Man habe seine Ethikkommission angewiesen, den Garcia-Report zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu veröffentlichen, heißt es in der am Freitag veröffentlichten Stellungnahme von FIFA-Präsident Sepp Blatter. Dies solle in "angemessener Form" erst geschehen, wenn die aktuellen Untersuchungen gegen Einzelpersonen abgeschlossen seien.
Wann dies der Fall sein wird, erklärte der 78-Jährige nach der Sitzung der Exekutive des Weltverbandes in Marrakesch nicht. Noch ein gutes halbes Jahr und es könnte ihm auch egal sein: Blatter will am 29. Mai 2015 in seine fünfte Amtszeit gewählt werden. Erscheint der Bericht danach, kann er nicht mehr viel Schaden anrichten - für ihn persönlich.
Neben Franz Beckenbauer sollen sich die Ermittlungen der Ethikkommission auch gegen den möglichen Herausforderer von FIFA-Chef Joseph Blatter, Harold Mayne-Nicholls, sowie Spaniens Verbandschef Ángel María Villar Llona, FIFA-Chefmediziner Michel D'Hooghe aus Belgien und den Thailänder Worawi Makudi richten. Die drei Letztgenannten sind Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees.
Der Report sei Vergangenheit, erklärte Blatter, er blicke in die Zukunft. Die Entscheidung für Russland und Katar werde die FIFA nicht überdenken. Damit steht fest: 2018 beziehungsweise 2022 sollen dann dort die Fußball-Weltmeisterschaften stattfinden. Ein Fragezeichen hinter Katar bleibt aber offenbar: Dem Emirat soll ein Ultimatum zur Verbesserung der Menschenrechtssituation in dem Golf-Emirat gestellt werden, erfuhr "Die Welt" aus Kreisen der Exekutive.
Ankündigung folgt Rücktritt Garcias
Die FIFA-Ethikkommission hatte Katar und Russland von Korruptionsvorwürfen weitgehend freigesprochen, was weltweit massive Kritik auslöste. Deshalb wurde die Veröffentlichung des kritischen Reports von Chefermittler Michael Garcia (USA) gefordert, der am Mittwoch von seinem Posten zurückgetreten war, nachdem sein Einspruch von der Berufungskommission des Fußballverbands abgeschmettert worden war. FIFA-Präsident Blatter hatte dies jedoch bislang abgelehnt
Öffentlich geworden war bislang nur die stark verkürzte und kritisierte Auswertung des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert. Welche Abschnitte in der Arbeit Garcia vor allem des Zeugenschutzes wegen "geschwärzt" werden müssen, soll in den kommenden Wochen die Ethikkommission entscheiden. Sie wird nach Angaben Blatters trotz des Rücktritts ihres Chefermittlers weiterarbeiten.
In seiner Stellungnahme gab Blatter dann auch noch bekannt, dass der bisherige Stellvertreter Garcias, der Schweizer Cornel Borbely, zum Interims-Chefermittler berufen wurde.
(bor/vic)