Für die Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams ist klar: Roboter, die selbstständig entscheiden, Menschen zu töten, sind ein Unding.
"Was sind das für Menschen, die denken, dass es okay ist, Waffensysteme zu schaffen, die selbstständig töten können? Ich versuche mir das vorzustellen: Menschen sitzen irgendwo in einem Raum und denken darüber nach, wie man andere Menschen effizienter töten kann, während die eigenen Soldaten zuhause bleiben. Ich frage mich, was das für die Zukunft der Menschheit bedeutet."
Nach dem Kampf gegen Landminen kämpft Jody Williams nun gegen Killerroboter, wie die Aktivisten sie nennen. Human Rights Watch, Amnesty International und viele andere Organisationen haben sich in der Kampagne zum Stopp von Killer-Robotern zusammengeschlossen. Viele namhafte Wissenschaftler unterstützen die Aktion. Mehr als 270 Ingenieure, Informatiker und Robotik-Forscher haben im Oktober einen Aufruf für ein Verbot autonomer bewaffneter Systeme unterzeichnet. Allen voran engagiert sich der britische Robotik-Professor Noel Sharkey:
"Die Roboter können Zivilisten und Militärangehörige nicht unterscheiden. Das ist sehr schwierig umzusetzen. In der Robotik versuchen wir seit über 50 Jahren, Bilderkennung und Künstliche Intelligenz einzusetzen und wir können gerade einmal einen Löwen von einem Auto unterscheiden. Die Idee, ein solches Gerät in ein Kriegsgebiet zu schicken, wo es Kinder, Frauen, Unschuldige gibt, und zu denken, es könnte zwischen denen und Soldaten unterscheiden, ist einfach nur verrückt."
Erneuerung des Protokolls zu UN-Waffenkonvention?
Die Arbeit der Menschenrechtler trägt erste Früchte. Mitte November, bei der jährlichen Konferenz der Unterzeichner der UN-Waffenkonvention in Genf, beschlossen die Teilnehmer, im kommenden Frühjahr eine viertägige Expertenkonferenz zum Thema einzuberufen. Die Aktivisten hoffen, dass dies der erste Schritt einer Entwicklung ist, an deren Ende ein neues Protokoll zur UN-Waffenkonvention stehen könnte. Wie ein früheres Protokoll schon blind machende Laserwaffen verbietet, so könnten bald auch autonome Waffensysteme verboten werden. Doch es ist keineswegs klar, ob es dazu kommt. Denn es gibt auch Gegner. Der Robotik-Experte Ronald Arkin sagte in Deutschlandradio Kultur:
"Diese Roboter sind akzeptabel, wenn sie in ähnlichen Situationen besser sind als Soldaten. Diese Systeme werden nicht perfekt sein, sie werden Fehler machen, sie werden nicht 100 Prozent ethisch handeln. Aber wenn sie ethischer handeln können als Soldaten, wenn sie darauf verzichten können, auf Zivilisten zu schießen, wird es unterm Strich weniger zivile Opfer geben. Und das ist für mich eine Frage der Menschlichkeit."
Noch - so die Argumentation - mögen die Roboter noch nicht gut zwischen legitimen und unangemessenen Zielen unterscheiden können. Aber wenn sie es in Zukunft besser könnten als Menschen, sollte man sie nicht verbieten. Gegner und Befürworter eines Verbots kämpfen an vielen Fronten. In den Vereinten Nationen beschäftigt sich nicht nur die Waffenkonvention mit dem Thema, sondern auch der Menschenrechtsrat. Der UN-Sonderberichterstatter Christof Heyns hat dem Gremium kürzlich einen umfangreichen Bericht über Kampfroboter vorgelegt.
"Ich plädiere für ein Moratorium für den Einsatz autonomer robotischer Waffen. Nicht für die Forschung an diesen Robotern, aber für deren Einsatz. Ein Moratorium, das besagt, dass Soldaten die Entscheidung, jemanden zu töten, nicht einer Maschine überlassen dürfen. So lange, bis sich ein hochrangiges Gremium mit diesem Thema detailliert auseinandergesetzt hat."
Eine entsprechende Resolution könnte der Menschenrechtsrat im kommenden Jahr auf den Weg bringen.