Medizin
Krankmachender Pilz immer öfter in Deutschland nachgewiesen

Er wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt, aber inzwischen breitet sich der Pilz und Krankheitserreger Candida auris schnell in Deutschland aus.

    Der Leiter des Nationalen Referenzzentrums für invasive Pilzinfektionen, Oliver Kurzai, hält eine Petrischale mit dem Hefepilz Candida auris in den Händen.
    Experten warnen vor krank machendem Hefepilz (dpa/Nicolas Armer)
    Das sagen Forschende vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen. Candida auris wird durch Schmierinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen, ist gegen diverse Medikamente immun und kann zu Blutvergiftungen führen. Deshalb sind Gesundheitsbehörden alarmiert. Forschende fordern eine generelle Meldepflicht, wenn Infektionen mit dem Pilz festgestellt werden.
    Die aktuelle Auswertung zeigt, dass Candida auris im vergangenen Jahr bundesweit 77 Mal nachgewiesen wurde, vor allem in Krankenhäusern. Das war sechsmal häufiger als in den Vorjahren. Die Forschenden gehen davon aus, dass das tatsächlich ein Anstieg der Fallzahlen ist und nicht nur eine bessere Erfassung. Bisher sei noch kein Todesfall in Deutschland bekannt, der direkt auf eine Infektion mit dem Hefepilz zurückzuführen ist. Aber die Forschenden betonen, dass der Pilz gefährlich sei - vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem. Deshalb empfehlen sie umfassende Tests auf Candida auris.
    Entdeckt wurde Candida auris erst im Jahr 2009. Seitdem hat er sich schnell international verbreitet. Von Anfang an war der hartnäckige Erreger resistent gegen einige Antimykotika - Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall - und manche Desinfektionsmittel.
    Besonders schwer zu behandeln seien die sogenannte Blutstrominfektion - auch "Pilzsepsis" genannt - und Infektionen von Prothesen und Fremdmaterialien im Körper durch Candida auris. Gelangt Candida auris in den Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet, sagen die Forschenden.
    Diese Nachricht wurde am 02.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.