Moskau
Kreml kritisiert Merz-Vorstoß für Taurus-Lieferungen an Ukraine

Die russische Regierung hat den Vorstoß des designierten Bundeskanzlers Merz für mögliche Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine kritisiert. Kreml-Sprecher Peskow sagte in Moskau, eine solche Entscheidung würde unweigerlich zu einer weiteren Eskalation führen. Dies gelte auch für ähnliche Lieferungen aus anderen Ländern.

    Ausstellungsstück eines Taurus-KEPD-350-Marschflugkörpers im Showroom des Rüstungsunternehmens MBDA.
    Ein Taurus-KEPD-350-Marschflugkörpers (Archivbild) (picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    Merz hatte der Ukraine gestern Taurus-Lieferungen in Absprache mit den Verbündeten in Aussicht gestellt und argumentiert, die ukrainische Armee müsse nach drei Jahren Krieg gegen Russland aus der Defensive kommen. Als Option nannte Merz in der ARD die Zerstörung der wichtigsten Landverbindung zwischen Russland und der Halbinsel Krim. Dort befinde sich der größte Teil des militärischen Nachschubs für die russische Armee.
    Der CDU-Chef hatte die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern - im Gegensatz zum scheidenden Kanzler Scholz von der SPD - bereits im Wahlkampf gefordert. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Abraham unterstützte Merz' Überlegungen. Er sagte im Deutschlandfunk, eine Lieferung der Taurus-Marschflugkörper könnte eine Warnung für Präsident Putin sein, dass Angriffe wie gestern auf die ukrainische Stadt Sumy nicht länger akzeptiert würden.

    EU-Außenbeauftragte: "Müssen mehr tun"

    Auch bei einem Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg kam Zustimmung. Der niederländische Ressortchef Veldkamp sprach von einem wichtigen Signal. Ebenso äußerten sich der polnische Außenminister Sikorski und die EU-Außenbeauftragte Kallas positiv. Sie betonte: "Wir müssen mehr tun, damit die Ukraine sich selbst verteidigen kann und die Zivilisten nicht sterben müssen".
    Auch Kallas kritisierte konkret den gestrigen russischen Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Sumy mit mehr als 30 Toten und rief in dem Zusammenhang dazu auf, den Druck auf Russland maximal zu erhöhen. Andernfalls werde das Töten in der Ukraine nicht aufhören. Der Außenbeauftragten zufolge bereitet die EU auch ein 17. Sanktionspaket gegen Russland vor. Es soll beim nächsten Außenministertreffen im Mai beschlossen werden.

    Selenskyj lädt Trump in Ukraine

    Bundesaußenministerin Baerbock sprach mit Blick auf Sumy von einem furchtbaren Angriff, der deutlich mache, dass der russische Präsident Putin weiterhin die Ukraine vernichten wolle. Sie fügte hinzu, je breiter die internationale Unterstützung für die Ukraine sei, desto näher komme man auch einer Friedenslösung. UNO-Generalsekretär Guterres rief Russland auf, Angriffe auf Zivilisten sofort zu beenden.
    Der ukrainische Staatschef Selenskyj rief US-Präsident Trump auf, sich persönlich ein Bild von den Zerstörungen Russlands in der Ukraine zu machen. Wörtlich sagte er im US-Fernsehsender CBS: "Kommen Sie und sehen Sie sich die Menschen, Zivilisten, Soldaten, Krankenhäuser, Kirchen und Kinder an, die zerstört oder tot sind."
    Diese Nachricht wurde am 14.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.