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Kosmische Boten im "Brunnen der Erde"

Im Südosten Sibiriens liegt der tiefste See der Erde: der Baikal. Für die Russen und Buriaten, die dort leben, ist er ein heiliger See. "Brunnen der Erde" nennen sie ihn. Dort, in 1300 Metern Tiefe, über dem Grund des Sees, schwebt ein eigenartiges Gebilde. Es ist 70 Meter hoch und besteht aus sieben Stahlseilen, an denen jeweils 28 Kugeln befestigt sind: ein gigantisches Netz, ausgelegt, um Elementarteilchen aus den Tiefen des Universums einzufangen.

Jan Lublinski | 10.10.1999
    Vor zwei Jahren haben Physiker hier erstmals 12 der extrem flüchtigen, geisterhaften Neutrinos nachgewiesen. Sie verfingen sich im Wasser und erzeugten dabei Lichtblitze, die von den Meßkugeln registriert werden konnten. Wissenschaftlich eine beachtliche Leistung, meinen Experten. Doch eine rosige Zukunft will dem russisch-deutschen Neutrino-Teleskop niemand prophezeien: Der Baikalsee ist nicht mehr gefragt. Zu unsicher sind die Rahmenbedingungen, zu schlecht die Infrastruktur. Ein brillantes Experiment auf dem Abstellgleis?