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Kosmische Katastrophen

Physik. - Was der Ursprung der kosmischen Strahlung ist, das diskutieren derzeit rund 700 Physiker aus aller Welt auf der "Cosmic Ray Conference" in Hamburg. Die Frage ist unter anderem deshalb so schwer zu beantworten, weil kosmische Strahlung zum größten Teil aus elektrisch geladenen Teilchen besteht. Diese Teilchen werden auf dem Weg durch den Kosmos abgelenkt, insbesondere durch Magnetfelder. Vor seiner Ankunft auf der Erde hat ein Teilchen also eine wilde Kurvenfahrt hinter sich, sodass die Forscher seinen Ursprung nur ungenau oder gar nicht rekonstruieren können.

    Heinz Völk, Direktor am Max Planck Institut für Kernphysik in Heidelberg nutzt daher eine quasi indirekte Methode bei der Suche nach der Quelle der kosmischen Teilchen: den Nachweis von Gammastrahlung. Der Vorteil dieser hochenergetischen Strahlung, so Völk: "Da die Gammastrahlung geradlinig zu uns kommt, können wir auch auf ihre Herkunft und insbesondere auf die Quellen der geladenen Teilchen zurückschließen, die die Gammaquanten erzeugen." Kosmische Teilchen können dort, wo sie geboren werden, Gammastrahlung erzeugen. Während sich die Teilchen auf einem Slalomkurs durchs All bewegen, fliegen die Gammaquanten strikt geradeaus. Heinz Völk und seine Kollegen haben bereits Gammastrahlung mit Spezialteleskopen gemessen: "Bisher sind drei Objekte entdeckt worden, Supernova-Explosionen, die im Gammalicht beobachtet worden sind."

    Doch die heutigen Teleskope sind noch nicht empfindlich genug. Deshalb hat Völk ein europäisch-afrikanisches Großprojekt initiiert: HESS, benannt nach dem Entdecker der kosmischen Strahlung Viktor Hess. Es wird in Namibia aufgebaut, wo die Luft noch klar ist. HESS misst nicht die Gammastrahlung direkt, sondern die so genannte Sekundärstrahlung, die aus kurzen Lichtblitzen besteht. Sie entstehen, wenn Gammalicht in die Erdatmosphäre eindringt. Außerdem besteht HESS nicht bloß aus einem Teleskop, sondern gleich aus vieren im Abstand von jeweils 120 Metern. So will man auch eine räumliche Auflösung erreichen. Die Investitionen für HESS belaufen sich auf rund zwölf Millionen Mark. Im Herbst soll das erste Teleskop fertig werden, die nächsten drei im Laufe der kommenden zwei Jahre.

    [Quelle: Frank Grotelüschen]