten. Gewissheiten sind nämlich nicht zu ändern; nur Wissen ist zu ändern. Deswegen ist es so wichtig, Informationen weiterzugeben und nicht unbedingt Überzeugungen.
Remme: Zum Schluss Herr Korn noch ein Wort zur jüdischen Gemeinde in Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden ist nach dem Tod von Paul Spiegel ja vakant. Die nächsten Wahlen stehen erst im November an. Kann das so lange warten?
Korn: Es wird sicherlich auf der nächsten Präsidiumssitzung des Zentralrats entschieden werden, ob so lange gewartet werden wird oder nicht. Das ist eine Entscheidung, die sicherlich noch im Laufe des nächsten Monats, also im Juni gefällt werden wird.
Remme: Wären Sie dafür, so lange zu warten?
Korn: Ich bin eigentlich immer ein Freund von schnellen Entscheidungen gewesen, wohl überlegt, aber nicht zu lange abzuwarten. Ich glaube auch eher, dass man nicht so lange warten wird. Ein solcher Posten sollte auch nicht zu lange vakant sein.
Remme: Wären Sie Herr Korn bereit, den Vorsitz zu übernehmen?
Korn: Auch hier muss ich Ihnen sagen wird die Entscheidung erst im Juni fallen. Es wird vor Ablauf der Trauerzeit für Paul Spiegel - und die endet in der ersten Phase am 28. Mai - keine Aussagen von keinem Präsidiumsmitglied zu diesem Thema geben.
Remme: Salomon Korn war das, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Herr Korn ich bedanke mich für das Gespräch!
Am Telefon ist jetzt Salomon Korn, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Herr Korn ich grüße Sie!
Salomon Korn: Guten Morgen!
Remme: 3.5 Millionen Menschen in einem Jahr, eine Zahl die Sie überrascht?
Korn: Na ja, überrascht vielleicht nicht, dennoch erfreut. Ich war eigentlich immer der Ansicht, dass das ein Besuchermagnet sein würde. Die genaue Zahl war nicht abzuschätzen, aber unsere Erwartungen, die wir im Kuratorium hatten, haben sich damit sicherlich mehr als erfüllt.
Remme: Es wurde viel geunkt im Vorfeld. Die Grafitti-Gefahr wurde heraufbeschworen, das Zumüllen des Mahnmals. Nichts davon hat sich wirklich bestätigt. Wie erklären Sie sich das?
Korn: Ich nehme an es hängt erst mal damit zusammen, dass dieses Mahnmal stark frequentiert ist, also besucht ist doch zu jeder Tageszeit, nachts wie man so schön sagt bestreift wird. Vielleicht gibt es aber auch eine Abschreckung von der Dimension her. Es ist gleichgültig wo man einen Grafitti anbringt an diesem Riesen Stelenfeld. Es wird ja keinem wirklich auffallen. Es handelt sich ja nicht um ein konventionelles Mahnmal, sondern eben um ein großes Feld und da fallen solche Dinge nicht so ins Gewicht.
Remme: Herr Korn lange wurde um das Mahnmal gestritten. Gibt die Popularität allein den Befürwortern im Nachhinein Recht?
Korn: Ja, zum Teil. Man muss zwei Dinge auseinander halten. Die Qualität des Mahnmals beziehungsweise seine Symbolkraft, und die ist nach wie vor umstritten. Wenn man vom Ort der Information absieht, also der Ort, der sich unterhalb des Mahnmals befindet, wo man Informationen erhält über das tatsächliche Ausmaß des Verbrechens, und dem sinnlichen Eindruck, den das Feld dem Besucher vermittelt. Und die Außenwirkung, das heißt die Besucherzahlen. Man muss diese Dinge auseinander halten. Von den Besucherzahlen her hat sich das Denkmal auf jeden Fall bewährt, gar keine Frage. Ob es jedermann sich erschließt durch seine Abstraktheit, das muss dahingestellt bleiben. Dem einen mehr, dem anderen weniger. Aber möglicherweise ist es auch die Stärke dieses Mahnmals, dass es eben nicht sich sozusagen auf eine klar definierte Botschaft festlegt, sondern einen Assoziationsspielraum belässt und damit jedem die Möglichkeit gibt, sich das Seine zu denken, wenn er sich in diesem Feld alleine bewegt.
