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Kosmische Lithium-Quellen
Smartphones mit himmlischem Material

Im Anfang war der Wasserstoff – unter diesem Titel fasste der Wissenschaftspublizist Hoimar von Ditfurth vor fast 50 Jahren die Erkenntnisse der damals noch jungen Urknalltheorie zur Entstehung des Universums in einem Buch zusammen. Einige der ersten Elemente finden sich heute in unseren Handys.

Von Hermann-Michael Hahn |
Bei wiederkehrenden Novae werden auch Lithium-Kerne erbrütet, die bei einer Supernova-Explosion in den umgebenden Weltraum geschleudert werden (Animation)
Bei wiederkehrenden Novae werden auch Lithium-Kerne erbrütet, die bei einer Supernova-Explosion in den umgebenden Weltraum geschleudert werden (Animation) (Hardy / ASU)
Danach entstanden aus den anfangs vorhandenen Quarks zunächst Protonen, also Wasserstoff-Atomkerne, und Neutronen. Ein Teil dieser Neutronen verband sich in den ersten drei Minuten mit Protonen zu Helium-Atomkernen, ein winziger Bruchteil sogar mit jeweils zwei Protonen zu Lithium-Atomkernen. In der Folge wurde das rasch expandierende Universum für weitere Kernverschmelzungen zu kalt.
Ein Großteil dieses ursprünglichen Lithiums aber ist im Innern der Sterne weiter verarbeitet worden, etwa bei der Entstehung von Helium aus der Fusion von Lithium mit einem Proton.
Die Galaxie ESO 137-001 und ihr langer Gasschweif
Der Kosmos besteht im wesentlichen aus Wasserstoff und Helium – die übrigen Elemente entstanden erst im Laufe der Zeit in Sternen (NASA/ESA)
Das Lithium, das heute für Lithium-Batterien, Lithium-Ionen-Akkus und für manche Psychopharmaka genutzt wird, muss also einen anderen Ursprung haben. Den haben Astronomen der Arizona State Universität jetzt anhand von Beobachtungen und Laboruntersuchungen identifizieren können: klassische Nova-Ereignisse.
Dabei wird Wasserstoffgas, das von einem Sternpartner auf einen benachbarten Weißen Zwerg geströmt ist, an dessen Oberfläche unter anderem zu Lithium verschmolzen. Wenn ein solcher Weißer Zwerg schließlich unter der Last der neu gewonnenen Materie als Supernova explodiert, wird auch das Lithium in die Umgebung geschleudert. Dieses wird in neue Sterne und Planeten eingebaut – und irgendwann in Smartphones.