Das Geld floss 2015, als Sepp Blatter kurz vor seiner Wiederwahl als FIFA-Präsident stand. Die FIFA soll damals 100.000 US-Dollar auf das Konto einer österreichischen Hilfsorganisation eingezahlt haben, die sich um die Förderung von Fußballtalenten in Afrika kümmert. Die Schirmherrin der Organisation war damals Leo Windtners Ehefrau. Windner selbst weist im ORF-Radio jedes Fehlverhalten von sich:
"Ich habe mir nichts vorzuwerfen, im Gegenteil. Wenn ich den Schlussbericht der FIFA zu diesem Projekt vorlege, dann ist der mehr als entwaffnend. Denn es wird erstens die korrekte Abrechnung dieser Subvention von 100000 Dollar bestätigt. Und zweitens das Projekt in jeder Hinsicht gelobt.
Unregelmäßigkeiten bei der Abrechung
Doch genau bei der Abrechnung soll es zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, das haben zwei österreichische Internetportale recherchiert. Das Geld von der FIFA soll zunächst an den Österreichischen Fußballbund gegangen sein, da der Fußballbund aber nicht an dem Hilfsprojekt in Afrika beteiligt war , überwies er die 100.000 Dollar wieder an die FIFA zurück. Leo Windtner soll kurz darauf laut den Recherchen beim UEFA-Kongress in Wien an Sepp Blatter herangetreten sein und das nicht zum ersten Mal in dieser Sache. Am Tag danach sei das Geld laut den Medienberichten direkt an die Hilfsorganisation überwiesen worden. Ob Sepp Blatter das Geld eigenständig überweisen hat, ist noch nicht geklärt. Fest steht, dass die Wiener Antikorruptionsstaatsanwaltschaft nach einer Anzeige Ermittlungen gegen Windtner aufgenommen hat. Das bestätigte eine Sprecherin der Behörde dem ARD-Studio Wien in einer schriftlichen Stellungnahme:
"Wir ermitteln wegen des Vorwurfs, dass Verantwortliche des ÖFB von Verantwortlichen der FIFA 100.000,- US Dollar im Zusammenhang mit der Wahl des FIFA-Präsidenten gefordert hätten. Das Geld sollte an eine afrikanische Fußballakademie zur Förderung von Fußballtalenten fließen. Zeitlich reicht der Vorwurf ins Jahr 2014 zurück. Wir ermitteln wegen des Verdachts der Untreue und wegen Korruptionsverdachts."
Windtner bleibt gelassen
Leo Windtner gibt sich im ORF-Interview gelassen, nicht zuletzt deshalb, weil ihm nicht vorgeworfen wird, sich persönlich bereichert zu haben.
"Natürlich muss die Korruptionsstaatsanwaltschaft, wenn eine Anzeige vorliegt, Ermittlungen einleiten. Das ist geschehen."
Leo Windtner ist seit 2009 an der Spitze des ÖFB. Der 67-jährige gehörte lange Zeit zu den Unterstützern Blatters bei seinen Bemühungen um eine Wiederwahl als FIFA-Präsident. Letztlich hatte der ÖFB aber angekündigt, so wie die meisten UEFA-Mitglieder, gegen Blatter zu stimmen.