Die Demokratische Partei Kosovos (PDK) von Ministerpräsident Hashim Thaci kam wie bei der letzten Wahl auf rund 33 Prozent der Stimmen. Das teilte die Wahlkommission nach Auszählung von zehn Prozent der Wahllokale am Sonntagabend in Pristina mit. Demgegenüber erlebte Thacis bisheriger Koalitionspartner, die AKR des Unternehmers Behgjet Pacolli, eine deutliche Niederlage und kam nur noch auf drei Prozent. Stark verloren auch die Nationalisten (Vetevendosje), die mit nur neun Prozent ein Minus von vier Prozent hinnehmen mussten.
Die größte Oppositionspartei LDK konnte sich leicht auf 27 Prozent verbessern. Die Überraschung des Wahlabends schaffte aber die erst Ende Februar gegründete neue Partei "Initiative für Kosovo" von zwei Thaci-Gegnern aus dessen PDK. Sie kam auf gut sechs Prozent und dürfte bei der Regierungsbildung mitzureden haben.
Geringe Beteiligung
Die große Mehrheit der Bürger im Kosovo hat sich der Parlamentswahl allerdings verweigert. Nur gut 43 Prozent der 1,8 Millionen Wahlberechtigten hätten ihre Stimme abgegeben, teilte die staatliche Wahlkommission nach Schließung der Wahllokale in Pristina mit. In den Gebieten der serbischen Minderheit im Norden des Landes sei die Beteiligung noch deutlich geringer gewesen, berichtete die Serbische Liste als aussichtsreichste Partei. In ersten Kommentaren wurde die Wahlverweigerung mit der wirtschaftlichen und sozialen Misere sowie mit der alles beherrschenden Korruption im Land begründet.
Umstrittene Wahlarithmetik: Fast so viele Wähler wie Einwohner
Für Diskussionen hatte im Vorfeld der Wahl erneut das Wahlrecht gesorgt, das zu Kuriositäten in der Wahlarithmetik führt. Im Kosovo leben nach offiziellen Angaben aus dem Jahr 2012 genau 1.815.606 Menschen. Bei der Parlamentswahl am Sonntag besaßen aber 1.782.454 Menschen das Wahlrecht. Das bedeutet, dass im Kosovo fast ausnahmslos alle Einwohner - also auch Babys - ihre Stimme abgeben dürfen. Die Wählerverzeichnisse galten mithin als ein Knackpunkt auch bei dieser Abstimmung. Sie enthalten ebenso Tote wie Bürger, die das Land schon vor langer Zeit verlassen haben. Bisher waren die Behörden nicht zu einer statistischen Aussortierung dieser Karteileichen bereit. Manipulationen sind damit Tür und Tor geöffnet.
(tön/lie)