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Krise im Irak
Massenhinrichtungen durch terroristische Isis-Miliz

In Tikrit soll die sunnitische Isis-Miliz bei Massenhinrichtungen mindestens 160 Menschen getötet haben. Wie die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" (HRW) mitteilte, deuten ausgewertete Fotos und Satellitenaufnahmen stark auf solche Exekutionen hin.

    Tikrit ist die Geburtsstadt des früheren Diktators Saddam Hussein und seit dem 11. Juni in der Hand der Isis. Anfang Juni hatten die Kämpfer der Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (Isis) ihren Vormarsch im Irak begonnen. Inzwischen kontrollieren sie weite Teile im Norden und Westen des Landes. Ziel der Terrorgruppe ist es, nach Bagdad zu marschieren und ein Kalifat, ein islamisches Staatsgebilde unter einem religiösen Anführer, zu errichten.
    Nach Militärangaben griffen die Streitkräfte Stellungen der Aufständischen aus der Luft an. In der Umgebung der Universität von Tikrit soll es zu Schusswechseln auf beiden Seiten gekommen sein. Dort hatte die irakische Armee am Donnerstag mit Hubschraubern Spezialkräfte abgesetzt und das Gebiet nach Gefechten wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Das Gebiet um die Universität gilt als strategisch wichtiger Ausgangspunkt für die Rückeroberung der Stadt.
    Aber auch der irakischen Armee werden in mehreren Städten, darunter in Mossul und Baakuba, schwere Verbrechen vorgeworfen. Dort sollen Soldaten und schiitische Kämpfer bei Vergeltungsaktionen sunnitische Häftlinge erschossen haben.
    Bewaffnete Drohnen sollen US-Soldaten schützen
    Das US-Militär hat laut einem CNN-Bericht mit Flügen bewaffneter Kampfdrohnen über Bagdad begonnen. Das berichtete der Sender unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Regierungsbeamten. Bislang war lediglich von Flügen unbewaffneter Drohnen im Irak die Rede gewesen. Die Flugzeuge sollten aber nicht gegen Isis-Kämpfer eingesetzt werden, sondern die 180 US-Soldaten in der Gegend schützen.
    Der höchste schiitische Geistliche im Irak, Großayatollah Ali al-Sistani, hat die politischen Kräfte des Landes aufgerufen, sich schnell auf eine neue Staatsführung zu einigen. Am nächsten Dienstag findet die erste Sitzung des Parlaments statt, das Ende April neu gewählt wurde. Bis dahin müssten die Parteien über die Besetzung der wichtigsten Posten eine Einigung erzielen, ließ Al-Sistani über einen Stellvertreter mitteilen. Das berichtete das irakische Nachrichtenportal "Al-Sumaria". Der Geistliche warnte zugleich vor einem Zerfall und einer Teilung des Landes.
    Der umstrittene schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki möchte sich für eine weitere Amtsperiode wählen lassen. Führende schiitische, sunnitische und kurdische Politiker verlangen jedoch seinen Rücktritt und fordern eine Einheitsregierung. Sie machen al-Maliki für den Vormarsch der Isis verantwortlich. Al-Maliki lehnt jedoch eine sogenannte "Regierung der nationalen Rettung" ab.
    (vic/stfr)