Ein Reisebus nach dem anderen lädt Touristengruppen vor dem British Museum ab. Vor dem Eingang hat sich eine lange Schlange gebildet. Eine Frau fächert sich Luft zu. Es ist ungewöhnlich heiß an diesem Tag in London, selbst im Schatten. Ruby und ihr Freund Michael kommen aus Australien. Sie suchen Zuflucht in den kühlen Räumen des Museums.
"Wir sind nur ein paar Tage hier, und weil das Museum gratis ist, dachten wir, dann gucken wir uns das doch einfach mal an. Was da sehen ist, wissen wir gar nicht so genau."
Diese Londonerin hat sich kurzfristig mit einer Freundin verabredet.
"Wir gehen immer wieder mit der ganzen Familie ins Museum und schauen uns die permanenten Ausstellungen an, weil die ja kostenlos sind. Für die Sonderausstellungen muss man bezahlen, aber ich habe viele gute Kritiken gelesen, dafür bezahle ich gerne."
Sie möchte sich die Rodin-Ausstellung im British Museum ansehen. Dafür muss sie aber auch stolze 18 Pfund, umgerechnet rund 20 Euro bezahlen. Christine Walker wartet in der Schlange auf ihre Mutter.
"Ich geh immer mal wieder ins Museum, sicherlich häufiger, weil es eben gratis ist. Die Sonderausstellungen sind wirklich teuer, aber meine Mutter nimmt mich heute mit, sie hat eine Dauerkarte."
Doppelt so viele Besucher
Die Studentin besucht das Museum manchmal auch nur für 20 Minuten. Dann geht sie zum einen Eingang rein, läuft eine Runde vorbei an den ägyptischen Mumien, dem Stein von Rosetta und geht zum anderen Ausgang wieder raus.
Vor 17 Jahren hat Großbritannien landesweit den Eintritt für Dauerausstellungen der staatlichen Museen abgeschafft. Finanziert werden sie durch den Staat, Stiftungen und Spenden von Kulturinteressierten Menschen, sagt Alistair Brown von der Museums Association in London.
"Es sollte damit sicher gestellt werden, dass jeder Zugang zu Kultur bekommt. Mit dem freien Eintritt, soll die Barriere abgebaut werden."
Und das macht sich bemerkbar.
Das Naturhistorische Museum aber auch das Museum für Seefahrtsgeschichte zählen mehr als doppelt so viele Besucher, seitdem der Eintritt frei ist, sagt Brown. Im Museum für moderne Kunst, Tate Modern, drängen sich die Besucher regelmäßig vor den Bildern von Pablo Picasso und Salvador Dalí.
"Die Mischung ist jetzt eine andere. Es kommen Besucher mit ganz unterschiedlichem sozialem und ethnischem Hintergrund. Aber so ganz ausgeglichen ist es noch nicht. Es sind nach wie vor 20 Prozent mehr Bildungsbürger, die das Museum besuchen. Beim Altersdurchschnitt gibt es eine gute Mischung, Alt und Jung besuchen gleichermaßen die Museen. Es gibt natürlich sehr unterschiedliche Museen, die verschiedene Altersgruppen ansprechen."
Geld über Sonderausstellungen
Verändert hat sich allerdings auch das Konsumverhalten, stellt Alistair Brown fest. Die Museumsbesucher bleiben kürzer, schauen sich nur einen bestimmten Ausschnitt einer Ausstellung an, aber dafür kommen sie öfter. Doch gerade im Kulturbereich wird immer wieder gekürzt:
"Die Museen müssen immer mehr auch selbst Geld einwerben. Das können sie über die Sonderausstellungen, über den Museumsshop und Veranstaltungen. Die Einrichtungen werden dadurch ein bisschen kommerzieller, die Museen müssen sich mehr Gedanken machen wie sie sich selbstfinanzieren."