Remme: Unter anderem wurde ja mit Blick auf das Mahnmal eine Hierarchisierung der Opfer kritisiert. Es ist immerhin das Denkmal für die ermordeten Juden in Deutschland. Haben Sie diese Kritik seinerzeit geteilt?
Korn: Ich gehörte zu den Kritikern. Ich war immer der Ansicht, dass ein solches Mahnmal eigentlich allen Opfern gehört. Ich hatte immer in Erinnerung ein Gespräch mit einem ehemaligen jüdischen Überlebenden aus Auschwitz, der mir gesagt hat, als wir gemeinsam dort im Dreck lagen und dem Tod gegenüberstanden, kam es nicht darauf an, ob einer Jude war, Sinti, Roma, Deutscher, Pole, Homosexueller, wir waren in diesem Augenblick alle gleich. Das ist mir geblieben. Deswegen war ich immer der Meinung, es hätte eigentlich allen zugeschrieben werden müssen.
Aber es gibt einen Bundestagsbeschluss. Es ist nicht der einsame Beschluss eines Politikers, nicht eines Bundeskanzlers oder Bundespräsidenten. Es ist immerhin der Beschluss des deutschen Parlaments und ich glaube damit ist die demokratische Legitimisierung da und wir brauchen diese Schlachten von gestern nicht wieder zu schlagen. Es ist nun mal so wie es ist. Ich bin nicht so glücklich darüber, weil ich eben genau diese Hierarchisierung befürchtet habe oder diese Sonderstellung im Gedenken gerade für die Juden, die sicherlich eine Sonderstellung verdient haben, aber man hätte es wahrscheinlich etwas anders machen können.
Remme: Herr Korn wie groß ist die Gefahr, dass mit der Eröffnung des Mahnmals die Diskussion um das Gedenken an den Holocaust an einen Schlusspunkt gekommen ist?
Korn: Man darf nicht übersehen, dass wir tatsächlich mit dem Mahnmal uns in einer Phase des Gezeitenwechsels befinden, weil die Generation, die das noch authentisch erlebt hat, langsam abtritt und das Gedenken sozusagen sich jetzt aus dem authentischen Gedächtnis der Beteiligten ins kulturelle Gedächtnis der Museen und Archive bewegt. Das ist so! Das ist nicht zu verhindern. Dieser Prozess ist natürlich, aber die Debatten und Diskussionen werden weitergehen, weil die Vergangenheit, gerade die Vergangenheit, die aus dieser dunklen Zeit herrührt, doch sehr langwellig untergründig weiterwirkt. Es gibt immer wieder Debatten und es gab im letzten Jahr Debatten und wird auch weiterhin Debatten geben, die immer wieder auf diese Vergangenheit zurückkommen, wenn auch natürlich in abnehmendem Maße. Aber wir werden auf Jahre hinaus noch damit beschäftigt sein.
Remme: Es gilt ja das, was Sie sagten, nicht nur mit Blick auf den Holocaust, sondern auf den 8. Mai, das Kriegsende generell, dass 61 Jahre später die Zahl der Zeitzeugen naturgemäß immer geringer wird. Herr Korn wie kann diese Lücke geschlossen werden?
