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Korruption im Fußball
"Die Sommermärchen-Affäre ist noch nicht vorbei"

Zwei Jahre soll UEFA- und FIFA-Vorstandsmitglied Wolfgang Niersbach nach einer Forderung der FIFA-Ermittler gesperrt werden. Der fühlt sich zu hart und ungerecht behandelt. "Ganz im Gegenteil", sagte FIFA-Experte Thomas Kistner im DLF. "Er hatte Wissen von korrupten Vorgängen."

Thomas Kistner im Gespräch mit Philipp May |
    Wolfgang Niersbach tritt vor die Mikrofone, um seinen Rücktritt bekannt zu geben.
    Wolfgang Niersbach (AFP / Daniel Roland)
    Erschwerend hinzu käme, dass Wolfgang Niersbach nicht nur das Wissen gezielt zurückgehalten, sondern verschleiert habe, so Thomas Kistner. "Er hat am 10. Juni als DFB-Präsident in einem offenen Brief beteuert, dass rund um das Sommermärchen alles absolut sauber abgelaufen sei."
    Die in dem Fall der Sperre Niersbachs freigewordenen Plätze in UEFA und FIFA fallen nicht automatisch dem DFB zu, erklärte Kistner. Die UEFA, die ja momentan führungslos sei, müsse jedoch darauf achten, den mächtigen Deutschen nicht auf die Füße zu treten. "Man braucht als UEFA-Präsidentschaftsbewerber auch die deutsche Stimme und die Stimmen derjenigen, die von den Deutschen beeinflussbar sind."
    Sommermärchen-Affäre geht erst jetzt richtig los
    Nach der Causa Niersbach stünden auch den anderen Protagonisten der Sommermärchen-Affäre Ethikprüfungen bevor: Franz Beckenbauer, Horst R. Schmidt, Helmut Sandrock. "Der Fall Niersbach ist nur vorgezogen worden, weil er der einzige mit einer noch aktuellen Funktion im Fußball ist. Aber es wird jetzt alles abgearbeitet. Die Sommermärchen-Affäre ist noch nicht vorbei." Im Gegenteil: Die ganze Geschichte gehe jetzt erst langsam richtig los: "Nicht nur beim FIFA-Ethikkomittee, sondern da, wo es noch viel schmerzhafter werden kann: bei den Staatsanwaltschaften in Deutschland, in der Schweiz und in den USA."
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