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Krankenhaus
Der Alltag einer Hygienefachkraft

Ein Corona-Tagebuch führen und eine Liste über mit gefährlichen Keimen infizierte Patienten – das und mehr gehört zu Schutzanforderungen im Krankenhaus. Dass die eingehalten werden, darüber wachen spezialisierte Mitarbeiter: Hygienefachkräfte.

Von Katharina Thoms |
Krankenschwester Laura von der GLG, Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH, reinigt sich ihre Hände am 05.05.2017 mit Desinfektionsmittel im Kreiskrankenhaus in Prenzlau (Brandenburg). Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB | Verwendung weltweit
Hygienefachkräfte koordinieren die Einhaltung der Hygienevorschriften im Krankenhaus (dpa-Zentralbild)
"Es ist eine Ausnahmesituation einfach vonseiten der Arbeitsverdichtung. Ich hab meine normale Arbeit, dazu kommt noch die saisonale Influenza, Noroviren – Durchfallerreger: auch eine prickelnde Geschichte. Und dann eben noch dieser neue SARS", das neuartige Coronavirus. Keine ruhige Zeit also für Matthias Traub, Hygienefachkraft am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus. Mit vier anderen Kollegen koordiniert er die Hygienevorschriften in dem riesigen Haus – und zwar für die Pflegeteams. Dazu gehört: viel telefonieren. Wie jeden Morgen klappert Traub so die Stationen ab -ruhig, besonnen und mit ein bisschen Galgenhumor. Den Stress merkt man dem freundlichen Mann Anfang 60 gerade nicht an. Und dann kommt der Fall, mit dem zurzeit alle rechnen:
"Ein Mitarbeiter in der Familie einen positiven Covid-Fall? Ja, hatten die über 15 Minuten face-to-face-Kontakt?"
"Da muss es wohl einen Mitarbeiter geben, der tatsächlich Kontakt hatte in der Familie, ein Angehöriger, der nachweislich infiziert ist."
Zwei Fälle in Stuttgarter Corona-Ambulanz nachgewiesen
Der Mitarbeiter muss erst mal zu Hause bleiben und wird getestet. Es ist nicht der erste Verdachtsfall beim Personal. Damit diese möglichst frühzeitig erkannt werden – müssen Traub und sein Team die Mitarbeiter in der Pflege umfassend informieren. Wichtig ist das auch deswegen, weil das Bosch-Krankenhaus eine der drei zentralen Corona-Ambulanzen in Stuttgart betreibt. Viele Menschen lassen sich hier testen. Zwei Fälle mit dem neuen Coronavirus wurden schon nachgewiesen. Für die Pflegerinnen und Pfleger heißt das noch höhere Aufmerksamkeit, "damit sie nicht selbst Gefahr werden für andere Patienten."
Die Pfleger in der Corona-Ambulanz sollen jetzt ein Tagebuch führen. Traubs Kollegin Hilke Jetter arbeitet am Nebentisch daran – nach Vorgaben des Robert-Koch-Instituts:
"Art des Kontaktes, Art des Schutzes, Fieber – ja/ nein, die typischen Symptome, die man hat, wenn man eine Erkältung kriegt"
Verbreitung von Keimen mangels Händehygiene
Neben dem Corona-Tagebuch und zwischen seinen Telefonaten mit der Station checkt Traub noch – wie jeden Tag – eine lange Liste mit Patienten, die mit anderen gefährlichen Viren und Keimen infiziert sind:
"Unsere Routine ist praktisch die Erfassung multiresistenter Keime, dass dort auf den Stationen nicht Ausbrüche auftreten."
Wenn doch, dann muss Traub rausfinden:
"Ist es ein Mitarbeiter, der schlechte Händehygiene durchführt, selber keimbehaftet ist und selber den Keim verbreitet? Dann würden wir eine Sanierung durchführen."
Nachschub von Desinfektionsmitteln
Und auch hier wird der Mitarbeit nach Hause geschickt zum Auskurieren. Das Pflegepersonal informieren, dem Reinigungspersonal Bescheid geben - auch das ist sein Job. Und ganz selbstverständlich reibt sich Traub während unseres Gesprächs die Hände mit Desinfektionsmittel ein. Ein kostbares Gut in diesen Tagen:
"Natürlich gehen auch die größten Vorräte einmal zur Neige. Wir haben ein Nachschubproblem. Das geht los mit Desinfektionsmittel und geht weiter mit Mundschutz und Schutzmänteln."
Traub muss aber dafür sorgen, dass die hohen Schutzanforderungen eingehalten werden. Das Robert-Bosch-Krankenhaus hat zwar eine eigene Apotheke und könnte somit selbst Desinfektionsmittel herstellen, aber "das Problem ist – man kriegt die Grundkomponenten nicht mehr."
Genau diese Probleme – wie auch die Lösungsideen oder neue Infos vonseiten der Politik zum neuen Corona-Virus – all das bespricht Traub am späten Vormittag dann in großer Runde mit dem Hygieneteam im Krankenhaus: Das heißt, mit den Hygienebeauftragten der Ärzteschaft, mit der Verwaltung, den Hygienefachkräften.
Zusatzausbildung zur Hygienefachkraft
Seit knapp 20 Jahren macht Traub den Job schon. Eigentlich ist er gelernter Pfleger, hat dann aber ein Jahr lang die Zusatzausbildung zur Hygienefachkraft gemacht:
"Ich war über 20 Jahre im OP tätig. Das ist wie Hochleistungssport. Und wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, muss man mit dem Hochleistungssport aufhören."
Erfahrung als gelernte Pflegekraft – die ist von großem Vorteil:
"Es ist schon gut, dass man weiß, wie in bestimmten Bereichen gearbeitet wird. Auch, um auf Augenhöhe zu sein mit dem Kollegen."
Und Erfahrung, Gelassenheit, auch die ist gerade jetzt wichtig. Da schmunzelt Traub ein bisschen, denn:
"Wir müssen jeden Tag neu gucken und aus dem Hut zaubern – Spontaneität, geht nicht anders."