Dass die IOC-Veranstaltung für den Scheich aus Kuwait nicht wichtig genug sein könnte, hält Thomas Kistner für "ausgeschlossen". Es gebe keine wichtigere Veranstaltung des Weltsports als eine IOC-Session. Dies gelte erst recht für einen IOC-Spitzenfunktionär wie Ahmad Al-Fahad, der allen Nationalen Olympischen Komitees der Welt vorsitze sowie zudem dem 500 Millionen Dollar schweren IOC-Entwicklungsfonds. Wenn so jemand in Lima fehle, müsse er das entweder schlüssig erklären, so Kistner, oder aber: "Die nüchternen Fakten sprechen für sich."
Mitverschwörer in Klageschrift
Nämlich diese: Der Scheich werde als Mitverschwörer in einer Klageschrift der US-Justiz zur FIFA-Korruption geführt. Aus seinem Umfeld soll eine Million Dollar Schmiergeld geflossen sein. Das FBI wolle diesen Geldflüssen nun konsequent nachgehen, woraufhin der Scheich flugs alle FIFA-Ämter niedergelegt habe und seither bei keinem sportpolitischen Kongress mehr gesehen worden sei, der in einem Land stattfinde, das mit der US-Justiz kooperiere - wie Peru.
Zögerlicher IOC-Präsident
Andere IOC-Mitglieder sorgten sich bereits, möglicherweise in Mithaftung genommen zu werden. Ein Vorstoß mit dem Ziel, das IOC möge sich klarer zu dem Korruptionsproblem äußern, fand allerdings keine Mehrheit. Es sei "ein Witz", wenn IOC-Präsident Thomas Bach, der selbst auch geschäftliche Verbindungen zu Kuwait unterhalte, den Scheich "nicht fragt, warum er in einer Klageschrift der US-Justiz beschrieben wird und warum er sich nur aus dem Fußball zurückzieht."
Stimmenmehrheit für Bach organisiert
Als Erklärung falle ihm, so Kistner, etwas ein, was der Scheich bei Bachs "Throneroberung" im Herbst 2013 selbst betont habe: dass er eine Stimmenmehrheit für Bach organisiert habe. Dass nun der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon seine Arbeit als Chef der IOC-Ethikkommission aufnehme, sei nicht mehr als Symbolpolitik.