Die großen Kreuzfahrtreedereien tun immer noch zu wenig für den Umweltschutz. Das war in den letzten Jahren immer wieder die Kernaussage des so genannten Kreuzfahrtrankings der Umweltschutzorganisation NABU. In diesem Jahr, so deren Schifffahrtsexperte Malte Siegert, hat sich die Situation leicht gebessert. Und Malte Siegert klingt fast schon wie der Sprecher der Rostocker Reederei Aida.
"Die Reederei Aida kommt jetzt mit einem ganz neuen Schiff, der 'AIDAnova' auf den Markt, die verfeuert in Zukunft Flüssiggas, LNG und das verbrennt in Bezug auf die Luftschadstoffe, Stickoxide, Schwefel und auch Ruß deutlich, deutlich sauberer und insofern ist das ein großer Schritt einer saubereren Verbrennung."
Meist nur Umsetzen der gesetzlichen Mindestvorgaben
Durchweg positiv beurteilt der Nabu die Luftbelastungen durch Kreuzfahrtschiffe aber nicht. Immerhin sei die "AIDAnova", die ausgerechnet heute die Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg verlässt, das bislang einzige Schiff mit einem LNG-Antrieb.
"Man muss leider sagen, dass etwa 90 Prozent aller Reedereien 'Schwarze Schafe' sind, weil die an Bord ihrer Schiffe nichts über dem ohnehin schon niedrigen gesetzlichen Maß machen. Und alle wissen aber eigentlich, dass sie ganz viel tun müssten, wenn sie einen wirklich wirkungsvollen Beitrag zum Thema 'Reduzierung Schiffsemissionen' leisten wollten. Das ist in europäischen und weltweiten Hafenstädten ein Riesenproblem."
Denn die Abgase der Schiffe würden nicht nur die Gesundheit von Passagieren und den Anwohnern der Liegeplätze, sondern auch das Klima schädigen. Die große Mehrheit der Reedereien setzt auf ihren Schiffen nur die gesetzlich vorgeschriebenen Vorgaben um. Dort laufen so genannte Scrubber, um den Schwefel aus den Abgasen zu waschen und statt Schweröl wird in Fahrtgebieten, in denen es gesetzlich vorgeschrieben ist, Marinediesel eingesetzt.
Wie in letzten Jahren auch belegen deutsche Reedereien wie AIDA, TUI und Hapag-Lloyd die ersten Plätze auf dem NABU-Ranking. Ein Grund dafür sei das hohe Umweltbewusstsein der deutschen Passagiere, die mit diesen Reedereien unterwegs sind, so Malte Siegert.
"Sauberes" Flüssiggas wird klimaschädlich gewonnen
Dass mit der 'AIDAnova' nun das erste LNG-betriebene Schiff auf dem Markt ist und rund ein Dutzend weitere vergleichsweise saubere bestellt sind, darf aber, so Siegert, nicht über die Nachteile auch dieses Treibstoffs hinwegtäuschen:
"In Bezug auf die Luftemissionen ist LNG wirklich ein großer Vorteil. Aber es hat einen ganz großen Nachteil, nämlich in Bezug auf die Klimagase. Weil sowohl bei der Förderung auch durch Fracking in den USA sehr viel Methan freigesetzt wird. Methan ist 30 Mal radikaler als CO2. Das, was ich auf der Luftschadstoffseite gewinne, das gebe ich bei der Klimaseite wieder dran."
Hans-Jörg Kunze, der Sprecher von AIDA-Cruises streitet die Klimaschädlichkeit des derzeit eingesetzten LNGs nicht ab, betont aber auch die Vorteile des Treibstoffs:
"Wir sind jetzt mit LNG an einem Punkt, wo andere gerne wären. Null Feinstaub, null Schwefel, minus 80 Prozent Stickoxide. Und wir gehen jetzt gemeinsam auch mit der Wissenschaft und der deutschen Industrie auch den nächsten Schritt. Der nächste Schritt kann sein die Betankung mit synthetischem LNG, das heißt also wirklich: klimaneutral. Die Methode heißt 'Power-to-Gas'. Die ist aber noch nicht wirtschaftlich und auch noch nicht einsatzfähig in solcher Größe."
Aber es werde daran geforscht, wie das Problem gelöst werden könne. Ebenso denke die Reederei über den Einsatz von Batterien oder Brennstoffzellen nach, die auf einem Teil der Schiffsreise eingesetzt werden könnten. In jedem Fall, so Hans Jörg Kunze, hätten die Diskussionen über die Emissionen von Kreuzfahrtschiffen das Umdenken vieler Reedereien befördert.
"Wir leben in einem Gleichgewicht zwischen Regierung, Nicht-Regierungsorganisationen, vor allem aber auch unseren Gästen und unserem eigenen Anspruch. Und das ist ganz klar, das ist eine Gemengelage, die in der öffentlichen Diskussion entsteht, in der wir uns als Pioniere bezeichnen können. Aber dafür kann man sich gar nichts kaufen, wenn unser Gast das nicht honoriert. Das ist auch unser wesentlicher Fokus neben den NGOs."