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Korsika
Muslimischer Gebetsraum nach Demonstration verwüstet

"Araber, geht nach Hause", hatten die Demonstranten gerufen, bevor sie einen muslimischen Gebetsraum in Ajaccio verwüsteten und dabei versuchten, Exemplare des Koran zu verbrennen. Nur mit großem Polizeiaufgebot gelang es, die Ordnung wieder herzustellen. Frankreichs Premierminister Valls und Innenminister Cazeneuve verurteilten die Tat als "rassistisch" und "xenophob".

Von Ursula Welter |
    Menschen machen Fotos von dem verwüsteten muslimischen Gebetsraum in Ajaccio auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika.
    Auf Korsika kündigte die Präfektur nach den Ausschreitungen die Sicherung der muslimischen Gebetsräume durch die Polizei an. (AFP / Pierre-Antoine Fournil )
    Am Weihnachtsabend war die Feuerwehr in eine Vorstadt von Ajaccio gerufen worden. "Ein Hinterhalt", wie die Präfektur später erklärte. Das Feuer war demnach vorsätzlich gelegt worden. Zwei Feuerwehrmänner und ein Polizist wurden in der Hochhaussiedlung von Vermummten angegriffen und teils erheblich verletzt.
    Tags darauf, am gestrigen Freitag, zogen etwa 600 Demonstranten vor die Präfektur der Hauptstadt von Korsika. Sie protestierten zunächst friedlich gegen den Angriff auf die Feuerwehrleute und den Polizisten. Eine große Gruppe zog dann in Richtung Hochhaustürme der Vorstadt "Les Jardins de l'Empereurs", in das Viertel, in dem die Ordnungskräfte am Weihnachtsabend angegriffen worden waren, mit der Absicht, wie Augenzeugen berichteten, die Täter zu suchen.
    "Wir sind hier bei uns" und "Araber, geht nach Hause", skandierte die Demonstranten und griffen dann einen muslimischen Gebetsraum an. Sie stapelten Exemplare des Korans aufeinander und versuchten, diese anzuzünden. Auch ein Imbiss für orientalische Speisen wurde verwüstet. Mit großem Polizeiaufgebot gelang es vor Mitternacht, die Ordnung wieder herzustellen.
    Premierminister Valls verurteilt Überfall als "rassistisch" und "xenophob"
    "Es ist wichtig, dass jetzt jeder Ruhe bewahrt", sagte der Präfekt von Korsika, Christophe Mirmand. Die Regionalwahlen Mitte Dezember hatten auf Korsika die nationalistische Bewegung um Gilles Simeoni, vor dem Kandidaten der Linken, gewonnen.
    "Da sind zum einen die Verbrecher, die Polizei und Feuerwehr angegriffen haben. Verbrecher, die wir jetzt anzeigen müssen. Und dann gab es diese rassistischen Taten, die im totalen Widerspruch zu dem Korsika stehen, das wir aufbauen wollen", sagte der frisch gewählte Territorialrat und bisherige Bürgermeister von Bastia.
    Für die korsische Unabhängigkeitsbewegung distanzierte sich auch Jean-Guy Talamoni von den Angriffen auf den muslimischen Gebetsraum: "Wir haben immer gesagt und wiederholen das, ein solches Benehmen entspricht nicht dem, was wir als korsische Nationalisten vertreten." In Paris äußerten sich Premierminister Valls und Innenminister Cazeneuve. Die Angriffe auf Feuerwehr und Polizei am Weihnachtsabend seien inakzeptabel, der Überfall auf den Gebetsraum "rassistisch" und "xenophob".
    Polizei will muslimische Gebetsräume schützen
    Die "Nationale Beobachtungsstelle gegen Islamophobie" verurteilte, dass die Übergriffe an einem Tag stattgefunden hätten, der ein Tag des Gebetes für Christen und Muslime gleichermaßen gewesen sei. Bevor die Bilder aus Korsika mit angezündeten Koranausgaben die Medien beherrschten, hatte eine Initiative in Nordfrankreich an den Festtagen von sich Reden gemacht: Freiwillige der muslimischen Gemeinde in Lens hatten symbolisch eine christliche Weihnachtsmesse geschützt, um das Miteinander der Religionen zu unterstreichen.
    Nach den November-Attentaten fand das Weihnachtsfest 2015 in Frankreich unter größten Sicherheitsvorkehrungen statt. Polizisten und Soldaten hatten in der Hauptstadt und in umliegenden Gemeinden die Messen geschützt. Auf Korsika sagte die Präfektur nun, nach den Ausschreitungen des gestrigen Abends, zu, dass die Polizei für die Sicherung der muslimischen Gebetsräume sorgen werde.