Mindestens die Hälfte der zwölf Stadien der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien ist in Unregelmäßigkeiten verwickelt. Das geht aus Kronzeugenaussagen von Ex-Funktionären des Bau-Riesen Odebrecht hervor, die in dieser Woche öffentlich geworden sind.
Zitiert werden in den nun veröffentlichten Vernehmungen der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft das Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro sowie die Arenen in Brasília, Recife, Fortaleza und Manaus. Eine Ermittlung in Bezug auf die Corinthians-Arena in São Paulo, Eröffnungsstadion der WM 2014, läuft unter juristischer Geheimhaltung.
Frühere Gouverneur von Rio de Janeiro verhaftet
Die Kronzeugen sagten bei vier der Stadien aus, Odebrecht und andere große brasilianische Baufirmen, hätten nach den Ausschreibungen ihre Angebote untereinander abgestimmt. Im Fall des Maracanã, in dem Deutschland am 13. Juli 2014 Weltmeister wurde, berichten fünf Ex-Funktionäre von Schmiergeldern, die geflossen seien – ohne aber konkrete Zahlen zu nennen.
Als Empfänger werden der frühere Gouverneur von Rio de Janeiro, Sergio Cabral, und der ehemalige Präsident des Landesrechnungshofes, Jonas Lopes, genannt. Cabral wurde im November 2016 wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet, Lopes im Dezember 2016.
Die Baukosten der sechs in den Vernehmungen zitierten Arenen belaufen sich umgerechnet heute auf 1,6 Milliarden Euro. Allein der Umbau des Maracanã kostete mindestens 300 Millionen Euro, 100 Millionen mehr als veranschlagt.
Ermittlungen auch gegen Minister
Die Kronzeugenaussagen sind Teil eines milliardenschweren Korruptionsskandals namens "Lava Jato" (Autowäsche). In der Nacht zum 12. April bestätigte der oberste Gerichtshof Brasiliens, Ermittlungsverfahren gegen 76 hochrangige Persönlichkeiten zu erlauben, darunter acht aktive Minister der brasilianischen Bundesregierung.
Im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro 2016 werden auch Ermittlungen gegen den früheren Bürgermeister der Stadt, Eduardo Paes, eröffnet. Er soll von Odebrecht umgerechnet knapp fünf Millionen Euro erhalten haben, um den Zugang zu Milliardenaufträgen zu erleichtern.