Die Worte David Camerons werden immer wieder aufs Neue in den Medien wiederholt: Kurz vor der Eröffnung des Anti-Korruptionsgipfels wähnte sich der britische Premier unbeobachtet und machte bei einem Empfang der Queen Bemerkungen, die jetzt Topthema des Gipfels sind.
"Wir haben die Führer von einigen fantastisch korrupten Ländern hier in Großbritannien dabei - Nigeria und Afghanistan, die beiden vielleicht korruptesten Länder der Welt."
Was Cameron nicht klar war: Die Worte wurden von einem Mikrofon eines Kamerateams eingefangen. Ein mittelschwerer diplomatischer Eklat. Cameron lädt internationale Staatsoberhäupter und Regierungschefs ein und bezeichnet sie als phantastisch korrupt. Nigerias Staatschef Muhammadu Buhari, dem viele Beobachter attestieren, glaubhaft gegen Korruption in seinem Land anzukämpfen, kontert nach seiner Ankunft in London den Vorwurf ziemlich souverän. Ja, sein Land Nigeria sei korrupt.
"Ich erwarte deswegen auch keine Entschuldigung von niemandem. Was ich erwarte, ist, dass man uns unsere Vermögenswerte zurückgibt."
Der Fokus liegt auch auf den westlichen Ländern
Buhari spielt damit darauf an, dass korrupte reiche Nigerianer ihren Reichtum auf Bankkonten in der britischen Hauptstadt sauberwaschen – oder hier Luxusimmobilien kaufen.
"Ich brauche keine Entschuldigung, ich brauche etwas Handfestes!" Buhari reibt dabei Daumen und Zeigefinger als Zeichen für Geld aneinander."
Die britische Regierung lädt zum weltweit ersten Anti-Korruptionsgipfel ein, Vertreter aus 50 Ländern kommen, von deutscher Seite Bundesjustizminister Heiko Maas, außerdem die Spitzen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Der Fokus liegt jetzt auf beiden Seiten: auf den Entwicklungs- und Schwellenländer und ihren Anstrengungen gegen Korruption, aber auch auf westlichen Ländern.
"Es gibt phantastisch korrupte Länder in der Welt", sagt Adrian Lovett von der Entwicklungsorganisation ONE. "Aber es gibt auch die Überseegebiete, die phantastisch dazu beitragen. Wenn wir beide Seiten der Medaille sehen, dann haben wir eine Chance, dass der Gipfel wichtige Ergebnisse liefert."
Ausländische Immobilienkäufer sollen stärker überprüft werden
Experten schätzen, dass von vier ausländischen Unternehmen, die Luxusimmobilien in London kaufen, drei ihre Geschäfte über Scheinfirmen in Übersee abwickeln. Im "Guardian" kündigte David Cameron deswegen heute Morgen in einem Gastbeitrag an, dass die Käufer künftig in einem Register geführt und besser überprüft werden sollen.
"Ausländische Unternehmen, die hier Immobilien kaufen, müssen erklären, wer der wahre Eigentümer ist", so Cameron gestern schon im Unterhaus. "Wir wollen so sicherstellen, dass in Afrika geplündertes Geld nicht in London versteckt werden kann."