Werner Pascha ist ausgewiesener Japanexperte hat den Lehrstuhl für Ostasienwirtschaft an der Universität Duisburg Essen inne. Die geschätzen 5,8 Milliarden Dollar, die eine Olympia-Verschiebung kosten soll, sieht er relativ gelassen:
"Das sind zunächst mal hohe Zahlen und die Werte werden durchaus realistisch sein. Andererseits: Wenn man sie ins Verhältnis zur Gesamtgröße der japanischen Volkswirtschaft stellt und wenn man jetzt berücksichtigt, dass wir ja die Coronakrise haben - das heißt, es wird ohnehin negative Effekte auf die japanische Wirtschaft geben, die weitaus dramatischer sein werden - dann werden die Zahlen doch relativ stark relativiert. Um nicht zu sagen, sie verblassen ein bisschen gegenüber den Kosten der Krise insgesamt."
"Wirklich gewaltiges Fiskalpaket auflegen"
Die politische Antwort scheint schon jetzt klar: "Der Weg kann eigentlich nur sein: Nochmal ein wirklich gewaltiges Fiskalpaket aufzulegen. Auch Maßnahmen der Zentralbank alleine werden da nicht nutzen. Und es wird vielleicht schon Anfang der nächsten Woche die Ankündigung eines solchen Paketes geben. Und da ist von einer Größe von, jetzt darf man sich festhalten, 500 Milliarden Dollar die Rede."
Die Olympischen Sommerspiele wurden jahrelang als Fixpunkt für das japanische Wirtschaftsprogramm "Abenomics" (benannt nach Premierminister Shinzo Abe) verkauft worden. Dieses Programm hat laut Pascha nie so funktioniert, wie man es sich in Japan erhoffte: "Das war jetzt die große Hoffnung, dass sozusagen Olympia nochmal einen großen Schub da bringen würde und der fällt jetzt aus."
In Sachen Olympia müssten nun die Kosten sinnvoll verteilt werden. Für den langjährigen Premierminster Shinzo Abe werde aber wohl ein Fleck auf der Weste bleiben, wenn er die Spiele nun missmanage.
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