Kosovo hat keine eigene Armee, aber eigene Soldaten. Zum Tag der Unabhängigkeit im Februar marschieren sie zusammen mit Polizisten und Feuerwehrleute auf dem Mutter Teresa Boulevard von Pristina, der Hauptstadt von Kosovo.
Rund 2.500 aktive Soldaten und 800 Reservisten gehören zur Kosovo Security Force, kurz: KSF. Seit 2009 unter anderem ein Auffangbecken für ehemalige Kämpfer der Rebellenarmee UCK, die für die Unabhängigkeit des Kosovo gekämpft und die Serben vertrieben hat, mit internationaler Hilfe. Einer der Gründer der UCK Hashim Thaci ist seit Jahren Ministerpräsident des Landes. Nach der Unabhängigkeit sei für ihn die Gründung einer kosovarischen Armee die zweitwichtigste Entscheidung. Viele Kosovaren sehen das auch so:
"Natürlich brauchen wir unsere eigene Armee. Die Sicherheitskräfte müssen in eine Armee umgewandelt werden."
Doch im Parlament kam das nicht durch. Die Vertreter der serbischen Minderheit boykottierten die Abstimmung. Regierungschef Thaci drängte auf Neuwahlen, die am Wochenende stattfinden. Die Demokratische Partei des Premiers versprach im sehr kurzen Wahlkampf die Löhne im öffentlichen Bereich zu erhöhen, die Renten auch. Im kleinen Kosovo, kaum halb so groß wie Hessen und mit nur 1,8 Millionen Einwohnern, ist der Staat Hauptarbeitgeber. Das Land hängt finanziell am Tropf, der Wirtschaftsexperte Lumnir Abdixhiku erklärt:
"Das meiste Geld kommt von Auslandskosovaren oder internationalen Organisationen. Der Privatsektor ist bei uns noch kaum ausgebildet und kann nicht Motor der Entwicklung sein, es fehlen vor allem Auslandsinvestitionen."
Eines der ärmsten Länder Europas
Offiziell schicken Kosovaren, die im Ausland arbeiten, insgesamt rund 500 Millionen Euro pro Jahr in die Heimat, viele Familien leben nur davon. Gesetzliches Zahlungsmittel im unabhängigen Kosovo war erst die D-Mark und dann der Euro, was das Leben nicht gerade billiger macht. Die Arbeitslosigkeit liegt bei rund 40 Prozent, bei jungen Leuten unter 25 doppelt so hoch. Der jüngste Staat Europa ist auch einer der ärmsten.
Dabei gilt die frühere serbische Provinz als reich an Bodenschätzen. 14,7 Milliarden Tonnen Braunkohle werden im kosovarischen Boden vermutet, das fünftgrößte Vorkommen der Welt.
Auch in den fünf vorhandenen Blei- und Zinkminen werden die geprüften Erzvorräte auf rund sieben Milliarden Tonnen beziffert. Was es nicht gibt sind Ingenieure, Investoren und ein Wirtschaftsplan der Regierung. Doch damit nicht genug, Wirtschaftsexperte Lumnir Abdixhiku meint:
Auch in den fünf vorhandenen Blei- und Zinkminen werden die geprüften Erzvorräte auf rund sieben Milliarden Tonnen beziffert. Was es nicht gibt sind Ingenieure, Investoren und ein Wirtschaftsplan der Regierung. Doch damit nicht genug, Wirtschaftsexperte Lumnir Abdixhiku meint:
"Die politische Entwicklung im Nordkosovo, die Spannungen mit der serbischen Minderheit dort schrecken Investoren ab, aber es gibt auch institutionelle Barrieren, wie Korruption, Bürokratie und unfaire Handelspraktiken."
Kosovo ist Entwicklungsland mit einem enormen Nachholbedarf. Doch auch Fortschritte sind nach sechs Jahren Unabhängigkeit nicht zu übersehen, wie der von einem türkischen Unternehmen gebaute moderne Flughafen der Hauptstadt, die vielen neuen Straßen, die erste Autobahn, das dichte Tankstellennetz und die vielen Straßenkaffees, nicht nur in Pristina.