Existenzbedrohend! Bis mittags ließ sich Air Berlin Zeit, um das heutige Problem einzuordnen. 200 kurzfristige Krankmeldungen, vor allem von Flugkapitänen, über 100 ausgefallene Flüge – das ist ein schwarzer Tag für die insolvente Fluggesellschaft.
Dass nun Angst ums Überleben auch im Management ausgebrochen ist, machte die Air-Berlin-Pressemitteilung klar, die den Generalbevollmächtigten Frank Kebekus mit diesen drastischen Worten zitiert:
"Die heutigen Ereignisse gefährden das gesamte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung massiv. Wenn sich die Situation nicht kurzfristig ändert, werden wir den Betrieb und damit jegliche Sanierungsbemühungen einstellen müssen."
Man habe "überhaupt kein Verständnis" für die vielen Krankmeldungen, sogar noch auf dem Weg zum Flugzeug, teilte Air Berlin mit. Was man heute bei Teilen der Belegschaft sehe, sei ein Spiel mit dem Feuer. Der Tag koste mehrere Millionen Euro. Für die laufenden Gespräche mit Investoren sei der massive Flugausfall unvorteilhaft signalisierte die Luftlinie.
Verdi zeigt Verständnis für Piloten
Die Gewerkschaft Verdi dagegen hatte heute Verständnis für die Piloten gezeigt.
Bei den aktuellen Verhandlungen über die Zukunft von Air Berlin würden die Interessen der Beschäftigten zu wenig berücksichtigt erklärte Verdi. Zitat "Angst und Wut der Air Berliner eskalieren, weil es hier um Existenzen ganzer Familien geht." Zitatende. Die Krankmeldung vieler Piloten sei in dieser Situation keinesfalls verwunderlich. Das könne auch noch bei anderen Beschäftigten passieren.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit distanzierte sich von dem nicht deklarierten Krankheits-Streik. Man habe die Mitglieder aufgefordert, ihren arbeitsvertraglichen Pflichten nachzukommen, sofern kein akuter Grund für eine Krankmeldung bestehe.
"Die Vereinigung Cockpit hat überrascht zur Kenntnis genommen, dass am heutigen Tag durch eine Vielzahl von Krankmeldungen beim fliegenden Personal der Ausfall von zahlreichen Air Berlin-Flügen eingetreten ist. Zu keinem Zeitpunkt hat die VC dazu aufgerufen, sich krank zu melden."
Warum sich die Piloten bei Air Berlin heute zu Hunderten krank meldeten, ist noch immer unklar. Spekulationen verweisen auf abgebrochene Tarifverhandlungen und Pläne, mehrere Air-Berlin-Flugzeuge mit Besatzungen an eine irische Leasinggesellschaft abzugeben.
Einige Langstreckenverbindungen werden eingestellt
Sicher ist: gestern erklärte Air Berlin das Ende ihrer Flüge in die Karibik zum 25. September. Auch andere Langstreckenverbindungen nach Abu Dhabi und in die USA sollen dann eingestellt werden.
Grund sei "eine im Rahmen des laufenden vorläufigen Insolvenzverfahrens notwendig gewordene Reduzierung der Langstreckenflotte."
Auch die Lufthansa-Tochter Eurowings bekam heute durch krank gemeldete Air-Berlin-Piloten Probleme. Sie hat rund ein Dutzend Flugzeuge und Besatzungen von Air Berlin geleast. In der Folge fielen heute auch rund 20 Eurowings-Flüge aus.