Die hohe Zahl an Krankenhaus-Infektionen "kann uns nicht kalt lassen", sagte Gröhes Sprecherin Katja Angeli. Die bisherigen Erfolge im Kampf gegen Krankenhauskeime seien noch nicht zufriedenstellend. Nach Einschätzung des Ministeriums sterben in Deutschland pro Jahr bis zu 15.000 Menschen, weil sie sich in Krankenhäusern mit einem Keim infiziert haben, gegen den es keine wirksame Medizin gibt.
Gröhe will den Angaben zufolge Fachleute des Robert-Koch-Instituts stärker in die Kontrolle der Kliniken einbeziehen. Die Krankenhäuser sollen zudem künftig verständliche Informationen über ihre Hygienestandards veröffentlichen. Ärzte und Pflegepersonal sollen zu Fortbildungsmaßnahmen verpflichtet werden. Darüber hinaus müsse geprüft werden, ob Patienten vor planbaren Krankenhausaufenthalten zu einem Test auf multiresistente Keime verpflichtet werden. Die Meldepflichten beim Auftreten von besonders gefährlichen Keimen sollen den Überlegungen Gröhes zufolge verschärft werden.
Ärzte-Präsident fordert solide Finanzierung
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Motngomery, reagierte verhalten. Der Plan sei ehrgeizig, "es fehlen aber tragfähige Vorschläge für eine solide Finanzierung", sagte er in Berlin. Er forderte zudem mehr Lehrstühle und Institute, um mehr Fachärzte auszubilden im Bereich Hygiene und Umweltmedizin sowie für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Multiresistente Keime sind vor allem für immungeschwächte und frisch operierte Menschen gefährlich. Am meisten verbreitet ist der Bakterienstamm MSRA, der schwere und zuweilen tödliche Infektionen verursacht. Er ist gegen Antibiotika wie Penizillin unempfindlich. Die Zahlen über die Häufigkeit der Infektionen in Kliniken schwanken: Die Deutsche Gesellschaft für Krankhaushygiene bezifferte die jährlichen Todesfälle zuletzt auf etwa 40.000 und die der Infizierten auf rund eine Million. Zuletzt hatte ein Keimausbruch in der Intensivstation der Uniklinik Kiel für Schlagzeilen gesorgt. 14 der 31 infizierten Patienten starben. Elf von ihnen starben aber den Ärzten zufolge nicht an dem Keim, sondern an ihren vorher bestehenden Erkrankungen.
(hba/tön)