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Krieg in Syrien
"Russland hat das Machtspiel gewonnen"

Im Syrien-Krieg geht es nach Einschätzung des Nahost-Experten Michael Lüders nur vordergründig um einen Konflikt zwischen dem Regime und den Rebellen. Es handele sich vielmehr um einen Stellvertreterkrieg, sagte er im DLF. "Hier wird Geopolitik der primitivsten Art auf dem Rücken der Syrer betrieben."

Michael Lüders im Gespräch mit Maja Ellmenreich |
    Während einer Demonstration in Jordanien gegen die russischen Luftangriffe auf Aleppo hält ein Syrer die Flagge seines Heimatlandes hoch.
    Protest gegen die russischen Luftangriffe auf Aleppo. (picture alliance / Jamal Nasrallah/EPA/dpa)
    Für diejenigen, die die Fäden in Syrien zögen, sei das Schicksal der betroffenen Menschen "nur von untergeordneter Bedeutung". Was die Syrer wollten oder nicht wollten, sei längst unbedeutend geworden. Es gehe in dem Konflikt zudem weniger um "die Ebene Regime gegen die Rebellen". Das sei lediglich die Fassade. "In Syrien findet ein Stellvertreterkrieg statt."
    Die westlichen Staaten und ihre Verbündeten hätten versucht, das Regime von Präsident Assad zu stürzen - "nicht, weil er ein Menschenverächter wäre, sondern weil er der engste Verbündete Russlands und des Irans in der Region darstellt", betonte Lüders. Und genau aus diesem Grund wollten Russland und der Iran das Assad-Regime "um jeden Preis an der Macht behalten".
    Strategischer Sieger ist Russland
    Die Schlacht um die Stadt Aleppo zeige, dass Russland dieses Machtspiel erstmal gewonnen habe. Das sei aus westlicher Sicht sehr unerfreulich. "Deshalb versucht man zu retten, was noch zu retten ist", etwa mit der Verabschiedung von UNO-Resolutionen. "Aber im Kern ist die Entscheidung gefallen", so der Nahost-Experte. Das Regime von Baschar al-Assad werde an der Macht bleiben. "Und der strategische Sieger für den Augenblick ist Russland - und der Iran."
    Ob die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump etwas am Verhältnis Amerikas zu Russland verändern werde, da wage er keine Prognose, erklärte Lüders. Dazu sei die Politik Trumps "viel zu eratisch". Man dürfe auch nicht vergessen, dass es in den USA mächtige Gruppierungen gebe, "die an einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland nicht interessiert sind".
    Die Zukunft Syriens sei wegen der Einflussnahme der vielen Akteure "völlig offen". In dem Konflikt spiele die Geopolitik eine wichtige Rolle. "Es kann keine Straße, keine Pipeline gebaut werden - von den Golfstaaten, vom Irak in Richtung Türkei -, die nicht, wenn sie profitabel sein will, syrisches Gebiet kreuzt." Deshalb werde etwa von der Türkei und Russland ein "Kuhhandel" betrieben, kritisierte Lüders. "Das alles hat mit Menschenrecht, mit Demokratie, mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun. Hier wird Geopolitik der primitivsten Art auf dem Rücken der Syrer betrieben."