London-Korrespondent Friedbert Meurer hat schon mehrmals innerhalb kurzer Zeit Anrufe aus den Redaktionen des Deutschlandradios bekommen, in denen Redakteure nach einer neuen Pro-EU-Zeitschrift gefragt haben, einer neuen Pro-EU-Partei, einer neuen Pro-EU-Initiative. Klar könne man darüber berichten, erzählt er in @mediasres. "Aber gebe ich damit die Wirklichkeit hier wieder? Nein."
Seine Aufgabe sei es, zu vermitteln, was in Großbritannien passiere, sagt Meurer. Er habe durch seine Arbeit bemerkt, wie stark Journalisten auch von nationalen Aspekten geprägt seien. So seien die Menschen in Deutschland wenig nationalistisch und sehr pro-europäisch, die Briten dagegen umgekehrt. "Wie sehr kann ich das transportieren, ohne zu Hause in den Ruch zu geraten: Der fängt ja jetzt an, den Brexit zu verteidigen?" fragt sich Meurer. Spannender als ein Besuch bei einer Pro-EU-Zeitung sei deswegen ein Besuch bei Brexiteers. "Da kriege ich einen Eindruck, wie sie denken."
Das Bild Großbritanniens sei in deutschen Redaktion oft etwa vom "Guardian" bestimmt, der aber eine internationale Zeitung sei. Wer nur ihn lese, bekomme nur einen kleinen Teilausschnitt mit, wie man in Großbritannien über die EU denke. Für ein umfassendes Bild müsse man etwa auch "Times" und "Daily Mail" lesen, die allerdings im Netz nicht frei zugänglich seien - anders als der "Guardian".