Am Ende dieses Jahres sind viele Menschen in Deutschland erschöpft von den Kriegen in der Welt. Aktuelle Erhebungen zur Nachrichtenmüdigkeit und Nachrichtenvermeidung belegen diesen Eindruck. Ukraine, Nahost, Sudan – die Bilder und Berichte von Raketeneinschlägen und gefallenen Soldaten, von zerstörten Städten, Hungersnöten und Kältewintern, von Tod und Traurigkeit, das beschäftigt viele, auch wenn die meisten Bundesbürger selbst weiterhin in ihren warmen Wohnzimmern sitzen.
Manche werden vielleicht gerade jetzt sentimental, wenn sie aus religiösen oder anderen Gründen an Weihnachten in die Kirche gehen und die jahrtausendealte Geschichte von der Ankunft eines Friedensfürsten hören.
Friedenssehnsucht und Verteidigungswille
Die Sehnsucht nach Frieden ist nachvollziehbar und verständlich. Was sollte man sich auch anderes wünschen, als dass das Kämpfen, Töten und Sterben in Gaza oder der Ukraine oder sonstwo endlich aufhören? Hierzulande ist damit aber wohl auch der Wunsch verknüpft, nicht länger von der Aggression oder dem Verteidigungswillen anderswo gestört zu werden. All diese Kriege und in besonderer Weise der in der Ukraine - sie zwingen uns nämlich dazu, uns selbst eine Frage zu stellen: Würden wir unser Land mit der Waffe in der Hand verteidigen?
Das ist die Frage, die wir beantworten müssen. Wie viel ist uns die beste Demokratie wert, die es jemals auf deutschem Boden gegeben hat? Wie wichtig sind uns Freiheit und Selbstbestimmung? Die Menschen in der Ukraine haben diese Frage längst für sich beantwortet, als sie dem Aggressor Russland die Stirn geboten haben. Wir sollten sie in ihrer mutigen Verteidigung mit allem unterstützen, was wir haben – selbstverständlich auch mit den begehrten Taurus-Marschflugkörpern.
Ein Blick in die Geschichte zeigt: Containment funktioniert, Appeasement nicht. Das nachgiebige Beschwichtigen und Telefonieren und Entgegenkommen um des lieben Friedens willen, das hilft nicht im Umgang mit expansionslustigen Potentaten und Diktatoren. Containment hingegen, also robuste Abschreckung und Eindämmungspolitik haben beispielsweise im Kalten Krieg dazu beigetragen, dass daraus kein Heißer Krieg wurde.
Zu sehr auf die USA verlassen
Die NATO, das nordatlantische Verteidigungsbündnis, ist unsere Lebensversicherung. Allerdings haben sich vor allem die Deutschen viel zu lange einfach auf den amerikanischen Schutzschirm verlassen und zu wenig in ihre eigene Verteidigung investiert. Das muss sich ändern. Nicht nur, weil Donald Trump abermals US-Präsident wird und kein Mensch weiß, wie er es mit der Bündnistreue hält.
Europa kann die militärische Potenz der USA nicht mal mittelfristig ersetzen, von den amerikanischen Kommandostrukturen in der NATO ganz zu schweigen. Aber irgendwann muss man damit eben mal anfangen – mit wesentlich mehr Geld für Verteidigung, auch wenn das an anderer Stelle fehlen wird, zum Beispiel beim Sozialstaat. Europa braucht etwa einen gemeinsamen Verteidigungsfonds, auch schuldenfinanziert. Und außerdem endlich eine gemeinsame Beschaffung.
Deutsche Illusionen
Die Deutschen haben sich lange der Illusion einer Friedensdividende hingegeben, wir haben vom Ende der Geschichte geträumt und einer Weltordnung ohne Kriege. Die hellsichtigen Mahner und Warner mal außen vorgelassen, muss man wohl sagen: Wir haben die Rechnung ohne Aggressoren wie Wladimir Putin gemacht – und wenn wir nicht wollen, dass er mit seiner imperialen Expansionspolitik durchkommt und andere motiviert, es ihm gleichzutun, dann muss das freie Europa ihm Einhalt gebieten. Die Römer hatten ein Sprichwort: Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor. Sie hatten recht – denn wer sich verteidigen kann, wird nicht angegriffen.