Korn: Es geht eigentlich nur durch Aufklärung, und zwar durch frühzeitige Aufklärung. Ich denke man muss das in den Schulen so vermitteln, dass die Kinder lernen, es handelt sich hier um einen Teil der deutschen Geschichte, und zwar nicht um einen Teil, der wie ein einsamer Block, wie ein schwarzes Loch für sich steht, sondern der eine Vorgeschichte hat und eine Geschichte, die danach kommt. Also das Ereignis selbst sollte stärker in die deutsche Geschichte eingebunden sein, aber man sollte auch wissen, dass es eine Geschichte zwischen Juden und Nichtjuden in diesem Land gab, die 2000 Jahre alt ist, das heißt, dass eine nahezu 2000jährige Geschichte diesem Ereignis von 1933 bis '45 vorausgeht, dass das eingebunden wird in einen historischen Zusammenhang und eben nicht allein so einzigartig aus der Geschichte herausragt. Man muss wissen und es muss im Bewusstsein bleiben: Es waren keine Außerirdischen, die Deutschland besetzt haben und dann diese Verbrechen begangen haben, sondern es waren ganz gewöhnliche normale Deutsche, die im Herzen Europas als Mitglieder eines der zivilisiertesten Völker dieses Menschheitsverbrechen begangen haben, was immer noch unbegreiflich ist und nur aus dem Zusammenhang heraus wird man es verstehen können. So denke ich muss es auch historisch vermittelt werden, ohne schlechtes Gewissen, aber immer mit dem Appell an die Verantwortung, die wir als Einzelne in dieser Demokratie haben.
Remme: Herr Korn, Sie selbst waren zwei Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging, gehören also dieser Zwischengeneration an, die den Holocaust nicht bewusst miterlebt haben, aber doch wesentlich davon betroffen wurden. Kommt auf Sie und diese Generation jetzt eine besondere Verantwortung zu?
Korn: Ich denke die Verantwortung besteht nur insofern, als wir vielleicht noch stärker sensibilisiert sind, denn diese Ängste und unausgesprochenen Dinge, die ja sowohl auf der Seite der beteiligten Generation sind als auch auf Seiten derer, die man vielleicht Opfergeneration nennt, sind ja immer noch nachwirkend, indem sie als schwarze Löcher in der Seele wenn man so will überwintert haben. Das hat die Sensibilität meiner Generation, der Zwischengeneration, gesteigert. Ich denke unsere Verantwortung besteht darin, diesen Teil der Sensibilität, die wir mitbekommen haben, umzuwandeln in Rationalität und dafür zu sorgen, dass Wissen weitergegeben wird und nicht Gewissheiten. Gewissheiten sind nämlich nicht zu ändern; nur Wissen ist zu ändern. Deswegen ist es so wichtig, Informationen weiterzugeben und nicht unbedingt Überzeugungen.
Remme: Zum Schluss Herr Korn noch ein Wort zur jüdischen Gemeinde in Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden ist nach dem Tod von Paul Spiegel ja vakant. Die nächsten Wahlen stehen erst im November an. Kann das so lange warten?
Korn: Es wird sicherlich auf der nächsten Präsidiumssitzung des Zentralrats entschieden werden, ob so lange gewartet werden wird oder nicht. Das ist eine Entscheidung, die sicherlich noch im Laufe des nächsten Monats, also im Juni gefällt werden wird.
Remme: Wären Sie dafür, so lange zu warten?
Korn: Ich bin eigentlich immer ein Freund von schnellen Entscheidungen gewesen, wohl überlegt, aber nicht zu lange abzuwarten. Ich glaube auch eher, dass man nicht so lange warten wird. Ein solcher Posten sollte auch nicht zu lange vakant sein.
Remme: Wären Sie Herr Korn bereit, den Vorsitz zu übernehmen?
Korn: Auch hier muss ich Ihnen sagen wird die Entscheidung erst im Juni fallen. Es wird vor Ablauf der Trauerzeit für Paul Spiegel - und die endet in der ersten Phase am 28. Mai - keine Aussagen von keinem Präsidiumsmitglied zu diesem Thema geben.
Remme: Salomon Korn war das, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. Herr Korn ich bedanke mich für das Gespräch!