Gesundheitskosten
Krankenhausgesellschaft warnt vor Klinik-Insolvenzen - Ersatzkassenverband warnt vor Panikmache

Zahlreichen Kliniken droht nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft wegen steigender Kosten das Aus. In diesem Jahr könnten das bis zu 80 Krankenhäuser sein. Mehrere große Krankenkassen warnen dagegen jetzt vor Panikmache.

    Ärzte in einem Krankenhausflur
    Ärzte in einem Krankenhausflur. Der Dachverband der Betreiber warnt vor einer Welle von Klinik-Pleiten. (imago images / Shotshop / Monkey Business 2 via www.imago-images.de)
    Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gaß, sagte der "Rheinischen Post", wenn es nicht schnell vom Bund einen Inflationsausgleich gebe, könnten in diesem Jahr 80 Kliniken Pleite gehen. Das sei ein ungeordnetes Sterben, das zu Lasten der Mitarbeiter und Patienten gehe.
    Seit Ende 2022 hätten mehr als 40 Standorte Insolvenz angemeldet, und alleine im Januar seien sechs weitere hinzugekommen. Seit Januar 2022 schrieben fast alle Kliniken rote Zahlen, sagte Gaß weiter. Bis heute sei ein Defizit von 8,5 Milliarden Euro aufgelaufen - trotz der Energiehilfen des Bundes. Zuletzt seien jeden Monat 500 Millionen Euro hinzugekommen, ab März seien es wegen der Tarifsteigerungen für das Personal 700 Millionen Euro zusätzlich pro Monat.

    Kassen sehen Situation gelassener

    Große Krankenkassen warnten dagegen vor Panikmache. Der Verband der Ersatzkassen, dem unter anderem die Barmer, die Techniker Krankenkasse oder die DAK Gesundheit angehören, erklärte, ihnen seien nur 40 Krankenhäuser von knapp insgesamt 1.650 bekannt, die sich seit Juli 2022 in einem Insolvenzverfahren befinden. Und ein Insolvenzverfahren bedeute nicht zwangsläufig eine Schließung. Ziel sei es immer, die Klinik zu sanieren und eine neue Perspektive zu finden, etwa die Umwidmung in ein ambulantes Versorgungsangebot. Oft würden Krankenhäuser auch durch einen neuen Träger übernommen, in vielen Fällen nur einzelne Fachabteilungen oder lediglich ein Standort von mehreren geschlossen. Derzeit gebe es immer noch knapp 2.500 Krankenhausstandorte.
    Zugleich mahnten die Kassen aber eine Strukturreform der Krankenhauslandschaft an. Diese sei mehr als überfällig und dürfe nicht weiter verschleppt werden. Ziel müsse es sein, die Krankenhausinfrastrukturen an den Bedarf der Menschen anzupassen. Es brauche mehr Konzentration, Spezialisierung und Ambulantisierung. Vor diesem Hintergrund sei es widersinnig, wenn die Krankenhausträger derzeit immer mehr Geld zur Aufrechterhaltung ineffizienter und nicht bedarfsgerechter Strukturen forderten und dies mit drohenden Insolvenzen begründeten.
    Diese Nachricht wurde am 21.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.