"Es geht um den massiven Verdacht auf Korruption sowie Vorteilsgewährung", sagte Thomas Kistner. Der Walliser Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold soll Infantino "Türen geöffnet" haben - und Infantino ihn im Gegenzug "mit Geschenken verwöhnt" haben. Der Schweizer Kanton Wallis hat deswegen einen Sonderermittler eingesetzt. Der müsse nun klären, ob es sich um Korruption oder beamtenrechtliche Verstöße handele, erklärte Kistner. "Was auch immer bei Arnold hängen bleibt, könnte auch auf Infantino abstrahlen und ihn stürzen". Rinaldo Arnold ging schon mit Gianni Infantino zur Schule. Sie kommen beide aus dem Schweizer Dorf Brig.
Die Vorfälle sollen schon eine Weile zurückliegen: Kurz nach Infantinos Wahl zum FIFA-Präsidenten 2016 arrangierte Rinaldo Arnold nach Informationen von Kistner ein erstes Treffen mit dem Chef der Schweizer Bundesanwaltschaft, Michael Lauber, der für die Ermittlungen gegen die FIFA zuständig ist. Arnold soll Infantino sogar zu dem Treffen begleitet haben. Kurz darauf durchsuchte die Bundesanwaltschaft die UEFA-Zentrale in Nyon. Grund dafür: ein fragwürdiges TV-Geschäft, das ausgerechnet noch in Infantinos Amtszeit als UEFA-Chef fiel. Dennoch konnte Infantino zwei Wochen später offenbar wieder mit Lauber sprechen. Dass Arnold dem FIFA-Chef direkten Zugang zu dem Chefermittler verschafft haben soll, wird laut Kistner auch in Justizkreisen als "unmögliche Geschichte" eingeordnet. Irritierend sei auch, dass die Treffen nicht von der Bundesanwaltschaft protokolliert worden seien.
Der Fall könnte für Infantino besonders dann ernst werden, falls über den Football-Leaks-Enthüller Rui Pinto noch belastende Unterlagen zutage kommen sollten, sagte Kistner. Der Schweizer Sonderermittler habe der SZ bestätigt, dass er mit Pinto zusammenarbeite. Sobald offizielle Korruptionsermittlungen gegen Infantino aufgenommen würden, sei das das Aus für den FIFA-Chef.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.