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Kreative Lösungen in Zeiten von Corona
Lebensretter aus dem 3D-Drucker

Italienische Ingenieure haben in kürzester Zeit Ventile für Beatmungsmaschinen mit einem 3D-Drucker nachgebaut - und damit wahrscheinlich Leben gerettet. Der eigentliche Hersteller konnte die Teile nicht mehr liefern. Jetzt sollen noch mehr Krankenhäuser von der Technik profitieren.

Von Piotr Heller |
Patienten mit Mundschutzmasken liegen in einem großen Raum aufgereiht in Krankenbetten.
Mit ihrem schnellen Einsatz, haben die Ingenieure aus Brescia wahrscheinlich Leben gerettet – und vielleicht sogar noch etwas mehr bewirkt (ZUMA/LaPresse/Claudio Furlan)
"Alles fing am Freitag an. Wir erfuhren von einem Journalisten, dass das Krankenhaus Hilfe brauchte. Wir sind sofort hin. Und die Leute im Krankenhaus baten uns, ein Ventil nachzubauen."
Dieses Ventil, von dem Alessandro Romaioli da erzählt, ist dafür gedacht, Beatmungsgeräte an die Gesichtsmasken von Patienten anzuschließen.
"Es war ein essenzielles Bauteil. Wir arbeiten normalerweise, um Geld zu verdienen. Jetzt ging es darum, Leben zu retten."

Der Maschinenbauingenieur nahm das Teil mit in das Büro seines Arbeitgebers, der Technik-Firma Issinova in Brescia. Er vermaß es von Hand, erstellte am Computer ein 3D-Modell des Ventils, druckte es mit einem 3D-Drucker aus. Das Teil wirkt simpel – wie ein kleines Rohr aus dem ein weiteres Röhrchen herausragt.
"Der Sauerstoff kommt über dieses Röhrchen rein. Es ist nur 0,6 Millimeter breit. Das macht es sehr schwer, zu drucken", erklärt Cristian Fracassi, der Chef der Firma. Mit solchen technischen Schwierigkeiten konnten sie sich aber nicht lange aufhalten. Die Zeit drängte.
Mit vier improvisierten Ventilen
"Das war das überhaupt Schwierigste! Wenn man normalerweise etwas entwirft, dann schauen sich das mehrere Techniker an, man sucht nach Fehlern. Aber wir hatten keine Zeit. Es musste beim ersten Versuch klappen."
Hat es geklappt? Mit vier improvisierten Ventilen eilten sie zurück ins Krankenhaus.
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"Dort gaben wir sie den Ärzten. An drei Ventilen testeten sie, welche Sterilisationslösung das Plastik verträgt. Mit dem vierten schlossen sie einen Patienten an eine Beatmungsmaschine an. Wir warteten vor dem Zimmer. Und nach 50 Minuten kam ein Arzt raus und sagte: Verdammt nochmal, es funktioniert! Ich brauche 100 Stück!"
Die Ingenieure fuhren ins Büro zurück und schmissen die 3D-Drucker an. Am Samstagabend bekam das Krankenhaus die so dringend benötigten Ventile.
"Die benutzen sie jetzt. In weniger als 48 Stunden haben wir alles erledigt: Wir haben die Aufgabe bekommen, sie gelöst, die Ventile gedruckt und dadurch haben einige Patienten überlebt."
Blaupausen vom Hersteller unter Verschluss
Das ist Ingenieurskunst. Die beiden hätten die Teile noch schneller fertigen können, wenn sie vom eigentlichen Hersteller Blaupausen für das Ventil bekommen hätten. Doch der wollte – oder durfte – nicht liefern: Herstellungsvorschriften für Medizinprodukte hätten das verboten, heißt es in einem Statement des Herstellers. Das wirft eine andere Frage auf: Ist es überhaupt zu verantworten, die hastig ausgedruckten Teile zu nutzen? Schließlich waren sie nicht zertifiziert.
"Denken Sie sich einfach in den Patienten hinein: Ich kann nicht atmen. Und neben meinem Bett steht eine Maschine, die mir helfen kann, aber ich kann sie nicht nutzen. Ich würde jedes Ventil nehmen. Zertifizierung hin oder her. Ich brauche Sauerstoff. Helft mir!"
Und so hätten auch die Ärzte keine Sekunde an die fehlende Zertifizierung gedacht, erzählen die beiden Ingenieure, die für ihre Arbeit übrigens kein Geld angenommen haben. Derzeit stehen sie mit einem weiteren Krankenhaus in Kontakt, das ähnliche Probleme hat. Mit ihrem schnellen Einsatz, haben sie wahrscheinlich Leben gerettet – und vielleicht sogar noch mehr bewirkt.